Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
Beziehungen spielen lassen. In seiner alten Firma ist sicher ein lukrativerJob für mich zu haben. Vielleicht gehen wir sogar für ein paar Jahre ins Ausland. Wir beide – das Dreamteam. Ich verspreche dir, dass du es nicht bereuen wirst, wenn du auf mich hörst.«
»Ich verstehe«, sagte ich wieder.
»Da bin ich aber froh«, sagte Stephan. »Komm her, Olli-Molli, komm zu Papa.«
Ich machte einen Schritt zurück.
Stephan seufzte. »Bitte sei doch nicht mehr böse. Ich habe mich doch entschuldigt, oder?«
Einer von uns war hier verrückt geworden. Ich war zwar nicht besonders erfahren in diesen Dingen, aber so schnell ging man doch nicht nach einem Seitensprung wieder zur Tagesordnung über, oder? Zerbrochenes Geschirr, blaue Augen und viele Stunden Ehetherapie erschienen mir tausendmal normaler zu sein, als das, was Stephan hier abzog.
»Ich muss arbeiten«, sagte ich und flüchtete aus dem Büro in den Laden.
»Ihr könnt mich gar nicht rausschmeißen«, sagte Petra, die mitten im Weg stand. »Ich schicke sonst meinen Mann vorbei.«
»Lass mich raten«, sagte ich. »Der ist sicher Rausschmeißer in einer Disco. Oder Geldeintreiber für ein zwielichtiges Kreditinstitut.«
»Quatsch«, sagte Petra. »Der ist Rechtsanwalt.«
»Ach nee«, sagte ich. Schade, irgendwie hatte ich die Vorstellung ganz reizvoll gefunden, dass hier ein tätowierter Bär von einem Mann hereinstürmte und Stephan mal so richtig verprügelte. »Was hält dein Rechtanwalt eigentlich davon, dass du dich mit deinem Chef auf dessen Couch amüsierst?«
»Der weiß, was er an mir hat«, sagte Petra. »Ich bin schließlich die Mutter seiner Kinder.«
»Der arme Mann«, sagte ich. »Es bleibt jedenfalls dabei. Du bist gefeuert.«
»Das werden wir noch sehen«, sagte Petra.
*
Ich fand Evelyn in Gewächshaus fünf, ihre stattliche Ernte begutachtend.
»Ich dachte, du wolltest Plätzchen backen.«
»Wollte ich auch. Hast du die Küche gesehen?«
»Ja.« Die Küche war großartig geworden. Ein Traum in Cremeweiß, alles, was dunkel und wuchtig gewirkt hatte, war nun hell und luftig geworden, sogar die Zimmerdecke. »Es ist die schönste Küche, die ich jemals gesehen habe.«
»Ja, ich weiß«, sagte Evelyn unbescheiden. »Herr Kabulke und ich haben uns so viele geniale Details überlegt, dass man beim besten Willen nicht mehr erkennen kann, dass es sich um ein Siebzigerjahremodell in Eiche furniert handelt. Wie findest du die Lampen?«
»Toll«, sagte ich.
»Das klingt aber nicht gerade enthusiastisch«, sagte Evelyn. »Ach, tut mir Leid, du bist wahrscheinlich nicht gerade in Stimmung für Lobeshymnen. Und? Hast du Stephan die Harke in die Brust gerammt?«
Ich winkte ab. »Das ist er doch nicht wert.«
»Da hast du Recht«, sagte Evelyn. »Der Mann hat überhaupt keinen Wert, wenn du mich fragst.«
»Ach, das sagst du doch nur, weil Petra ihn dir vor der Nase weggeschnappt hat«, sagte ich.
Evelyn lachte. »Aber Olivia, das glaubst du doch nicht wirklich, oder?«
»Nein«, gab ich zu. Wenn Evelyn gewollt hätte, dann hätte ich wohl
ihre
Kondome in der Schreibtischschublade gefunden.
»Da bin ich aber beruhigt«, sagte Evelyn. »Ich dachte nämlich, dass du allmählich weißt, wie hervorragend mein Geschmack ist. Sonnenbankgebräunte Hypochonder sind definitiv nicht mein Typ.«
Mein Typ eigentlich auch nicht, dachte ich. Aber Stephan war ja nicht immer so. Er war mal ein richtig netter Kerl gewesen.
»Außerdem«, sagte Evelyn, diesmal ernst, »außerdem würde ich wohl kaum mit dem Bruder meines Mannes was anfangen, oder? Das hat definitiv keinen Stil.«
»Wohl nicht«, sagte ich, und eine eiskalte Hand griff nach meiner Kehle und drückte zu. Oh, was hatte ich nur getan!
Ich
hatte keinen Stil. Ich hatte mit dem Bruder meines Mannes geschlafen.
»Das würde ich schon deshalb nicht tun, weil ich dich mag«, sagte Evelyn sanft, und die eiskalte Hand drückte meine Kehle zusammen, dass ich fast keine Luft mehr bekam.
»Ich mag dich auch«, hörte ich mich krächzen, und das war die absolute Wahrheit. Ich mochte Evelyn. Ich mochte sie wirklich. Vor allem, seit ich wusste, dass sie nichts mit Stephan gehabt hatte. Sie hatte mein Haus renoviert – sonst nichts. Und was hatte ich zum Dank getan? Ich hatte mit ihrem Mann geschlafen.
Ich war Abschaum. Ich war allerekligster Abschaum. Noch schlimmer als Petra. Bei der lag das Gemeine einfach in der Natur.
Ich starrte Evelyn verzweifelt an. Wie konnte ich das nur jemals wieder
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