Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
gutmachen?
»Wie ist denn jetzt eigentlich der Schwangerschaftstest ausgegangen?«, fragte ich mit versagender Stimme. Oh mein Gott. Nicht einen einzigen Gedanken hatte ich an Evelyns Baby verschwendet, als ich mit seinem Erzeuger ins Bett gefallen war.
Ich war aller-aller-
aller
ekligster Abschaum.
»Positiv«, sagte Evelyn und lachte. »Jedenfalls für mich. Hahaha.« Als sie meinen verwirrten Blick sah, wurde sie wieder ernst: »Nein, eigentlich ist er negativ ausgefallen.«
Ich war immer noch verwirrt. »Heißt das, dass du jetzt schwanger bist?«
Evelyn schüttelte den Kopf. »Nein, bin ich nicht. Und weißt du, was? Ich werde es auch nicht mehr werden. Diese Zeit hier hat mir eins klar gemacht: Ich will überhaupt kein Kind.«
»Ehrlich nicht?«
»Nein«, sagte Evelyn. »Ich wollte noch nie eins, aber ich dachte, es gehört nun einmal zum Leben dazu. Und wenn nicht jetzt, wann dann? Aber es war eine Schnapsidee. Manche Menschen sind nun mal einfach nicht zum Kinderkriegen geschaffen.«
»Aber Oliver«, sagte ich und versuchte, mein schlechtes Gewissen zu ignorieren. »Der will doch so gerne welche.«
»Ja«, sagte Evelyn. »Er ist auch furchtbar enttäuscht. Aber er versteht es. Er versteht ja immer alles. Er ist so ein lieber Mensch, weißt du. Ich wollte ihm nicht wehtun.«
»Ja«, flüsterte ich.
Abschaum, Abschaum
, flüsterte meine innere Stimme.
Evelyn lächelte. »Ich werde ihn immer lieben, das weiß er auch. Aber er ist nun einmal nicht dazu bestimmt, der Vater meiner Kinder zu werden. Er nicht und ein anderer auch nicht. Wenn diese sechs Monate hier endlich um sind, dann werde ich mir einen neuen Job suchen. Ich bin einfach zu gut, um vom Arbeitsmarkt zu verschwinden und Windeln zu wechseln und so etwas. Am liebsten würde ich für eine Zeit ins Ausland gehen.«
»Und was ist mit deinem Drogenhandel?« Und was ist mit Oliver und unserer Gartenshow? Soll er die etwa im Stich lassen wegen Evelyns Karriereambitionen?
Lenk nicht von dir ab, du Abschaum,
flüsterte die innere Stimme.
»Auf die Dauer ist das nichts für mich«, sagte Evelyn und zwinkerte mir zu. »Obwohl wir jetzt hervorragende Mutterpflanzen haben. Mit ein bisschen Aufwand und der hydrophoben Methode könnte man in deinem Gewächshaus fünf locker 30 Kilo im Monat ernten. Das wäre dann ein Jahresumsatz von knapp einer Million Euro. Steuerfrei. Sehr verlockend, findest du nicht?«
»Nein«, sagte ich. »Bestimmt nicht. Ich bleibe lieber bei legalen Pflanzen.«
»Wie du meinst«, sagte Evelyn. »Aber diese Ernte werden wir zusammen testen.«
»Von mir aus«, sagte ich. Ich war Abschaum. Ich sollte mich mit Evelyns Cannabis zu Tode rauchen. Das hatte ich verdient.
»Ich kann aber nicht auf Lunge rauchen«, sagte ich kläglich. »Wahrscheinlich wirkt es dann überhaupt nicht.«
Evelyn lachte. »Es gibt so viele Möglichkeiten, das Zeug zu sich zu nehmen«, sagte sie. »Man muss es dochnicht rauchen. Wir werden Plätzchen daraus backen, im Internet habe ich wunderbare Rezepte gefunden.«
Auch gut. Dann würde ich mich eben mit Plätzchen zu Tode essen. Das war nicht die schlechteste Todesart.
»Leider ist es erst August«, sagte Evelyn. »Wir müssen noch bis Oktober durchhalten.«
»Bis das Cannabis plätzchenfähig ist?«
»Nein«, sagte Evelyn. »Bis wir die Millionen kassieren. Das Cannabis ist doch längst so weit. Die alten Säcke haben gestern die ersten Joints geraucht. Es ist wirklich eine super Qualität. Sogar Oliver musste das zugeben.«
»Oliver?«
»Ja, der hat auch ein paarmal gezogen. Der gute, alte Shitty.« Sie kicherte.
Oliver war also bekifft gewesen gestern Abend. Nun gut, dann hatten wir ja etwas, worauf wir alles schieben konnten: Alkohol und Shit.
»Ich sag dir Bescheid, wenn ich die Plätzchen gebacken habe«, sagte Evelyn. »Ach, und Olivia, bist du damit einverstanden, dass Herr Kakabulke die Zimmertüren abschleift und weiß streicht?«
Das würde einem potentiellen Käufer bei der Hausbesichtigung vermutlich positiv auffallen. Mir traten Tränen in die Augen.
»Er arbeitet doch so gern mit dem Winkelschleifer«, sagte Evelyn, die immer noch auf eine Antwort wartete.
»Ach, Evelyn, wozu die ganze Mühe, wenn Stephan doch alles verkaufen will?«
»Das kann er doch gar nicht allein entscheiden«, sagte Evelyn. »Also, ich würde das hier auf keinen Fall verkaufen.«
»Aber du fandest es immer furchtbar«, sagte ich.
»Jetzt nicht mehr«, sagte Evelyn bestimmt. »Es steckt eine Menge
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