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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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all die am Boden verstreuten Haarnadeln aufzulesen, sondern steckte ihr Haar so gut wie möglich mit den wenigen noch verbliebenen Nadeln auf und verbarg die wirre Frisur rasch unter dem furchtbaren Hut.
    Nachdem das vollbracht war, hätte er ihr am liebsten alles sogleich wieder ausgezogen. „Sobald wir verheiratet sind“, meinte er, „will ich als Erstes bis auf den letzten Fetzen alles verbrennen, was du bislang deine Garderobe nennst.“
    „Wir werden nie verheiratet sein“, entgegnete sie. „Ich habe eine gewisse Schwäche für dich. Meine Gefühle sind sehr in Aufruhr geraten. Das mag der Grund dafür sein, dass ich zeitweilig vergesse, was sich als anständiges Verhalten schickt, aber nie könnte ich vergessen, weshalb du hier bist.“
    „Ich erwarte auch nicht, dass du es vergisst“, meinte er. „Ich möchte dich nur bitten, mich nicht zu unterschätzen. Denn ich weiß, dass es eine Lösung gibt.“
    Sie schloss die Augen und seufzte tief, öffnete sie dann wieder und sagte: „Glaubst du vielleicht, ich hätte nicht längst versucht, eine Lösung zu finden? Ich kenne Longledge besser als du, und ich habe gesucht und gesucht und die Angelegenheit gedreht und gewendet. Glaubst du, ich würde diesen unsäglichen Brief an Lord Gordmor geschrieben haben, wenn ich eine andere Lösung für möglich hielte?“
    Da fiel ihm wieder ein, weshalb er gekommen war - oder zumindest weshalb er auch gekommen war, der vernunftbestimmte Teil. Er musste es ihr sagen. Er konnte nicht zulassen, dass sie es zuerst aus den Zeitungen am Mittwoch erfuhr. „Mirabel, ich wünschte, du hättest ihm nicht geschrieben“, fing er an. „Ich wünschte, du hättest mir vertraut. Du hast eine Situation heraufbeschworen, in der uns keine Zeit mehr bleibt, noch Alternativen zu erwägen.“
    Er hielt inne und zögerte. An sich war er gekommen, um sie zu warnen, doch dabei hatte er ganz vergessen, was er Gordy schuldig war. Sie zu warnen käme einem Vertrauensbruch an seinem Freund gleich. Und doch musste Alistair sie warnen: Es wäre unehrenhaft ihr gegenüber und die schlimmste Art von Hintergehung, wenn er es nicht tat.
    „Dein Freund wird zweifelsohne so bald wie möglich das Kanalkomitee einberufen wollen“, unterbrach sie seine Gedanken, und ihre zuvor noch so sanfte und sinnliche Stimme klang nun wieder kühl und sachlich. „Wenn er klug ist, wird er den Zeitungen noch heute die Bekanntmachung zukommen lassen, um sicherzugehen, dass sie diesen Mittwoch im Derby Mercury erscheint.“
    Sie wusste es schon. Natürlich wusste sie es. Sagten denn nicht alle, dass sie ein gutes Händchen fürs Geschäft habe? Sie wusste, wie man derlei Dinge anging. Und sie schien auch zu wissen, dass die Bestimmungen des Parlaments es vorsahen, dass die Einberufung des Kanalkomitees sowohl in der London Gazette als auch in der Regionalzeitung bekannt gegeben werden musste. Waren es derlei Spitzfindigkeiten, in die sie kürzlich vertieft gewesen war? War das der Inhalt der juristischen Dokumente auf ihrem Schreibtisch gewesen? Hatte sie bereits damit begonnen, sich einen Plan zu überlegen, wie sie ihm rechtliche Hindernisse in den Weg legen konnte?
    Alistair sagte sich, dass er der Versuchung widerstehen müsse, sie auszufragen. Was sie betraf, so würde Gordy seine eigenen Nachforschungen anstellen müssen. Und sie würde selbst nachforschen müssen, was Gordy anbelangte.
    Wie zum Teufel sollte ein Mann denn in einem so kompliziert gelagerten Fall noch wissen, auf wessen Seite er stand?
    „Er wünscht auf keinen Fall, kostbare Zeit verstreichen zu lassen“, wich Alistair diplomatisch aus. „Doch du solltest mir vertrauen, dass ich mich für eine wahrhaft gerechte Vorgehensweise einsetzen werde.“
    „Wenn du wünschst, dass es gerecht zugeht, solltest du nach London zurückkehren“, erwiderte sie. „Ich hatte angenommen, du seist schon längst dorthin aufgebrochen.“
    „Ja, ich weiß, dass du mit meiner Abreise gerechnet hast -oder vielmehr wohl damit, dass ich zurückgeholt würde, wahrscheinlich in einer Zwangsjacke.“
    „Auf dir lastet ein sehr großer Druck, wenngleich du dir das nicht eingestehen magst“, beschied sie, „denn du kannst unmöglich zugleich meine und Lord Gordmors Interessen vertreten - sie sind schlicht unvereinbar. Kein Wunder, dass du ständig vom Krieg träumst, wenn du doch fortwährend mit dir selbst kämpfst.“
    Sie kam näher und nahm seine Hände in die ihren. „Ich kümmere mich seit über zehn Jahren

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