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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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Geschmack deine Zustimmung findet.“ Sie sprach ungewohnt hastig. „Tante Clothilde wird mit mir einkaufen gehen. Davor hat mir schon lange gegraut, denn es beansprucht immer außerordentlich viel Zeit - und ich hätte doch so viel zu tun gehabt mit meinen politischen Machenschaften. Aber nun habe ich ja auf einmal ganz viel Zeit zum Einkäufen.“ Sie lächelte ihn an. „Für meine Aussteuer.“
    „Nein, nein, nein“, wandte er rasch ein.
    Ihr verwunderter Blick begegnete dem seinen.
    „Ja, natürlich wirst du für deine Aussteuer einkaufen“, beschwichtigte er sie. „Aber später - gemeinsam mit mir.“
    „Mein Geschmack findet demnach nicht deine Zustimmung“, stellte sie fest.
    „Mit dieser einzigen Ausnahme“, er deutete auf ihr Nachtgewand, „hast du leider noch nie nennenswerten Geschmack bewiesen. Das ist allerdings nicht der eigentliche Grund. Ich möchte nicht, dass du dein Anliegen aufgibst.“
    „Alistair“, sagte sie, und noch nie hatte sein Vorname so wunderbar für ihn geklungen wie nun, da er ihn in ihrer samtweichen Stimme gesprochen hörte. Und mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er hier, mit ihr und durch sie, ein anderer und besserer Mann war.
    Sie legte ihm die Hand an die Brust. „Bitte bedenke, dass es mein Anliegen war, den Bau des Kanals zu verhindern“, erinnerte sie ihn. „Und das würde, wie ich nun erfahren habe, den finanziellen Ruin sowohl deines besten Freundes als auch deiner beiden jüngeren Brüder bedeuten. Das kann und will ich nicht verantworten - und schon gar nicht wegen eines schmalen Wasserwegs, der gerade einmal zwanzig Meilen lang ist.“ „Es gibt noch eine bessere Lösung“, beharrte er. „Es gibt sie, irgendwo in den Tiefen meines Verstandes verborgen. Aber ich werde sie niemals finden, wenn du mich nicht weiterhin forderst und auf die Probe stellst.“
    Er fasste sie sanft bei den Schultern und blickte in ihre dämmrig blauen Augen. „Mein ganzes Leben lang ist alles immer viel zu einfach für mich gewesen“, sagte er. „Stets konnte ich gewiss sein, dass jemand da sein würde, der meine Probleme für mich löste. Folglich musste ich nie ein Wagnis eingehen. Nichts war von so großer Bedeutung, als dass ich mich dafür hätte anstrengen müssen. Nichts hat mir jemals Verstand oder Ideen abgefordert. Bis jetzt - bis du in mein Leben getreten bist. Du lässt einfache Lösungen nicht gelten und machst es mir niemals leicht. Du hast mich dazu gebracht, Dinge zu hinterfragen. Deinetwegen habe ich begonnen nackzudenken, Pläne zu machen und Vorsätze zu fassen. Du darfst nun nicht einfach aufgeben. Noch nie war ich so sehr von Problemen geplagt und bedrängt wie jetzt - doch ich merke, wie gut mir das bekommt. So zuversichtlich und lebendig habe ich mich nicht mehr gefühlt seit ... ach, ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern! Verstehst du das, mein geliebtes, eigensinniges Mädchen? Ich brauche diese Herausforderung.“
    Sie betrachtete ihn auf ihre freimütige Art und bemühte sich gar nicht erst zu verbergen, dass sie versuchte, aus ihm schlau zu werden. Schließlich sagte sie: „Oh.“ Und dann noch: „Oh ja, das verstehe ich durchaus.“ Sie lächelte und strahlte über das ganze Gesicht. „Du ahnst gar nicht, wie erleichtert ich bin."
    Sie küsste ihn kurz und heftig auf den Mund - so, wie er sie an jenem Tag am Mausoleum zum Abschied geküsst hatte -und eilte dann in ihren flatternden Rüschen und Spitzen davon.
    Ohne Aufmerksamkeit zu erregen, gelangte Mirabel zurück in ihr Zimmer und huschte ins Bett, wenngleich sie wusste, dass sie kein Auge zutun würde.
    Bald darauf vernahm sie um sich herum Unruhe, hörte Schritte, die geschäftig hin und her eilten, und das aufgeregte Flüstern verhaltener Stimmen. Der Himmel war jedoch noch immer von nächtlichem Grau und die Sonne noch nicht aufgegangen. Dann klopfte es an die Verbindungstür, die von ihrem Zimmer in jenes von Mrs. Entwhistle führte, und sogleich erschien schon besagte Dame selbst auf der Türschwelle, gekleidet in eine wunderliche Vielfalt von Rüschen und Bändern. Obgleich dies kaum mehr möglich scheinen wollte, so war ihr Nachtgewand doch gar noch frivoler als Mirabels Haremskostüm.
    „Meine Liebe, es tut mir furchtbar leid, so hereinzuplatzen“, entschuldigte sie sich. „Aber Jock ist soeben mit einer beunruhigenden Nachricht eingetroffen.“
    Papa. Es musste etwas passiert sein!
    Mit wild klopfendem Herzen sprang Mirabel aus dem Bett, warf sich ihren

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