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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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geschwind hinaufgetrieben, wie sie es nur irgend wagten, und waren den anderen nun weit voraus, die Stück für Stück den zerklüfteten Hang absuchten und dabei unter Büschen, hinter Gesteinsbrocken, in Höhlen und Felsspalten nach Papa Ausschau hielten.
    Die Mine lag verlassen da. Nicht einmal ein Nachtwächter war zu sehen.
    Keine Zeugen, dachte Mirabel. Nachdem er den Vorarbeiter entlassen und den restlichen Männern vorerst freigegeben hatte, würde Finch hier tun und lassen können, was er wollte.
    Sie wollte sich gar nicht erst vorstellen, was bereits geschehen sein könnte.
    „Ich möchte mir zunächst einmal die Hütte des Vorarbeiters anschauen“, meinte Alistair. „Vorhin war mir, als hätte ich Rauch aus dieser Richtung kommen sehen.“
    Mirabel folgte ihm zu der kleinen Kate, die noch ungefähr eine halbe Meile entfernt lag. Dort angekommen, stiegen sie von ihren Pferden, und Alistair versuchte vorsichtig, die Tür zu öffnen. Sie gab sofort nach.
    Die Hütte war kaum besser als die bescheidenen Unterkünfte der Minenarbeiter. Im Schein der Kerze, die Alistair angezündet hatte, erkannten sie einen einzigen, spärlich eingerichteten Raum mit einer kleinen, stark verrußten Feuerstelle. Es roch noch immer nach Rauch, was darauf schließen ließ, dass sich bis vor Kurzem hier jemand aufgehalten haben musste. Auf dem Feldbett fehlten Kissen und Decken. Auf einem schmalen Brett über der Feuerstelle standen einzelne Geschirrstücke und auf dem schäbigen Tisch eine leere Weinflasche.
    „Fällt dir etwas auf?“, fragte Alistair. „Irgendetwas, das deinem Vater gehört? Irgendein Anhaltspunkt, dass er hier gewesen sein könnte?“
    Mirabel ging langsam in dem kleinen, schmutzigen Raum umher und sah sich nach einer Spur ihres Vaters um. Wenn Papa nicht hier war, lag er vielleicht schon längst in irgendeinem verlassenen Bergwerksschacht. Ihm würde elend zumute sein, er hätte Hunger und Schmerzen und würde frieren. Wie lange konnte ein Mann, der auf die sechzig zuging und üppige Mahlzeiten und allerlei materielle Annehmlichkeiten gewohnt war, wohl unter solchen Umständen überleben?
    Wenn er denn überhaupt noch lebte.
    Sie hätte Finch anklagen sollen, als sich ihr die Gelegenheit geboten hatte. Sie hätte niemals zulassen dürfen, dass Gefühlsverwirrungen ihre Urteilskraft so sehr trübten. Sie hätte mehr Rückgrat beweisen sollen.
    Schließlich hielt sie sich an, endlich damit aufzuhören, sich wegen der Vergangenheit Vorwürfe zu machen. Es führte zu nichts. Was zählte, war die Gegenwart. Dennoch musste die Besorgnis ihr vom Gesicht abzulesen gewesen sein, denn Alistair sprach nun sehr entschieden zu ihr.
    „Ich möchte dich bitten, nicht auf solch ungute Gedanken zu verfallen“, meinte er. „Du hast mir Finch als einen habgierigen und unaufrichtigen Zeitgenossen beschrieben. Was hätte er davon, wenn er deinem Vater ein Leid zufügte?“
    „Rache“, erwiderte sie. „Er könnte sich an mir rächen.“ „Rache bringt ihm aber nichts ein“, gab Alistair zu bedenken. „Ich gehe davon aus, dass er alles stets im Hinblick auf einen Gewinn macht.“ Er hob die leere Weinflasche hoch und roch daran. „Er trinkt guten Wein - wahrscheinlich aus Gordys Beständen entwendet.“ Alistair wollte die Flasche gerade zurückstellen, als er auf einmal verharrte, die Flasche noch in der Hand, und auf den Tisch starrte.
    Mirabel trat neben ihn. Etwas funkelte in einer der zahlreichen Ritzen, von denen die Holzplatte durchzogen war. Alistair holte sein Taschenmesser hervor und versuchte, den Gegenstand aus dem schmalen Spalt herauszubekommen.
    Ein goldener Zahnstocher.
    Er reichte ihn Mirabel. „Bestimmt von deinem Vater, meinst du nicht auch?“
    Sie betrachtete ihn genau. „Er könnte von Papa sein. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Caleb goldene Zahnstocher benutzt, wenngleich es natürlich möglich ist. Dem Vorarbeiter gehört er gewiss nicht. Vielleicht ...“ Sie verstummte, als Alistair sich abermals über die Tischplatte beugte und etwas entdeckt zu haben schien.
    „Hier ist etwas eingeritzt worden“, stellte er fest. „N. T. Und soll das ein H sein?“
    Mirabel blickte angestrengt auf die winzigen Zeichen, die in vertikaler Abfolge verliefen und kaum zu erkennen waren. Leicht hätte man die Buchstaben auch einfach nur für Kratzer halten können. „Es könnte auch ein N sein“, meinte sie nach eingehender Betrachtung.
    „N. T. H oder N. Dann ein M, ein L und ein Rechteck, das sowohl

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