Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
Vom Netzwerk:
ein O oder ein D sein könnte.“
    Er betrachtete die Buchstaben eine Weile, während Mirabel sich mögliche Wörter zu überlegen versuchte. „Vielleicht ist es ein Code?“, schlug sie schließlich vor.
    Alistair schüttelte den Kopf. „Warum sollte die Nachricht codiert sein ? Sicher hat dein Vater sie hinterlassen ... “ Er brach mitten im Satz ab, und sein Blick schien sich in weiter Ferne zu verlieren.
    „Was ist denn?“, wollte Mirabel wissen.
    „Northumberland“, sagte er. „Bedenke, dass Finch Gordys Verwalter ist. Gordy unterhält seinen Familiensitz kaum noch, hat die meisten Bediensteten entlassen, und Finch wird die wenigen verbliebenen wohl ganz nach seinen Interessen handverlesen haben. Gordy selbst war schon seit Jahren nicht mehr dort oben. Er meint, es schlage ihm nur aufs Gemüt.“
    Das konnte Mirabel Lord Gordmor gut nachfühlen. Wahrscheinlich hatte Finch seinen Familiensitz ebenso in den Ruin getrieben, wie es ihm beinahe mit dem Anwesen ihres Vaters gelungen wäre.
    „Wir müssen die Minenschächte durchsuchen lassen“, sagte Alistair, „aber ich denke, dass wir beide besser weiter nach Norden ziehen. Ich bin mir ganz sicher, dass dein Vater diese Nachricht hinterlassen hat. Die Platte ist frisch abgehobelt, die Buchstaben müssen also erst kürzlich dort eingeritzt worden sein.“
    „Vielleicht ist es ein Trick.“
    „Glaubst du wirklich, dass Finch so schlau ist?“
    Mirabel überlegte kurz. „Ich weiß es nicht. Seit ich ihn entlassen habe, bin ich Finch nicht mehr begegnet. Und damals war ich noch sehr jung, und meine Gedanken waren zumeist anderswo. Vielleicht ist er ja schlau. Doch andererseits - wenn er zu so einem brillanten Täuschungsmanöver fähig wäre, weshalb ist es ihm dann nicht einmal gelungen, ein zwanzigjähriges Mädchen zu täuschen, das vor allem damit beschäftigt war, die Liebe seines Lebens zu verlieren?“
    „Wenn du geglaubt hast, dass Poynton die Liebe deines Lebens sei, hätte dir wohl jeder Dummkopf Sand in die Augen streuen können“, bemerkte Alistair trocken.
    Trotz der Sorge um ihren Vater musste Mirabel lächeln. „Ja, gewiss. Wie gut, dass du mich darauf hinweist. Ganz offensichtlich überschätze ich Finchs Intelligenz.“
    Da Caleb sich für einen tiefsinnigen und klugen Menschen hielt, stimmte es ihn immer sehr verdrießlich, einen Fehler eingestehen zu müssen. Doch es ließ sich nicht länger leugnen -er hatte die Wirkung einer recht großzügig bemessenen Dosis Laudanum falsch eingeschätzt.
    Statt bewusstlos zu werden - oder gar zu sterben -, begann der lästige Alte nun zu spucken und zu speien.
    Und Jackson, dieser mitleidige Besserwisser, hielt sogleich den Karren an, „weil die Bewegung ihm Unwohlsein bereitet, sehen Sie das denn nicht?“. Diese feinen Herren hätten nun einmal einen empfindlichen Magen, meinte Jackson. Wahrscheinlich hatte Mr. Oldridge die einfache, ländliche Kost nicht gut verdauen können, die er zum Frühstück bekommen hatte, oder der Pudding mit Rindfleisch und Nierchen war ihm aufgestoßen, oder aber die gebratenen Scheiben Schmalzpudding, die er zum Tee verzehrt hatte. All das suche ihn nun wieder heim und lasse ihm keine Ruhe - ganz so wie der Geist während des Festbanketts in Macbeth. Seit Jackson das Stück vor Kurzem in London auf der Bühne gesehen hatte, kam er sich selbst fast ein bisschen wie ein Gelehrter vor.
    Und so verbrachten sie eine Stunde damit zu warten, bis der Alte alles wieder von sich gegeben hatte, und danach kamen sie auch kaum voran, weil Jackson neben dem Karren herlief, mit dem Alten redete und ihm eine gute Tasse heißen Tee versprach, sobald sie Ledgemore erreichten, wo die Kutsche bereitstehen würde.
    Eine Schnecke hätte sie mit Leichtigkeit überholen können.
    Im Schneckentempo krochen sie stundenlang durch den bewaldeten Teil des Berges, während das Wetter schon wieder Anstalten machte, ganz unwirtlich zu werden, und Calebs Laune von Minute zu Minute unerfreulicher wurde. Davon unbeeindruckt lag der Alte auf dem Karren zusammengerollt und schlief mittlerweile tief und fest wie ein Baby, und Jackson lief immer noch neben ihm her, als ob er sein Kindermädchen wär.
    Aber als Jackson dann kurz beiseitetrat, um einem dringenden Bedürfnis nachzukommen, sprang Oldridge plötzlich vom Karren herunter und rannte davon.
    Es geschah so unerwartet, dass keiner von beiden darauf vorbereitet war. Jackson brauchte zudem noch einen Augenblick, um sein Geschäft zu beenden und

Weitere Kostenlose Bücher