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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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nachgeben und ihn vollends unter sich begraben.
    Alistair blickte hinauf in das Gesicht, das er in der Dunkelheit kaum erkennen konnte. Doch er brauchte es gar nicht deutlich zu sehen. Sie hatte sich seinem Herzen und seiner Erinnerung eingeprägt. „Ich liebe dich“, sagte er.
    Mirabel wusste nur zu gut, was geschehen würde und weswegen Alistair diese drei Worte zu ihr gesagt hatte.
    Der Schacht würde über ihm einstürzen und ihn lebendigen Leibes begraben.
    Wie aus weiter Ferne nahm sie eine Stimme hinter sich wahr. Eine ihr unbekannte Stimme, die zu ihrem Vater sprach. Aber sie konnte kein Wort verstehen, und es war ihr auch gleichgültig. Ihr ganzes Bewusstsein war einzig auf den Mann dort unten gerichtet. Das Herz pochte ihr wie wild, und das Blut rauschte ihr tosend in den Ohren. Irgendwie musste es ihr gelingen, zu ihm hinunterzugelangen.
    Dann hörte sie Papa rufen: „Alles in Ordnung, meine Liebe. Wir haben das Seil durch die Steigbügel gezogen. Das Pferd wird ihn herausziehen. Während ich das Pferd führe, kümmerst du dich um Mr. Carsington.“
    „Das Seil ist nass“, ließ Alistair sich von unten vernehmen. „Ich kann mich nicht selbst daran hochziehen, und die Schachtwände werden wohl einstürzen, sobald ich versuche, daran mit Händen und Füßen Halt zu finden.“
    „Nein, Sir, versuchen Sie das besser nicht“, meinte der Fremde eilig. Er legte sich neben Mirabel bäuchlings auf den Boden. „Überlassen Sie es uns, Sie da herauszuziehen.“
    Sie ließen noch etwas mehr Seil hinunter, und der Mann wies Alistair an, es sich zunächst um die Taille zu schlingen und dann um eine seiner Hände.
    „Wir werden Sie schon zutage befördern“, meinte er zuversichtlich.
    Mirabel fand keine Worte. Sie wagte kaum zu atmen. Ohne nachzudenken, tat sie, was von ihr verlangt wurde.
    Es ging entsetzlich langsam voran, und zweimal rutschte Alistair zurück in die Tiefe, aber mithilfe des Fremden bekamen sie ihn schließlich zu fassen. Mirabel kam es vor, als sei eine halbe Ewigkeit vergangen, bis seine eiskalten Finger sich endlich um ihre Hand schlossen.
    Einen Augenblick später hatten sie ihn auch schon ganz hochgezogen und über den Rand gehievt. Er war schlammverschmutzt und völlig durchnässt und litt wahrscheinlich furchtbare Schmerzen, aber er war in Sicherheit, und nun erst wagte Mirabel, wieder aufzuatmen.
    Sie schlang ihre Arme um ihn und spürte, wie die Erde unter ihr bebte. Alistair zog sie mit sich fort, und gleich darauf stürzte der Schacht ein.
    Schweigend sahen sie zu, wie die Erde Caleb Finch verschlang.
    Eine ganze Weile danach sprachen sie noch immer kein Wort. Sie starrten fassungslos auf die Unglücksstelle und wandten sich dann ab.
    Nachdem sie Mr. Oldridge auf eines der Pferde geholfen hatten, brach der Fremde schließlich das Schweigen.
    „Es tut mir leid, Sir“, sagte er zu Alistair.
    „Jackson?“, vergewisserte sich dieser. „Mir war, als ob ich Ihre Stimme erkannte.“
    „Ja, Sir“, erwiderte Jackson. „Es tut mir aufrichtig leid, Sir. Dies alles ist nur meine Schuld - ganz allein meine Schuld aber es war nie meine Absicht, dass es so weit kommen würde. Das müssen Sie mir glauben.“

20. KAPITEL
    Alistair beabsichtigte nicht, auf Oldridge Hall zu bleiben. Jacksons Geständnis stellte ihn keineswegs zufrieden, und er wollte in Ruhe darüber nachdenken. Wenn es sich so verhielt, wie er befürchtete, wäre es mit seiner Ehre unvereinbar, Mr. Oldridges Gastfreundschaft anzunehmen. Außerdem gewann Alistairs Denken ohnehin beachtlich an Klarheit, je weiter er von Mirabel entfernt war.
    Doch Mr. Oldridge erwies sich als erstaunlich beharrlich. Sie waren nach Oldridge Hall zurückgeritten, und Alistair - fest entschlossen, unverzüglich weiter nach Bramblehurst zu reiten und Captain Hughes zur Last zu fallen - versuchte, die Dankesbezeugungen des alten Mannes abzutun und charmant seine Einladung auszuschlagen.
    „Nein, nein“, entgegnete Mr. Oldridge. „Es bereitet Ihnen doch nur Ungemach, nun noch weiterzureiten. Ich kann Sie unmöglich in diesem Zustand durch die halbe Nachbarschaft schicken. Jetzt sind Sie hier, und zweifelsohne hat Benton schon Anweisung gegeben, uns heiße Bäder zu bereiten. Er denkt einfach an alles, müssen Sie wissen. Sie werden jetzt baden, und dann schlafen Sie, und rechtzeitig zum Abendessen wecken wir Sie wieder. In der Zwischenzeit wird jemand Ihren Kammerdiener ausfindig machen, und falls wir ihn nicht finden sollten, so müssen Sie

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