Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
Vom Netzwerk:
oben schleppen zu lassen“, meinte Alistair.
    Er ließ sich in einen Sessel vor dem Kaminfeuer fallen und begann, sein erbostes Bein zu massieren. Währenddessen schilderte er seinem Kammerdiener die Tücken des Tages - wohlbemerkt unter Auslassung seiner befremdlichen Reaktion auf Miss Oldridge.
    „Es tut mir leid, Sir, dass Sie bei diesem Wetter einen so langen Weg ganz umsonst gemacht haben“, bemerkte Crewe. „Soll ich Ihnen vielleicht eine Flasche Wein und etwas zu essen holen?“
    „Ich bin bereits mehr als reichlich verpflegt worden“, erwiderte Alistair. „Mr. Oldridge scheint zwei große Leidenschaften zu haben: die Botanik und sein Abendessen.“
    „Das ist wohl wahr, Sir. Die hiesigen Diener haben mir einhellig berichtet, dass er noch nie zu spät zum Abendessen erschienen ist, sich dafür aber in jeder anderen Hinsicht verspätet oder gleich ganz abwesend ist.“
    „Ich wäre besser hiergeblieben und hätte mir das Gerede der Dienstboten angehört“, stellte Alistair fest und sah gedankenverloren in die Flammen. „Ich war schlecht auf die Begegnung vorbereitet.“ Die glühenden Kohlen weckten in ihm Erinnerungen an Miss Olridges Haar - wie es im Schein der Kerzen mal golden geschimmert und dann wieder feurig rot geleuchtet hatte. „Seine Tochter ...“ Er zögerte. „Für ihr Alter vertritt sie ihre Ansichten recht entschieden.“
    „Es heißt, sie sei eine sehr außergewöhnliche Dame, Sir.
    Das muss sie wohl auch sein, wenn sie ein so großes Anwesen führt und die Aufgaben ihres Vaters versieht.“
    Alistair blickte auf und sah seinen Kammerdiener fragend an. „Miss Oldridge führt das Anwesen?“
    „Sie kümmert sich um alles. Mir wurde erzählt, dass ihr Verwalter ohne ihre Zustimmung kaum zu atmen wagt. Sir, geht es Ihnen nicht gut? Vielleicht sollte ich doch besser etwas Wein holen. Oder eine heiße Würzmilch - denn sicher wünschen Sie nicht, ausgerechnet jetzt eine Erkältung zu riskieren, wo Sie doch so viel zu tun haben.“
    Wenngleich er sich keineswegs krank fühlte, ließ Alistair seinen Kammerdiener gehen, damit er ihm eines seiner Milchgebräue bereite.
    Derweil nutzte Crewes Herr die Zeit, um in Ruhe das soeben Gehörte zu verdauen.
    Das schlecht gekleidete, vorlaute Mädchen mit dem feuerroten Haar führte eines der größten Anwesen in Derbyshire!
    „Nun, irgendjemand muss es ja machen“, brummelte er nach einer Weile, als er sich mit der neuen Situation abgefunden hatte. „Er kümmert sich offensichtlich nicht darum. Wie sie schon sagte: Wenn es nichts Botanisches ist, wird er ihm keine Aufmerksamkeit schenken.“
    Auf einmal bemerkte er, dass Crewe bereits mit dem heißen Getränk neben ihm stand. „Hatten Sie etwas gesagt, Sir?“ „Wie alt ist sie?“, wollte Alistair wissen. „Ganz sicher kein junges Mädchen mehr. Ein Mädchen könnte unmöglich ... Warum ist es mir nicht aufgefallen?“ Er schüttelte den Kopf und nahm die Tasse von seinem Kammerdiener entgegen. „Hat die redselige Dienerschaft zufälligerweise auch erwähnt, wie alt Miss Oldridge ist?“
    „Einunddreißig", antwortete Crewe.
    Der Schluck Würzmilch, den Alistair gerade genommen hatte, landete geradewegs in der Luftröhre. Nachdem er aufgehört hatte zu husten und wieder zu Atem gekommen war, brach er in Gelächter aus. Was blieb ihm anderes übrig - der Witz ging auf seine Kosten.
    „Einunddreißig“, wiederholte er.
    „Seit letztem Monat, Sir.“
    „Ich dachte, sie sei noch ein junges Mädchen“, sagte Alistair. „Jeder würde das gedacht haben. Ein schlankes, junges Mädchen mit einem Schopf kupferroten Haars und großen blauen Augen und einem solchen Lächeln ..." Er blickte auf die Tasse in seinen Händen, und bei der Erinnerung verging ihm sein eigenes Lächeln. „Der Herr möge uns beistehen. Der Kanal ... alles hängt von ihr ab.“

3. KAPITEL
    Am nächsten Morgen brach Mirabel mit zwei Dienern bei noch immer bedecktem Himmel auf, um nach Mr. Carsingtons sterblichen Überresten Ausschau zu halten.
    Ohne auch nur einen einzigen Leichnam am Wegesrand zu finden, erreichten sie Matlock Bath, wo die Postmeisterin sie wissen ließ, dass der Gentleman gestern Abend wohlbehalten zurückgekehrt und in Wilkerson’s Hotel zu finden sei.
    Die Wahl überraschte Mirabel. Sie hatte angenommen, er wäre im besten Haus vor Orte abgestiegen, dem Old Bath oben am Hang. Stattdessen hatte er das Wilkerson’s gewählt, das an der South Parade gelegen und damit dem Lärm und Schmutz der von

Weitere Kostenlose Bücher