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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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Dunkel der Nacht friedlich daliegende Landschaft. So leidenschaftlich ereiferte sie sich darüber, ihrem Nachbarn vor Augen zu führen, was alles sie in ihre Anwesen und Ländereien investiert hatten und den Bewohnern der umliegenden Höfe schuldig waren, dass Mirabel alles um sich herum vergaß. Folglich bemerkte sie auch nicht, dass sie Gesellschaft bekommen hatten, bis auf einmal eine tief brummende Stimme sie aus ihren Ausführungen riss.
    „Da ich mir gut vorstellen könnte, Miss Oldridge, dass Sie nach Ihrer langen Rede recht durstig sind, habe ich mir die Freiheit erlaubt, Ihnen eine Tasse Tee zu bringen“, ließ Mr. Carsington sich hinter ihr vernehmen.

5. KAPITEL
    Mirabel wandte sich so unvermittelt um, dass sie beinahe Teetasse und Untertasse zu Boden befördert hätte, die er ihr hinhielt. Aber Mr. Carsington wich ihrem Ungestüm geschickt aus. Welche Schäden auch immer ihm von seinen Kriegsverletzungen geblieben waren, seine Reflexe hatten sich zumindest nicht verlangsamt.
    „Ah ja, der Tee steht bereit“, atmete Captain Hughes erleichtert auf. „Vortrefflich. Ich könnte jetzt gut eine Stärkung vertragen.“ Und damit flüchtete er sich zu seiner Gastgeberin.
    Mirabel hatte derweil ihre Fassung zurückgewonnen und nahm den Tee ruhig entgegen.
    „Ich hoffe, er ist noch nicht zu sehr abgekühlt“, meinte Mr. Carsington. „Ich stand schon eine Weile hier, weil ich Sie nicht zu unterbrechen wagte.“
    „Sie haben gelauscht“, stellte sie fest.
    Er nickte. „So könnte man sagen. Ich kam schier um vor Neugier und musste unbedingt wissen, was Ihre Leidenschaft so sehr zu wecken vermochte.“
    Seine Stimme war in so tiefe Lagen abgesunken, dass sie fast nur mehr als leise brummender Unterton zu vernehmen war. Mirabels Pulsschlag beschleunigte sich proportional zu ihrer stetig steigenden Körpertemperatur.
    Er blickte vielsagend zu Boden. „Während Ihrer regen Fürsprache haben Sie recht viele Haarnadeln gelassen. Ich bin mir noch nicht schlüssig, ob Ihnen das zum Vorteil gereicht oder nicht.“ Er ließ seinen verhangenen Blick betont langsam über den Rock ihres Kleides wandern, verweilte kurz auf dem Oberteil und schweifte dann gemächlich weiter zu ihrer Frisur.
    Mirabel spürte förmlich, wie sein golden schimmernder Blick tastend über sie hinwegglitt - über den schweren Seidenstoff und durch ihn hindurch, durch das Buckramkorsett, den flanellfarbenen Unterrock und die aus Seidengarn gestrickten Beinkleider-, bis auf die Haut hindurch, die ihr mit einem Mal prickelte und glühte.
    „Ist mein Haar wieder am Herunterfallen?“, fragte sie beherrscht. „Wie ärgerlich. Ich wünschte, Sie würden meine Zofe endlich in den fachmännischen Umgang mit Haarnadeln einweihen. Wahrscheinlich haben Sie das ebenfalls in Oxford gelernt. Wie Sie sehen, war meine gute Lucy leider nicht auf einer Universität.“
    „Auf der Universität hätte sie zumindest gelernt, ein paar Gläschen zu vertragen“, bemerkte er. „Denn offensichtlich war sie betrunken, als sie Ihnen das Haar frisiert hat. Aber lassen Sie mich ein kleines Missverständnis klären, Miss Oldridge. Ich habe nicht auf der Universität gelernt, Haare aufzustecken. Eine französische Balletttänzerin hat es mich gelehrt. Und sie kam mich recht teuer. Was sie in einem Jahr ausgegeben hat, würde ausreichen, um Sie und Ihre Zofe und all die jungen Damen in diesem Raum nach Oxford zu schicken.“ „Sie könnten uns allenfalls nach Paris schicken, nicht aber nach Oxford“, berichtigte Mirabel. „Vielleicht ist es Ihnen ja nie aufgefallen, aber Frauen werden an unseren großen englischen Universitäten nicht zugelassen.“
    „Es ist mir aufgefallen“, erwiderte er. „Und es ist sehr bedauerlich.“
    „Das denke ich mir. Keine Balletttänzerinnen, die Sie nützliche Fertigkeiten lehren könnten.“
    „Wohl wahr.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Fensterrahmen. „An derlei Vergnügungen mangelt es dort ganz erheblich. Aber ich bezog mich an sich auf die gesamte Weiblichkeit. Denn ich wüsste nicht, wer Schaden nehmen sollte, wenn Frauen dieselbe Bildung erhielten wie Männer.“
    Mirabel versuchte nicht einmal, ihre Fassungslosigkeit zu verbergen. „Jetzt durchschaue ich Sie! Nachdem Sie sich die Gunst der Gentlemen erobert haben, glauben Sie, auch mich für sich einnehmen zu können. Sie haben sich wohl gedacht, dass ich ein Blaustrumpf sei, und deshalb ..."
    „Ich würde es eher ,intellektuell,

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