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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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niedergekämpft hatte ... war er dafür gerettet worden? Dass nun ein ungeduldiger Wundarzt mit seiner Säge zu Werke ging? Hatte er die endlos langen Stunden nur durchgestanden, um schließlich verstümmelt zu werden?
    „Sie haben keine Ahnung“, keuchte er. „Sie wissen nur von keiner anderen Möglichkeit. Wir müssen fort von hier!“
    „Ja, ja, schon gut, aber bitte wachen Sie auf!“
    Er spürte eine Hand auf seiner Schulter. Er griff danach und hielt sie fest. „Ja, so geht es“, sagte er. „Ihr müsst mich nur festhalten, dann komme ich schon zurecht.“
    „Natürlich tun Sie das. Aber jetzt wachen Sie bitte auf.“
    Es war die Stimme einer Frau, einer Engländerin, die in dem Tonfall sprach, der in seiner eigenen Schicht gesprochen wurde. Es war die samtweiche Stimme.
    Alistair öffnete die Augen. Um ihn herum war es so still, dass er sogar das leise Knistern des Kaminfeuers hören konnte. Der Raum war beleuchtet wie zuvor, und er hatte keinerlei Mühe, die Frau zu erkennen, die sich über ihn beugte.
    „So ist es besser“, sagte sie. „Wissen Sie, wer ich bin?“
    „Natürlich.“ Lächelnd sah er zu ihr auf. Er hatte geträumt, das war alles.
    Als Erleichterung ließ sich kaum beschreiben, was er fühlte. Ihm war, als wäre er eine Ewigkeit durch die Hölle gekrochen und hätte schließlich auf der anderen Seite herausgefunden. Wo er sich jetzt befand, wusste er nicht genau. Ganz sicher jedoch nicht im Himmel, dessen war er sich gewiss -und auch froh darüber, denn noch war er nicht bereit, den irdischen Dingen zu entsagen.
    Beispielsweise dem Anblick und dem Duft der hübschen Frau, die sich nun über ihn beugte ... so nah, dass er nur seine Hand emporzustrecken bräuchte, um ihren Nacken zu umfassen und sie an sich zu ziehen ...
    Aber das wäre ein Fehler, rief er sich ins Gedächtnis, und nicht nur einfach ein Fehler, sondern eine Dummheit ohnegleichen.
    Er versagte sich ein leises Stöhnen und drückte stattdessen die Hand, die noch immer auf seiner Schulter lag. Er müsste nur den Kopf ein wenig zur Seite neigen, um sie zu küssen ... aber das durfte er nicht tun, denn auch das wäre ein Fehler, wenngleich ihm nicht mehr einfallen wollte, warum.
    „Ich muss eingeschlafen sein“, meinte er. „Schlecht geträumt.“
    „Wie heißen Sie?“, fragte sie ihn.
    Er sah sie verständnislos an.
    „Wie heißen Sie?“, wiederholte sie.
    Alistair lachte gequält. „Erkennen Sie mich denn nicht mehr, Miss Oldridge? Habe ich mich so sehr verändert?“ Aber er war doch noch immer derselbe, der er zuvor gewesen war! Nur ein bisschen angeschlagen.
    „Ich soll Sie von Zeit zu Zeit nach Ihrem Namen fragen“, erklärte sie ihm kühl und sachlich. „Auch andere einfache Fragen soll ich Ihnen stellen - um herauszufinden, ob Ihr Gehirn bei dem Sturz Schaden genommen hat.“
    Ihr forscher Ton verscheuchte seine Angst und ließ ihn an nichts anderes mehr denken, als dass er sie an sich ziehen und sie küssen wollte, bis sie keinen einzigen vernünftigen Gedanken mehr im Kopf hatte. Aber das durfte er nicht, weil ... Ach ja. Sie war ein wohlerzogenes Mädchen aus gutem Hause, und es gab gewisse Grenzen, die ein Gentleman nicht zu überschreiten hatte. Nachdem das geklärt war, brachte sein Verstand noch einen weiteren klugen Gedanken hervor: Sie sollte jetzt nicht hier sein - zu so später Stunde, mit ihm allein.
    Widerwillig ließ er ihre Hand los, stemmte sich hoch, bis er an die Kissen gelehnt saß, und blickte sich in dem schwach beleuchteten Zimmer um.
    „Wo ist Ihr Vater?“, wollte er wissen.
    „Ich habe ihn vor einer Stunde zu Bett geschickt. Ich konnte ohnehin nicht schlafen, und Papa ist nicht unbedingt geeignet, um verlässlich an einem Krankenbett zu wachen.“ „Ich bin nicht krank“, beharrte Alistair. „Ich habe einen gestauchten Knöchel und möglicherweise eine Gehirnerschütterung - weiter nichts. Es kann sich zudem nicht um eine schwere Gehirnerschütterung handeln, da es mir keinerlei Schwierigkeiten bereitet, mich des Umstandes zu erinnern, dass ich Alistair Carsington heiße, dass Weston meine Gehröcke fertigt und Hoby meine Stiefel - jenes Paar, das Sie vorhin so ungestüm zerstückelt haben, war mir gerade vor zwei Wochen von Hoby geliefert worden. Und Locke macht meine Hüte. Meine Westen ...“
    „Das sollte genügen“, unterbrach sie ihn. „Ich bin nicht sonderlich an all den Instanzen interessiert, die an Ihrer Zusammensetzung beteiligt sind. Mir will scheinen, dass es

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