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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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vergnüglich finden, aber dem war nicht so. Ihr mühsam unterdrücktes Lachen ließ ihm das Herz so leicht werden, dass es in seiner Brust zu schweben schien ... und auch sein Verstand war auf einmal ganz leicht und luftig und schwebte - ein ungutes Zeichen, dachte Alistair. Oh nein, nicht mehr lange, und. ich mag sie, aber das ist völlig ausgeschlossen, weil wir doch wissen, wohin das führt. Hör also sofort auf Sie zu bezaubern, du Dummkopf.
    Er konnte aber nicht aufhören.
    Er seufzte theatralisch. „Da ein anmutiger Abgang mir nicht vergönnt ist, werde ich mich demütig in mein Schicksal fügen. Hier werde ich liegen, elend und tapfer. Vielleicht könnten Sie hin und wieder die Güte haben, Miss Oldridge, vorbeizuschauen und meine stille Stärke zu bewundern.“ Er ließ sich zurück in die Kissen sinken und setzte eine sehr heldenhafte Miene auf.
    Und nun lachte sie laut auf, wobei sich ihre Augen zu schmalen blauen Schlitzen zusammenzogen.
    Der kühle und doch samtweiche Klang ihres Lachens erfüllte ihn, und sogleich regte sich, was bereits den Anblick von Haarnadeln als beunruhigend reizvoll empfunden und nicht wünschenswerte Freude wegen eines kaum verhohlenen Kicherns verspürt hatte.
    Doch noch bevor Alistair etwas unwiederbringlich Dummes tun konnte, kam Mr. Oldridge mit einem dicken Buch herein.
    „Mr. Carsington soll nicht lesen, Papa“, meinte seine Tochter sogleich. „Dr. Woodfrey hat gesagt, dass er seine Geisteskräfte nicht überanstrengen soll.“
    „Das weiß ich doch“, erwiderte ihr Vater. „Er soll nicht unnötig stimuliert werden. Deshalb habe ich ihm auch Prodomus Systematis Naturalis Regni Vegetabilis mitgebracht. Meiner Schwester habe ich vor einiger Zeit eine Ausgabe geschickt, und sie hat mir seitdem schon mehrfach Dankesworte geschrieben. Clothilde behauptet, es sei ein äußerst beruhigendes Buch. Sie liest es, wann immer sie sich in einem Zustand ungesunder Überreizung befindet. Es sei unfehlbar, versichert sie mir, denn schon nach ein oder zwei Seiten versetze es sie in einen angenehm schläfrigen Zustand.“ Er strahlte Alistair an. „Ich werde Ihnen daraus vorlesen - doch wenn Sie es zu aufregend finden, versuchen wir es mit etwas anderem.“
    Mr. Oldridge hatte eine sehr beruhigende Stimme, und von dem lateinischen Text verstand Alistair ungefähr jedes zehnte Wort. Da er jedoch die vage Ahnung hatte, später über das Gehörte befragt zu werden, bemühte er sich zu folgen.
    Er erinnerte sich nicht mehr daran, eingeschlafen zu sein. Wie von selbst war er von einer nächtlichen Szenerie zur nächsten geraten, von einem warmen, sauberen Schlafzimmer auf ein Schlachtfeld.
    Der Geruch ließ ihm übel werden, und seine Füße glitten ständig auf dem schlüpfrigen Boden aus. Er hatte sich an Gordy festgehalten, doch nun rutschte er aus, dem schlickigen Morast entgegen, der keineswegs bloßer Schlamm war, sondern vor allem Blut und anderer menschlicher Unrat. Und menschliche Überreste.
    Fast hätte er ihn ganz verschluckt, dieser unaussprechliche Sumpf.
    Denk nicht darüber nach, befahl er sich, nachdem Gordy ihm wieder aufgeholfen hatte.
    Aber der Schrecken war allgegenwärtig. Man konnte ihm nicht entkommen. Und dann sah Alistair es, das grausige Ding, dessen Anblick schlimmer war als alles, was man je auf einer Schlachtbank zu sehen bekam. Kein Schlachter bot derlei Dinge feil.
    Er sah rasch beiseite, doch da hatte er bereits erkannt, dass es ein Arm war, der noch in dem Stoff eines von Schlamm und Blut beschmutzten Hemdärmels steckte, der Spitzenbesatz hing schlaff über das leblose Handgelenk.
    Die Szene verschwand wie in einem Nebel. Auf einmal wurde er Stimmen gewahr. Wenngleich er nicht alles deutlich verstehen konnte, so begriff er doch genug.
    „Nein!“, rief er. „Sie irren sich. Es ist nur eine Fleischwunde.“
    Es folgte weiteres Gemurmel, Kopfschütteln, die Stimmen wurden scharf und ungeduldig. Sie hätten keine Zeit, all die Splitter von Knochen und Holz und Metall aus der Wunde zu entfernen, meinten die Ärzte. Sie könnten nie sicher sein, alle Splitter entfernt zu haben. Sicher waren sie sich indessen, dass eine Entzündung vorlag - Wundbrand. Das Bein müsse abgenommen werden, wenn er nicht eines langsamen und schrecklichen Todes sterben wolle.
    Alistair konnte an nichts anderes denken als daran, wie jemand sein Bein auf den großen Haufen warf, den er vorhin gesehen hatte. Nach all den Stunden, die er durchgehalten, Angst und Verzweiflung

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