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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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das Wohl Ihres Kammerdieners denken wollen, wenn schon nicht an Ihr eigenes.“
    Alistair wandte sich zu seinem Diener um, der sich taub stellte und ungerührt weiterpackte.
    „Miss Oldridge gibt sich selbst die Schuld dafür, Sie in derartige Unruhe versetzt zu haben“, fuhr der Captain fort.
    „Sie hat mich nicht beunruhigt“, erwiderte Alistair. „Es ist allein meine Schuld.“
    Hughes verdrehte die Augen. „Ist dieses Theater denn noch zu glauben? Und das alles wegen eines Kanals! Ich wagte meinen Ohren kaum zu trauen, als Miss Oldridge verkündete, sie wolle zu Mrs. Entwhistle nach Cromford ziehen, damit Sie hierbleiben könnten.“
    „Das ist ja lächerlich!“, entsetzte sich Alistair. „Es ist wahrlich nicht mein Wunsch, die Dame aus ihrem eigenen Haus zu vertreiben.“
    „Das will ich auch nicht hoffen. Sie würde sich nämlich die ganze Zeit darum sorgen, was hier während ihrer Abwesenheit getan oder auch nicht getan wird und was alles geschehen könnte und Hunderte derlei Ängste mehr. Ganz abgesehen davon, dass Mrs. Entwhistle, kaum dass sie hier angekommen ist, ihre Sachen schon wieder packen und abreisen müsste.“
    „Miss Oldridge sollte sich nicht um so viele Dinge sorgen müssen!“, fuhr Alistair auf. „Ich mag Mr. Oldridge, aber es ist keineswegs korrekt von ihm, dass er alles ihr überlässt. Wenn er unbedingt seiner botanischen Leidenschaft nachgeben will, so sollte er zumindest einen kompetenten Verwalter einstellen, der sich um das Anwesen kümmert. Es ist mir völlig unverständlich, wie er ernstlich von seiner Tochter erwarten kann, dass sie Gutsherr und Dame des Hauses in einer Person ist. Haben Sie einmal ihren Schreibtisch gesehen? Stapelweise Briefe, abgefasst in jener grauenhaften Juristensprache - und ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, als ich sie darüber gebeugt sah, war es ihr gerade ebenso verständlich wie mir das Chinesische.“
    Alistair wünschte, er könne vergessen, was er gesehen hatte, da er unbemerkt in der Tür des Studierzimmers gestanden und sie beobachtet hatte. Mit einer Hand war sie sich durch das Haar gefahren und hatte die juristische Korrespondenz dabei mit Haarnadeln übersät. In der anderen Hand hielt sie einen Federhalter, dessen Tinte sie sich auf den Ärmel ihres Kleides gekleckst hatte.
    Doch am meisten beunruhigte ihn ihr Gesicht. Sie sah so erschöpft und verzweifelt aus. Am liebsten hätte er sie auf seine Arme gehoben und mit sich davongetragen, wäre mit ihr von dannen geritten ... auf einem weißen Ross, gar keine Frage.
    „Sie ist intelligent und tüchtig“, meinte er stattdessen nur, „aber es ist zu viel an Arbeit und Verantwortung für sie allein. Selbst mein Vater, der es sich nicht nehmen lässt, jede einzelne Kaufmannsrechnung persönlich zu lesen, um bis auf den Penny genau zu wissen, wie viel ich von meinem vierteljährlichen Unterhalt wofür ausgegeben habe - selbst er überlässt es seinen Verwaltern, sich um das Tagesgeschäft seiner Anwesen zu kümmern. Zudem beschäftigt er einen Sekretär. Miss Oldridge muss all das alleine bewältigen und erhält dafür nicht einmal Dank oder Anerkennung. Es grenzt an ein Wunder, dass dieses Leben ihr noch nicht jede weibliche Regung ausgetrieben hat. Dass bislang nur ihre Garderobe und ihr Haar darunter zu leiden haben, beweist wahrlich, mit welch wundersamer Kraft sie den Umständen zu trotzen vermag.“
    „Sie kennen allenfalls die halbe Geschichte“, bemerkte Captain Hughes. „Und vielleicht ist es auch nicht nötig, dass Sie mehr darüber wissen. Aber zumindest sollten Sie wissen, dass es den Umständen nicht zuträglich ist, wenn Sie nun fortlaufen und in Wilkerson’s Hotel zurückkehren.“

11. KAPITEL
    Alistair hätte allen Argumenten wohl widerstehen können, wenngleich sie sein Bewusstsein bereits arg peinigten.
    Was seinen Widerstand brach, war die Bemerkung Sie kennen allenfalls die halbe Geschichte und der vielsagende Ton des Captain, der weitere Enthüllungen versprach.
    Alistair wünschte, er könne sich vorgaukeln, seine Beweggründe seien rein praktischer Natur: Je mehr er über Miss Oldridge wüsste, desto besser gewappnet wäre er, entweder ihre Zustimmung für den Kanal zu gewinnen oder aber ihren Einfluss auf die anderen Landbesitzer zu schwächen.
    Doch das war eine maßlose Selbsttäuschung. Die schlichte Wahrheit war, dass er aus demselben Grund mehr über sie erfahren wollte, aus dem er sie auch in jeder anderen Hinsicht erkunden wollte - weil er

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