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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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lange überleben können? Ein Wunder, dass er sich nicht den Strick genommen hatte!
    Daraufhin aßen sie eine Weile in Stillschweigen.
    Dann murmelte der Captain kaum hörbar: „Aber er hat mit Schuld daran. Pedantische, frömmlerische Ferkelbacke. Ich werde nie verstehen, was in sie gefahren war, ihn zu heiraten. Sie meinte, es hätte sich so ergeben. Sich so ergeben!“
    Alistair fiel kurz die Kinnlade herunter. Rasch sammelte er sich jedoch wieder und fragte gefasst: „Miss Oldridge war schon einmal verheiratet?“ Das konnte nur bedeuten, dass die Ehe annulliert worden war, sonst würde sie ja nicht länger „Miss Oldridge“ heißen.
    Es konnte aber sehr wohl bedeuten, dass sie nicht mehr unberührt war, und das wiederum würde bedeuten, dass die Regeln sich grundlegend geändert hätten ...
    Sobald ihm dieser Gedanke gekommen war, wurde Alistair auch schon wütend auf sich. Es war kaum zu fassen, wie derangiert er bereits war, dass er nun nach solchen Ausflüchten suchte, um ihr guten Gewissens beiwohnen zu können!
    Er merkte, dass der Captain ihn mit finsterer Miene betrachtete. „Nein, nicht Miss O“, meinte dieser. „Ich sprach -oder vielmehr grummelte - von der anderen Dame. Mrs. E. ... Selbstgespräche! Wir alten Junggesellen machen das manchmal.“ Und dann aß er weiter, als sei nichts geschehen.
    „Ich verstehe“, erwiderte Alistair. „Die andere Dame.“ Des Captains Probleme mit der holden Weiblichkeit lagen demnach in Mrs. Entwhistle begründet und nicht bei Miss Oldridge - die zudem auch nie verheiratet gewesen war.
    Natürlich nicht. Hatte sie ihm denn nicht unlängst mitgeteilt, dass sie unerfahren sei? Sie war unberührt. Und ganz gewiss hatte sie nicht auf ihn gewartet, dies zu ändern.
    „Miss Oldridge gefällt es, wenn Männer aufgeweckt und lebhaft sind“, sagte Captain Hughes nach einer Weile. „Oder zumindest gefiel ihr das. Der Bursche, an den sie sich einst binden wollte, sprühte vor Temperament. Ich war mir sicher, dass er bei ihr Erfolg hätte. Keiner von denen, die sich mit einem Nein abspeisen lassen. Als sie dann alles absagte, ist er ihr kurz entschlossen hierher gefolgt und hat darauf bestanden zu bleiben, bis sie die Dinge wieder in Ordnung gebracht hätte.“
    Als er Alistairs fragenden Blick bemerkte, begann der Captain, sich zu erklären. Nach dem Tod seiner Frau hatte Mr. Oldridge seine Geschäfte auf bedauerlichste Weise vernachlässigt, und mit seinem Anwesen ging es rasch bergab. Die Krise erreichte ihren Höhepunkt, kurz nachdem Miss Oldridge sich in London verlobt hatte. Sie löste daraufhin die Verlobung und kehrte nach Hause zurück. Das war nun elf Jahre her.
    „Mr. Oldridges Hab und Gut war in beklagenswertem Zustand“, fuhr der Captain fort. „Es war jedem ersichtlich, dass es Jahre dauern würde, das wieder in Ordnung zu bringen. Ich glaube, wegen ein oder zwei Sachen gibt es noch immer Rechtsstreitigkeiten.“
    Das würde auch erklären, dachte Alistair, warum sie die Arbeit ihres Verwalters so sorgsam überwachte.
    „Aber wie hätte William Poynton all die Jahre in Derbyshire sitzen und warten sollen?“, bemerkte Captain Hughes.
    „Poynton?“, fragte Alistair. „William Poynton, der Maler?“
    Der Captain nickte. „Damals stand er noch ganz am Anfang seiner Karriere. Er hatte gerade den Auftrag für eine Freskenmalerei in dem Palazzo eines venezianischen Adeligen bekommen. Eine großartige Gelegenheit. Er konnte dem Signore unmöglich sagen, dass er sich bitte noch zwei oder fünf Jahre gedulden solle. Heute könnte er das - damals nicht.“
    Poynton war ein viel gerühmter Künstler, der oft ausgedehnte Reisen ins Ausland unternahm. Alistair musste an die herrlichen Landschaftsdarstellungen aus Ägypten denken, die er im Salon von Oldridge Hall gesehen hatte. Natürlich Werke von Poynton.
    „Sie musste das Anwesen vor dem Ruin bewahren, und er musste sich einen Namen machen“, sagte der Captain. „Mrs. E. ist der Ansicht, er hätte warten sollen, da das Mädchen nach ein oder zwei Jahren nicht mehr so große Bedenken gehabt hätte, das Anwesen einem neuen Verwalter zu überlassen. Eine unsinnige Vermutung, und das habe ich ihr auch gesagt. Poynton konnte diesen Auftrag ebenso wenig ablehnen oder seinen Patron bitten zu warten, wie ich einen Auftrag zu See ablehnen und der Admiralität mitteilen kann, dass es mir im Augenblick nicht gelegen komme. Wenn man ganz unten an der beruflichen Leiter steht und angeboten bekommt, ein paar Stufen

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