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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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hinaufzusteigen, stellt man keine Bedingungen.“
    „Aber eine Frau um des beruflichen Fortkommens willen aufzugeben?“, fragte Alistair ungläubig. „Er kann sie nicht ehrlich und wahrhaftig geliebt haben.“
    Der Captain schüttelte den Kopf. „Poynton war unsterblich in sie verliebt. Ganz London redete von nichts anderem mehr. Er ist ihr hierher gefolgt, nachdem sie die Verlobung mit ihm gelöst hatte. Alle Welt wusste davon. Aber ihm war gleichgültig, welch jämmerliches Bild er vor seinen feingeistigen Freunden abgeben würde.“
    „Er ist ein Künstler“, meinte Alistair. „Künstler lieben derlei theatralische Gesten. Sie sind Meister der großen Leidenschaft. Das würde ich nicht unbedingt Liebe nennen. Wenn er sie wirklich geliebt hätte, würde er eine Lösung gefunden haben.“
    Obwohl er die Frühstücksunterhaltung anderen Themen als Mr. Carsingtons ungesundem Aussehen zugewandt hatte und sehr ermutigt war von dessen Reaktion auf die Angelegenheit mit Poynton, so war Captain Hughes doch keineswegs zuversichtlich, was die Gesundheit seines Gastes anbelangte. Statt stetig zu genesen, schien es ihm stetig schlechter zu ergehen.
    Da sein Vertrauen in Dr. Woodfrey erschüttert war, suchte der Captain Mrs. Entwhistle auf. Wenngleich er Freude daran hatte, sich mit ihr zu streiten, und häufig ihren „Einsichten“ über die menschliche Natur widersprach, schätzte Captain Hughes ihren Verstand doch fast ebenso sehr wie ihre äußeren Vorzüge.
    Bald nach dem Frühstück traf er sie im Park von Oldridge Hall. Wie er gehofft hatte, unternahm sie gerade wie üblich ihren strammen Morgenspaziergang, der sie denselben Waldweg entlangführte, den sie schon während ihrer Zeit als Gouvernante bevorzugt eingeschlagen hatte.
    Früher hatte sie sich ihrer Stellung gemäß schlicht gekleidet, in mattem Grau und Braun. Dieser Tage war sie farbenfroher anzusehen und trug an diesem Morgen eine rote Pelisse. Der dazu passende Hut war eine bezaubernde Kreation aus Federn und Spitze.
    Captain Hughes machte ihr ein Kompliment, das sie gleichmütig annahm, ohne auch nur ihren Schritt zu verlangsamen. Als er ihr erzählte, wie sein Gast auf die Geschichte mit Poynton reagiert hatte, war ihr Interesse jedoch geweckt. Sie stimmte ihm darin zu, dass Mr. Carsington tiefere Gefühle zu hegen schien.
    Es wäre der Angelegenheit allerdings wenig zuträglich, wenn seine Gesundheit sich verschlechterte, und Letzteres, so meinte Captain Hughes, bereite ihm derzeit die meisten Sorgen.
    „Ich mag nicht glauben, dass er so elend aussieht, weil er sich nach Miss Oldridge verzehrt“, sagte er. „Sollten Sie mir versichern, dass genau das der Fall ist, wäre mir selbst gleich ganz elend zumute.“
    „Gestern hat Mirabel einen Brief von ihrer Tante aus London erhalten“, erwiderte Mrs. Entwhistle. „Es war ein ausführlicher Bericht - den sie mir auch vorgelesen hat - über die Liebesaffären von Mr. Carsington. Demzufolge können wir davon ausgehen, dass es nicht sein Stil ist, sich zu verzehren.
    Dramatische Szenen, leidenschaftliche Reden und Krawalle entsprechen eher seiner Art. All diese Aktivitäten bedürfen einer gewissen körperlichen Anstrengung, die mir unvereinbar scheint mit stillem Leiden oder sich verzehrender Sehnsucht.“
    „Krawalle?“, wiederholte der Captain. „Wegen Frauen ?“ Mrs. Entwhistles neckischer Hut hüpfte bestätigend auf und ab.
    „Nun, das klingt doch schon besser“, meinte der Captain zufrieden. „Ein Mann der Tat - genau wie ich ihn eingeschätzt hatte.“
    „Bedauerlicherweise scheint Ihre Wahrnehmung weniger gut zu sein, als manche Leute gerne glauben möchten“, entgegnete Mrs. Entwhistle. „Mr. Oldridge zumindest ist überzeugt davon, dass Sie allein wissen, woran Mr. Carsington leidet.“ Der Captain sah sie ungläubig an. „Ich?“
    Der Hut wippte erneut auf und ab. „Es muss etwas zu tun haben mit Ägyptern, Mohnblumen und ...“ Sie dachte einen Augenblick nach, wobei sie sich auf eine Weise auf die Unterlippe biss, die Captain Hughes’ Geduld sehr strapazierte.
    „Ägypter?“, half er nach. „Mohnblumen? Was zum Teu... Wie soll man denn daraus schlau werden?“
    „Mr. Oldridge wunderte sich darüber, dass Dr. Woodfrey kein Laudanum verordnet hat“, fuhr sie fort. „Wenn ich ihn richtig verstanden habe, so glaubt Mr. Oldridge nicht, dass eine Gehirnerschütterung die Ursache des Problems ist. Er schien ganz sicher zu sein, dass Sie wüssten, um welches Leiden es sich

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