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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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sich jedoch nicht.
    Es bestand keinerlei Anlass, sich arglos und unterlegen zu fühlen, nur weil sie bislang noch keine Strategie hatte finden können, wie sie über Mr. Carsington den Sieg davontragen konnte.
    Tante Clothilde war eine der am meisten geschätzten Gastgeberinnen Londons. Dank ihrer Ehe mit Lord Sherfield, der politisch tätig war, kam sie jeden Tag mit Politikern zusammen. Doch auch sie hatte eingestanden, dass Mr. Carsington in der Tat eine Herausforderung darstelle.
    Für einen Mann, so hatte Lady Sherfield geschrieben, besitze er ein erstaunliches Maß an Intelligenz. Ein Kavalier sei er zudem. Selbst seine Liebschaften - jene „sieben oder acht“, die er einmal erwähnt hatte und die sich in Tante Clothildes Brief mit pikanter Detailfreude beschrieben fanden - bezeugten seinen edlen Charakter. Niemals hatte er sich der Frauen nur bedient und sie dann verstoßen, wie Wüstlinge es taten. Seine Loyalität kannte keine Grenzen und erstreckte sich auch auf Huren und Diebe. Er war charmant und ehrbar ...
    Und da entdeckte Mirabel einen Hoffnungsschimmer. Hatte er nicht wiederholt betont, dass er die Einwände der Anwohner zu verstehen wünsche, damit er auf sie eingehen könne? Es hatte ihm sichtlichen Verdruss bereitet, als sie ihm mitteilte, dass die Leute ihm allein aus Ehrfurcht vor seiner Familie und seinem legendären Ruhm nicht widersprechen würden.
    Und er hatte ihr gestanden, dass er sich ihr gegenüber zurücknehme, da er sich ehrenhaft verhalten wolle.
    Wie würde ihm wohl zumute sein, wenn sie ihm erzählte, was die Frauen heute gesagt hatten? Wie würde er es aufnehmen, wenn er erfuhr, dass einfache, hart arbeitende Menschen zu große Achtung vor seinem heldenhaften Opfer und der langen Liste guter Taten seiner Familie hatten, als dass sie ihm ihre wahren Gefühle zum Ausdruck zu bringen wagten?
    Wenn sie ihn dazu bringen könnte einzusehen, wie sehr -und wie ungerechtfertigt - er sich im Vorteil befand, würde er vielleicht nach London zurückkehren und jemand anderem seine Arbeit hier überlassen. Selbst Lord Gordmor gegenüber würden die einfachen Leute sich besser behaupten können. Der Respekt vor seinem Titel würde sie nicht davon abhalten, für das Wohlergehen ihrer Familien und für die Erhaltung ihrer Lebensgrundlagen einzutreten.
    Mr. Carsingtons Ehrgefühl würde ihm doch sicherlich gebieten, das Feld umgehend für ein nicht gar so gottgleiches Individuum zu räumen!
    Und wenn er dann fort wäre?
    Daran durfte sie gar nicht erst denken.
    Glücklicherweise hatte sie keinen langen Weg zurückzulegen, sodass ihrem Entschluss keine Zeit blieb, ins Wanken zu geraten, sobald sie sich an ein jungenhaftes Schmunzeln erinnerte, an vieldeutige Wortspiele und berauschende Küsse.
    Auch als sie kurz darauf bei Captain Hughes vorfuhr, hatte sie noch eine ganz klare Vorstellung ihrer Prioritäten.
    Doch bevor sie von dem Zweispänner herabsteigen konnte, kam schon der Butler herausgeeilt und teilte ihr mit überschwänglichem Bedauern mit, dass sie keine Besucher empfingen. Sein Herr sei ausgegangen und habe die strikte Order hinterlassen, dass Mr. Carsington unter gar keinen Umständen gestört werden dürfe.
    „Nancarrow, das ist doch absurd“, wies Mirabel ihn zurecht. „Sie wissen, dass Mr. Carsington bis vor Kurzem auf Oldridge Hall zu Gast war. Ich bin mir sicher, dass Dr. Woodfrey meine Besuche niemals untersagen würde.“
    Dem Diener stieg das Blut heiß in die Wangen. „Ich bedauere es sehr, Miss“, erwiderte er. „Aber Befehl ist Befehl. Ich bin insbesondere angehalten worden, keinerlei Ausnahmen zu machen, da dies ein schlechtes Beispiel geben und zur Meuterei führen könnte.“
    Nancarrow war einst Bootsmann des Captains gewesen und diesem treu ergeben.
    „Nun gut“, meinte Mirabel, wenngleich es natürlich alles andere als gut war. „Vielleicht würden Sie dann die Güte haben, mir Feder, Tinte und Papier zu bringen, damit ich Mr. Carsington eine kurze Nachricht schreiben kann.“
    „Keine Briefe, Miss“, ließ Nancarrow sie wissen. „Könnte das Gehirn des Gentleman überanstrengen.“
    „Es sind nur ein paar Zeilen“, wandte Mirabel ein, besann sich dann jedoch eines Besseren. Anders als ihr eigener Butler, war Nancarrow es nicht gewohnt, selbstständig zu denken, und konnte daher nicht einschätzen, wie ihr Benton es vermochte, wann die Umstände es angeraten sein ließen, eine Ausnahme von der Regel zu machen. Wenn sie weiter auf ihrem Ansinnen beharrte,

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