Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
nicht. Erzähl schon, was passiert ist?« Vivian stützte resolut die Hände in die Hüften, obwohl sie sonst Frauen verabscheute, die sich so verhielten. »Ich bin nach wie vor zutiefst empört und bedaure es sehr, meinen Knüppel nicht mitgenommen zu haben.«
Lucien kam herein und hob spöttisch eine Augenbraue. »Müsste ich in diesem Fall fürchten, das Ziel deines Angriffs zu sein?«
»Führe mich nicht in Versuchung.« Sie warf ihm einen mörderischen Blick zu. »Wo ist Northfield?«
»Auf dem Weg zurück nach London, nehme ich an.«
»Und?«
»Was und, mein Liebling?«
»Hast du bereits vergessen, dass da heute früh ein Fremder mit seiner Waffe auf dich zielte? Angesichts der Ereignisse schuldest du mir eine Erklärung. Wenn ich das richtig verstanden habe, ging es eigentlich um Lilys Mann und um eine Feindschaft aus den Kriegsjahren, nicht wahr? Um eine Rache wegen des Bruders, an dessen Tod er schuld sein soll.«
Lucien genehmigte sich einen Sherry. »Mehr werden wir kaum erfahren. Ich wüsste ebenfalls gerne Genaueres, vor allem wer dieser Artemis in Wirklichkeit ist. Ob er Offizier war oder ein Händler oder was immer. Aber mein Freund Northfield hat mit erstaunlicher Geschwindigkeit dafür gesorgt, dass unser unfreiwilliger Gast diskret entfernt wurde. Und anschließend verschwand er ebenso still und leise. Ich bin nicht sicher, ob er sich wirklich ganz aus seiner Geheimdiensttätigkeit zurückgezogen hat.«
Vivian starrte ihn an. »Und damit gibst du dich zufrieden?«
»Wenn Staatsgeheimnisse ins Spiel kommen, bleibt dir nichts anderes übrig. Sieh es einfach so: Der Bösewicht wurde von einer schwangeren Frau niedergeschlagen, die einen Ast schwang. Ulme, richtig? Ein dickes, stabiles Holz. Und damit wurde der Gerechtigkeit, was uns betrifft, einigermaßen Genüge getan.«
»Sie war schon immer beim Kricket besser als ich«, murmelte Charles.
Bei dieser Bemerkung musste selbst sie lachen. »Lucien, ich hatte so große Angst um dich.«
»Was glaubst du eigentlich, wie es mir ergangen ist? Ich darf gar nicht mehr daran denken … Warum hast du nicht meinen inständigen Bitten, dich in Sicherheit zu bringen, Folge geleistet? Todesängste habe ich um dich und unser Kind ausgestanden.«
»Da hat er recht, Viv.«
»Misch dich nicht ein«, beschied sie Charles mit einem scharfen Seitenblick.
Der hob ergeben die Hände und zog seine Frau hoch. »Vielleicht sollten wir uns lieber verziehen, damit die beiden das untereinander regeln können. Diesen Gesichtsausdruck kenne ich … Er verheißt nichts Gutes.«
Nachdem sie den Raum verlassen hatten, wurde es sehr still. Lucien blickte sie ernst an. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe in der Zeit meiner Gefangenschaft. Und der heutige Morgen war wie die Wiederkehr eines Albtraums.«
Sie schloss kurz die Augen. »Lucien. Und ich saß allein zu Hause, ohne zu wissen, ob du je wiederkommst …«
»Ich liebe dich seit Jahren.«
Sie schaute ihn schweigend an.
»Du hast mir gestern Abend erzählt, du hättest dich irgendwann in mich verliebt, obwohl du an so was nicht glaubtest. Ich hingegen habe dich damals bereits geliebt. Richtig geliebt. Und weil ich dich über alles liebe, werde ich dich vorsorglich einsperren, falls du dich noch einmal dermaßen in Gefahr bringst.«
Es dauerte einen Moment, ehe sie die Sprache wiederfand. »Das soll wohl ein Scherz sein.«
»Vivian, glaubst du wirklich, ich scherze?«
Er klang sehr ernst. Kein Scherz also? Aber redeten sie überhaupt übers Einsperren?
»Ich war doch immer so anders. Schlecht angezogen und mit merkwürdigen Interessen«, stieß sie hervor. »Warum solltest du …«
»Wen interessiert das?«, sagte er mit weichem Lächeln.
Sie holte tief Luft. »Ich liebe dich auch.« Ihre Stimme bebte. »Aus tiefstem Herzen und mit ganzer Seele.«
»Wollen wir dann nicht gleich morgen heiraten? Damit die Zeit bis zur Geburt nicht noch kürzer wird? Obwohl uns das Gerede eigentlich egal sein kann. Nein, ich für mich möchte nach den jüngsten Ereignissen keinen Tag länger warten.«
Sie warf sich in seine Arme und nahm seinen Kuss entgegen, der liebevoll und besitzergreifend zugleich war.
»Können wir denn so bald heiraten?«, murmelte sie dicht an seinem Mund.
»Mit einer Sondererlaubnis«, erwiderte er leise. »Schließlich ist mein Vater ein Duke.«
Epilog
Der dritte Duke of Sanford weigerte sich, das Zimmer zu verlassen.
Die Hebamme war empört.
»Euer Gnaden,
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