Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
sicher nicht dem entsprach, was man hier von modebewussten Ladys gewohnt war. Dennoch verströmte sie mit ihrer ungekünstelten Schönheit ein Leuchten, um das sie manche Frau beneiden würde. Sie war einfach bezaubernd, dachte Charles und trat zu ihr, um sie erst sanft und dann drängender zu küssen. Wie ein Liebhaber. Oder wie ein verliebter Ehemann, der seine Frau begehrte.
»Ich würde mir jetzt nichts sehnlicher wünschen, als dich in mein Bett … unser Bett … zu tragen und dir zu zeigen, wie viel Leidenschaft ich für dich empfinde«, sagte er, als er sie widerwillig losließ. »Aber im Moment ist es wohl das Beste, wenn ich zuerst meinen Vater aufsuche. Soll ich dir derweil heißes Wasser und ein paar Erfrischungen bringen lassen?« Er deutete auf den Klingelzug neben dem Bett. »Wenn du etwas brauchst, läute einfach. Es kommt sofort jemand.«
»Ganz wie daheim im Pfarrhaus«, sagte sie ironisch, nur dass ihre Stimme ganz klein und zittrig klang und ihre Arme ihn so fest umklammerten, als wäre sie ohne diesen Halt verloren.
Endlich ließ sie ihn los und machte einen Schritt nach hinten. »In Ordnung. Geh und schau, wo wir stehen. Und für den Fall, dass er uns die Tür weist, sollte ich vorher tatsächlich noch ein Bad nehmen und eine gute Tasse Tee trinken.«
Charles, obschon froh, dass Louisa ihren Humor wiedergefunden hatte, wusste selbst nicht so recht, was ihn erwartete. Zu gerne würde er ihr versprechen, dass nichts passierte, dass sie hier selbstverständlich willkommen seien, doch darauf verlassen konnte er sich nicht. Das hing ganz davon ab, wie schwer der Vater seine Unbotmäßigkeit beurteilte.
»Ich bin so bald wie möglich zurück«, sagte er leise. »Keine Sorge. Wie die Sache auch ausgeht … Wir haben immer noch uns. Schließlich gaben wir uns am Anfang dieser Reise das Versprechen, uns nicht unterkriegen zu lassen.«
Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und bat Mandrake, der im Korridor wartete, eine Zofe mit heißem Wasser, Erfrischungen und einem kleinen Imbiss nach oben zu schicken. Dann schritt er schweigend die Treppen hinunter und den langen Korridor entlang, der zur Terrasse und zum Gewächshaus führte.
Der Duke war mit seinen geliebten Alpenveilchen beschäftigt, die er von einer Reise nach Griechenland mitgebracht und sorgfältig kultiviert hatte, damit sie im kühlen, verregneten England gediehen. Wie er das im Einzelnen anstellte, interessierte Charles nicht, aber die Blüten sahen prächtig aus. Er räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen.
Sein Vater, der wie immer im Gewächshaus eine Schürze trug, schaute nicht einmal auf. »Ja, Mandrake? Was ist?«
» Ich bin’s.«
Der Klang seiner Stimme ließ den Duke herumfahren, und der kühle Blick, mit dem er den Sohn bedachte, war nicht gerade ein freundliches Willkommen.
»Aha. Wie ich sehe, bist du von deiner Unglücksreise heimgekehrt«, sagte er anzüglich.
»So würde ich selbst nicht von meiner Eheschließung sprechen wollen«, wandte Charles beherzt und mit fester Stimme ein.
»Das hoffe ich, denn sonst wärst du dümmer, als ich dachte. Und ich möchte doch meinen, dass ich keinen dummen Sohn herangezogen habe.«
Nicht gerade freundlich, aber auch nicht völlig abweisend. »Weißt du, ich habe dir nicht von Louisa erzählt, weil ich damit rechnete, dass du die Beziehung zu unterbinden versuchst.«
»Genau das hätte ich getan. Siehst du, so dumm bist du gar nicht. Was für eine Erleichterung.«
Charles reckte das Kinn. »Dein Sarkasmus, Sir, gefällt mir nicht.«
»Deine Respektlosigkeit hat mir nicht gefallen«, gab sein Vater zurück und legte die Schaufel, mit der er behutsam die Erde rund um seine Alpenveilchen gelockert hatte, klappernd auf die Bank. Der Laut hallte in dem stillen Raum wider.
Charles atmete tief ein. »Ich liebe sie.«
»Vielleicht glaubst du das. Nur warst du nicht derjenige, der Sir Edwin erklären musste, was sich zugetragen hat. Und du musstest dich nicht einem zornigen Vikar stellen, der über die Entführung seiner Tochter sehr erbost ist.«
»Ich habe sie nicht entführt.«
»Hast du eine junge Frau nach Schottland mitgenommen oder nicht?«
»Das habe ich getan.«
»Und sie ohne die Erlaubnis ihres Vaters geheiratet?«
»Ja, doch sie wollte es genau wie ich.«
»Ach, tatsächlich?«
»Vater, du kennst mich gut genug, um das zu wissen.«
Einen Moment zögerte der Duke, bevor er widerstrebend nickte. »Wenn ich nicht so viel Einfluss hätte, müsstest du
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