Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
mich herumsummen. Albern für einen erwachsenen Mann, ich weiß. Aber nicht genug: Ich schlage auch noch panisch um mich, obwohl ich das lieber bleiben lassen sollte.«
» Du hast doch sonst vor nichts Angst.«
»Wenn etwas klein, goldfarben und mit einem Stachel daherkommt, muss ich leider widersprechen.«
»Dabei sind Bienen so wichtig.« Vivian blickte ihn mit rührender Ernsthaftigkeit an. »Sie sind von ihrer Bestimmung her Teil eines natürlichen Prozesses … Ohne sie gäbe es keine Blüten und keine Früchte und …«
»Und genauso gehört Tanzen zum Balzritual zwischen Männern und Frauen. Trotzdem magst du es nicht, genauso wenig wie ich ein Summen um meinen Kopf leiden kann.«
»Das stimmt«, gab sie ihm nach kurzem Nachdenken recht und nickte.
Er musste sich ein Lachen verkneifen. »Jetzt bist du wieder dran. Erzähl mir mehr.«
»Zum Beispiel?«
Er senkte seine Stimme. »Ein Geheimnis.«
»Ich fürchte, es gibt keine dunklen, großen Geheimnisse, die dich interessieren könnten, Mylord. Ich bin wirklich langweilig.«
Langweilig? O nein, das war sie ganz und gar nicht. Faszinierend traf es besser. Viel besser.
Theatralisch blickte Lucien zum Himmel auf, der sich von azurblau langsam zu indigoblau verfärbte. »Nun, Miss Vivian, da wäre zum Beispiel die Frage, wie du meinem Bruder geholfen hast, durchzubrennen und gleichzeitig eure Verlobung zu lösen. Ein sehr dunkles Geheimnis, finde ich. Dass du systematisch alle Gentlemen entmutigt hast, sich eingehender mit dir zu befassen, das hatten wir ja schon. Und es würde mich nicht wundern, wenn es da noch mehr Geheimnisse gäbe.«
»Schön, du kennst immerhin bereits zwei, jetzt wärst du wieder mit einer Beichte dran, wenn wir es genau nehmen«, sagte sie und meinte das absolut nicht kokett, sondern ganz ernsthaft.
Ständig entdeckte er neue Seiten an ihr, die ihm gefielen. Etwa diese Ernsthaftigkeit, mit der sie scheinbar nebensächliche Dinge diskutierte.
»Da gibt es so viele«, meinte er. »Wo soll ich anfangen, und wie skandalös darf’s sein? Ich fürchte, für die meisten Geständnisse bist du zu jung.«
»Ich bin zweiundzwanzig.« Sie klang leicht empört.
»Meine Liebe, das bedeutet gar nichts. Alter ist nur eine Zahl. Du bist schließlich noch unschuldig.«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich weiß es eben.«
Sie schwieg verlegen, und auch das entzückte ihn. Dann zog sie sich den Hut vom Kopf, sodass er ihr ungehindert ins Gesicht sehen konnte. Sie war so hübsch mit diesen unvergleichlichen grünen, von langen dunklen Wimpern beschatteten Augen, die sich jetzt nachdenklich auf ihn richteten und in denen ein neugieriger Ausdruck lag.
Sie seufzte. »Ja, mit Skandalen kann ich nicht aufwarten. Das war eher Charles’ Sache. Aber ahnst du eigentlich, wie sehr er dich bewundert? Vermutlich nicht, und ich denke, dass sein Problem zum Teil daher rührt, dass er im Grunde seines Herzens so sein möchte wie du. Nur liegt die Messlatte für ihn letztlich zu hoch, und weil er es sowieso für aussichtslos hält, deinem Beispiel zu folgen, lässt er sämtliche Zügel schießen.«
»Zumindest dieser Feststellung kann ich aus voller Überzeugung beipflichten. Über den Rest muss ich nachdenken.«
Manchmal wusste er wirklich nicht, was er von seinem Bruder halten sollte. Vielleicht hatte Vivian ja recht, doch das entschuldigte Charles’ Eskapaden nicht. Er verstand ihn einfach nicht. Wer kam schon auf die Idee, seiner offiziellen Verlobten zu eröffnen, dass er eine andere liebte, und sich von ihr bei der Flucht helfen zu lassen? Zugegeben, sie waren alte Freunde, und dennoch … Andererseits war er froh und dankbar über das unbedachte Verhalten seines Bruders. Hätte der sich an die Konventionen gehalten, würde er selbst jetzt nicht mit ihr durch den Park spazieren.
»Charles ist sehr viel tiefgründiger, als es den Anschein hat«, verteidigte Vivian ihren Jugendfreund.
»Ich würde dir ja zu gerne zustimmen, nur bringt die Aufmerksamkeit, die er mit seinen Eskapaden auf sich zieht, meinen Vater leider zur Weißglut. Ich bin bestimmt kein Heiliger, nur lege ich Wert darauf, nicht Gott und alle Welt an meinem Privatleben teilhaben zu lassen.«
»Vielleicht solltest du dich mehr mit Pflanzen befassen, Mylord.«
Lucien stutzte und hatte keine Ahnung, worauf sie hinauswollte. »Ach ja? Ich sterbe vor Neugier, inwiefern das relevant ist für das Thema, über das wir gerade sprechen.«
»Warte ab, du wirst es noch merken. Also: Wenn
Weitere Kostenlose Bücher