Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
du durch einen Garten gehst, welche Blumen fallen dir als Erste ins Auge?«
Obwohl er nach wie vor nichts kapierte, begann das Gespräch ihn zu amüsieren. »Ich bin sicher, dass ich es nicht weiß, weil meine Begeisterung für Pflanzen sich in Grenzen hält. Und wenn, bin ich eher an der wirtschaftlichen Nutzung interessiert wie jeder, der mit der Verwaltung von Landbesitz zu tun hat.«
So leicht ließ sie ihn nicht davonkommen. »Die Frage ist weniger praktischer, sondern eher intellektueller Natur. Denk nach. Stell dir einen Garten voller Blumen vor. Welche ziehen deine Blicke auf sich?«
Er gab nach. »Blutrote Rosen, würde ich meinen. Oder eine knallgelbe Tulpe, je nach Jahreszeit.«
»Genau das meine ich.«
»Verzeih mir meine Begriffsstutzigkeit, aber ich verstehe immer noch nicht, was das mit Charles oder mit mir zu tun hat …«
Sie schaute beiseite, und einen Moment glaubte er, eine zarte Röte auf ihren Wangen zu erkennen. »Ihr seid attraktive Männer, und die Herzen schöner Frauen fliegen euch nur so zu. Und deshalb fallt ihr auf … Die Menschen richten ihr Augenmerk eben immer auf das Auffällige. Wie auf rote Rosen. Und sie reden darüber. Dir gefällt das nicht, und deshalb versuchst du so viel wie möglich nach außen hin zu verbergen. Aber geredet wird trotzdem. Charles hat es immer erwähnt, wenn du eine neue … Gespielin hattest.«
Verblüfft starrte er sie an. Ihm war nie in den Sinn gekommen, dass sein jüngerer Bruder seine Affären mit Vivian diskutiert haben könnte.
»Ja, ich umgebe mich durchaus gerne mit schönen Frauen. Immer«, sagte er leise. »Das möchte ich nur klarstellen, falls du denkst, ich würde meine gegenwärtige Begleitung nicht dazuzählen.«
Kapitel 8
Cheynes Hall, der Stammsitz des Dukes of Sanford, bot einen ehrwürdigen Anblick. Vor allem jetzt, wo die alten Mauern von der spätnachmittäglichen Sonne in ein goldenes Licht getaucht wurden, das sich funkelnd in den zahllosen hohen Fenstern brach. Springbrunnen flankierten die Stufen, die zur Eingangstür hinaufführten. Und die Gärten, die sich hinter dem mehrflügeligen Gebäude erstreckten, gehörten zu den spektakulärsten in ganz England.
Das alles wusste sie von Charles, doch jetzt würde Louisa den stolzen Besitz zum ersten Mal mit eigenen Augen sehen. Sie war hin- und hergerissen zwischen Neugier und Furcht. Als die Kutsche anhielt, lächelte Charles ihr ermutigend zu.
Wenigstens begrüßte sie hier die Sonne. Ein gutes Omen, wie sie hoffte.
Die Reise hatte länger als erwartet gedauert, weil die Straßen aufgeweicht waren, und entsprechend müde fühlte sich das junge Paar. Insbesondere Louisa war nervös, weil sie nicht wusste, was sie in den nächsten Stunden erwartete. Im schlimmsten Fall konnte es ein schreckliches Donnerwetter mit folgenschweren Konsequenzen wegen ihres eigenmächtigen Handelns geben, und zwar vonseiten beider Väter, des Dukes wie des Vikars. Immerhin war es eine schwere Sünde, ohne Erlaubnis und väterlichen Segen zu heiraten.
Charles hingegen tat ganz lässig und entspannt. »Das war die beste Reise meines Lebens«, sagte er. »Trotzdem tut es gut, wieder daheim zu sein.«
Hoffentlich durfte er sich hier noch zu Hause fühlen, dachte sie.
»Ich weiß nicht, wie es dir geht, mein Schatz. Aber ich könnte eine Tasse Tee brauchen«, sagte er zu ihr.
Louisa nickte nur, dachte an nichts anderes als den bevorstehenden Empfang.
Der Schlag öffnete sich, und ein junger Diener in Livree trat beiseite, um sie beide aussteigen zu lassen. »Lord Charles. Wie schön, Euch zu sehen.«
»Guten Tag, Henry.« Er kletterte hinaus und streckte Louisa die Hand entgegen, um ihr behilflich zu sein. »Es ist eine Wohltat, nicht länger in dieser vermaledeiten Kutsche zu hocken. Schottland ist schon arg weit weg von hier.«
»Ja, Mylord.«
Sie schaute ihn überrascht an. Er redete von dem Aufenthalt in Schottland, als sei es ein Verwandtenbesuch gewesen, jedenfalls eine ganz normale Reise und beileibe keine Flucht, die eine unerlaubte Eheschließung zum Zweck hatte. Oder wusste vielleicht das gesamte Personal inzwischen Bescheid? In diesem Fall würde bestimmt auch schon in ihrem Dorf geredet, das nicht weit entfernt lag.
Na wunderbar, da konnte sie sich ja auf einiges gefasst machen.
Louisas Hand zitterte leicht in seiner, als sie die Stufen hinaufgingen. »Es sah ja aus der Ferne bereits riesig aus, aber ich hätte nie gedacht, dass es so … imposant ist.«
Er zuckte mit den
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