Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
allein um eine ansehnliche Mitgift ging.
Vielleicht machte sie sich etwas vor, aber sie hatte den Eindruck, dass er ernstlich an ihrer Person interessiert war.
Und ganz anders als bei Charles verspürte sie in seiner Gegenwart ein merkwürdiges Flattern in der Magengrube. Wenn er sie anschaute wie etwa jetzt. Mit diesem intensiven Blick.
»Da ich das Glück habe, dass heute kein Hauch Spitze um meinen Hals wabert«, sagte sie lächelnd, »sei dir verziehen.«
»Stimmt, da ist nichts dergleichen.« Er begutachtete unverhohlen den gerundeten Ansatz ihrer Brüste, als befänden sie sich nicht in einem überfüllten Ballsaal. Ließ sich genüsslich Zeit. »Ich schätze den Geschmack der Duchess sehr.«
Er flirtete mit ihr, wie sie an seinem schamlosen Grinsen erkannte, und mit einem Mal fühlte sie sich, als bewege sie sich auf dünnem Eis. Was sagte man, wie reagierte man darauf? Frech, spöttisch, anzüglich? Da sie es nicht wusste, sagte sie nur lahm »Danke«.
»Beachte die anderen einfach gar nicht.« Er beugte sich noch weiter zu ihr hinüber. Ein intimer Moment an einem Ort, der nicht im Entferntesten intim war. Warm glitt sein Atem über ihr Ohr. »Sonst verspeisen sie dich bei lebendigem Leibe. Du wusstest doch vorher, dass es heute Abend so sein würde. Schließlich ist unsere Verlobung offiziell verkündet … Jetzt lächle mich an und benimm dich ganz ungezwungen. Ich werde dich auch nicht zum Tanzen zwingen, wenn du nicht magst. Trink einfach den lauen Champagner und genieß den Abend.«
»Ich werde es versuchen«, murmelte sie.
Wenn er wüsste. Bisher hatte sie noch nie einen Abend wie diesen genießen können. Einen Unterschied stellte sie jedoch bereits fest: dass man sie überrascht und bewundernd betrachtete. Und ja, das genoss sie durchaus. Vor allem die neidischen Blicke jener Ladys, die früher hämisch über den unmodischen Blaustrumpf hergezogen waren. Und bestimmt trug der Mann an ihrer Seite nicht unwesentlich dazu bei, denn immerhin galt Lucien als einer der gefragtesten Junggesellen im Königreich.
Hätte ihr jemand das in jenen finsteren Tagen als Debütantin prophezeit, sie wäre in ungläubiges Gelächter ausgebrochen.
Vivian Lacrosse und Lucien Caverleigh?
Undenkbar!
Verstohlen schaute sie ihren Verlobten an, der in seinem Abendanzug mal wieder verdammt gut aussah. Das dunkle Haar reichte bis auf den blütenweißen Hemdkragen, und die Krawatte war zu einem komplizierten Knoten geschlungen. Er war größer als die meisten Männer im Raum, doch nicht nur deshalb fiel er auf. Es waren seine feinen Gesichtszüge, sein strahlendes Lächeln, sein selbstbewusstes, dabei nicht arrogantes Auftreten … mit einem Wort, seine ganze Persönlichkeit machte ihn zu etwas Besonderem.
Aber warum zum Teufel hatte dieser Mann unter all den berauschenden Schönheiten ausgerechnet sie als seine zukünftige Frau auserwählt?
Sie verstand es bis heute nicht, obwohl sie sich langsam an den Gedanken zu gewöhnen begann.
Vielleicht würde sie ja wirklich zum allerersten Mal in ihrem Leben einen Ball genießen. Sie wurde nicht argwöhnisch von ihrer Mutter kontrolliert, sie musste sich nicht mit dämlichen Jünglingen unterhalten und keine Ausreden erfinden, um nicht zu tanzen. Ja, sie war nicht einmal gezwungen, höflich zu lächeln und so zu tun, als würde sie alles ganz wunderbar finden, obwohl sie lieber geheult hätte.
In Wahrheit fühlte sie sich an Luciens Seite kein bisschen elend, sondern durchaus wohl.
»Ich liebe lauen Champagner«, sagte sie jetzt. »Wenn du so gut wärst, mir ein Glas zu holen?«
Lucien lachte, und sein Gesicht strahlte. »Das ist die richtige Einstellung … Anfangs fürchtete ich schon, du würdest deine Beklemmung nicht überwinden.«
»Ich bin in diesen Dingen nicht so geübt wie du.«
»Was genau meinst du damit?«
»Deine gespielte Gleichgültigkeit angesichts so viel Aufmerksamkeit.«
Er hatte sich bereits halb abgewandt, doch jetzt verharrte er mitten in der Bewegung. Da das Orchester gerade zu spielen anfing, verstand sie seine Worte kaum. »Was lässt dich glauben, das sei nur gespielt?«, fragte er.
Sie stutzte, war irritiert. »Ist es nicht so?«, fragte sie zögernd.
Für einen Moment musterte er sie interessiert und hob spöttisch eine Braue. »Ich hole dir den Champagner. Bin gleich wieder da.«
Während sie noch über seine geheimnisvolle Reaktion nachdachte, hörte sie hinter sich eine Stimme. »Darf ich Euch meinen Glückwunsch zur Verlobung
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