Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
Euer Gnaden.« Louisa nahm all ihren Mut zusammen, um nicht als komplettes Dummerchen dazustehen.
»Ich wüsste nicht, dass ich das bin.«
Was sollte das nun wieder heißen?
Vor ihr erstreckte sich ein langer Korridor mit einem blank polierten Boden, darauf einige kostbare Teppiche. Kleine Tischchen standen dort in regelmäßigen Abständen, daraufVasen mit Blumenarrangements. Louisa wartete, den Blick leicht gesenkt, obwohl sie sich am liebsten umgedreht hätte und davongerannt wäre.
Irgendwann musste sie sich ihm stellen.
Er betrachtete sie und redete weiter, ohne auf eine Antwort zu warten. »Ich kenne Sie nicht, und es war nicht unbedingt in meinem Sinn, wie mein Sohn sich entschieden hat, aber ich habe noch keine definitive Entscheidung gefällt, ob ich seine Wahl missbillige oder nicht. Lassen Sie uns abwarten. Und wenn Sie sich jetzt umdrehen und in dieser Richtung den Korridor entlanggehen, kommen Sie zur Haupttreppe. Ich denke, dort werden Sie jemanden finden, der Sie zum Frühstücksraum bringt.«
Louisa seufzte innerlich erleichtert auf. Zumindest hatte sie keine Abfuhr erlebt. Damit ließ sich leben, dass der Duke sich zunächst ein Bild von ihr machen wollte. Sie nickte und wandte sich hastig in die gewiesene Richtung, war bloß froh, es fürs Erste hinter sich zu haben. Als der Duke jedoch plötzlich heftig zu husten begann, hielt sie erneut inne. War es angebracht oder unhöflich, sich nach seiner Gesundheit zu erkundigen?
»Meine Liebe.«
Sie bemerkte Charles erst jetzt. Er hatte nach ihr gesucht und stand jetzt hinter ihr, legte seinen Arm um ihre Taille. Unter normalen Umständen hätte sie sich darüber gefreut, als er sie jetzt allerdings an sich zog, spürte sie seine Anspannung.
Kein gutes Zeichen.
»Vater«, sagte er steif.
Der Duke neigte den Kopf und räusperte sich. »Charles. Wie du siehst, habe ich deine junge Frau getroffen.«
Louisa wünschte sich in diesem Augenblick mehr als alles andere auf der Welt ein Loch im Boden, das sich öffnete und sie verschlang.
»Sie ist wunderschön, nicht wahr?« Der Arm ihres Mannes legte sich fester um sie.
»Das ist sie tatsächlich. Ich habe auch nie bezweifelt, dass du eine wählst, nach der man sich nicht umdreht.«
Obwohl die Feststellung sehr sachlich klang, war darin eine Spitze versteckt.
»Was soll das heißen?«, gab Charles prompt zurück.
»Was verstehst du daran nicht?«
Louisa, der die wachsende Missstimmung zunehmend unangenehm wurde, versuchte einzugreifen. »Charles«, murmelte sie beschwörend. »Können wir das jetzt bitte lassen?«
»Möchtest du lieber gehen?« Er hielt sie an sich gedrückt, und sein Arm lag wie ein stählernes Band um ihre Taille, während er seinen Vater herausfordernd anstarrte.
Genau das Gegenteil von dem, was sie bezweckte. Sie wollte die Situation entschärfen und sich nicht zwischen ihn und seine Familie stellen. Für einen Moment schlug ihr Mann die Augen nieder, dann straffte er sich.
Der Duke reagierte zu ihrer Überraschung recht milde. »Ich gehe jetzt ins Gewächshaus, wo meine Pflanzen mich erwarten. Sie streiten nicht, sie wollen nur ausreichend Wasser oder eine bestimmte Erde, in die ich sie umtopfe. Entschuldigt mich also bitte.«
Er nickte würdevoll und entfernte sich. Sie versetzte Charles einen Rippenstoß.
»Autsch«, sagte er theatralisch, aber in seinem Blick lag unverkennbar Besorgnis. »Habe ich das verdient?«
»Ja.« Mit einiger Mühe befreite sie sich aus seiner Umarmung. »Ich bin zwar nicht mit den Feinheiten vertraut, wie man sich in der besseren Gesellschaft benimmt und welche Schlüsse sich daraus ziehen lassen, doch ich fand eigentlich, dass dein Vater recht höflich war.«
»Mal sehen, ob das so bleibt.« Er schaute in die Richtung, in die sein Vater gerade verschwunden war. Sein Blick wirkte umwölkt. »Du kennst ihn nicht so gut wie ich.«
»Wo liegt das Problem?«
»Er hat mich nie richtig ernst genommen und hält mich im Grunde für einen Taugenichts. Auf Lucien hingegen lässt er nichts kommen. Dabei besteht der Unterschied zwischen uns beiden lediglich darin, dass mein großer Bruder diskreter ist und dafür sorgt, dass niemand mitkriegt, was er so treibt, und sein Name nicht in den Klatschspalten der Zeitungen auftaucht. Zumindest meistens. Ich bin da leider immer etwas sorgloser gewesen.«
»Und das hält er dir vor?«
»Ja. Ehe ich dich kennenlernte, habe ich nicht mal versucht , anständig zu sein. Warum sollte ich auch?«
Sie sah, wie
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