Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
viel Kraft es ihn kostete, das einzugestehen. Ihr musste keiner sagen, dass nicht allein Trotz ihn dazu getrieben hatte, sie zu heiraten und den Wunsch seines Vaters zu ignorieren. Er war ebenso bereit gewesen, dafür Opfer zu bringen.
Niemand verstand das besser als sie.
Louisa atmete tief durch. »Er hat mich nicht gekränkt und nichts Herablassendes über unsere Ehe gesagt. Von meinem Vater dürfen wir so viel Entgegenkommen übrigens nicht erwarten, wenn du die Wahrheit wissen willst. Deiner wirkte immerhin einigermaßen zugänglich, und deshalb sollten wir jede unnötige Konfrontation meiden.«
»Das Pfarrhaus … Dieser Besuch liegt mir wirklich auf der Seele.« Sein Lächeln geriet kläglich und damit irgendwie anrührend. »Sollte ich eine Rüstung tragen?«
»Wir gehen gemeinsam.«
»Ich brauche deinen Schutz nicht.«
»Schon. Aber ich vielleicht deinen. Und lange kann ich mich nicht mehr drücken, meine Eltern aufzusuchen.«
Sein Blick wurde weich. »Ich habe dein Leben auf den Kopf gestellt.«
Zum ersten Mal an diesem Morgen lächelte sie ohne Anspannung. »Nein. Du hast mein Leben komplettiert «, sagte sie voller Liebe. »Was zählt da sonst noch?«
Nach einem Moment lachte er wieder sorglos und zog sie an sich. Seine Lippen streiften ihre. »Nichts. Nur wir zählen. Wie sollen wir unser erstes Kind nennen?«
»Charles!«
»Das ist durchaus möglich, weißt du?«
Sie errötete. »So naiv bin ich nun auch nicht.«
»Für ein Mädchen gefällt mir Penelope.«
»Ja, das ist schön. Und für einen Jungen?«
»Vielleicht Arthur.« Er küsste sie, erst ganz sanft und dann drängender. »Würde es dir etwas ausmachen, das Frühstück noch ein bisschen zu verschieben, damit wir uns zuerst auf Wichtigeres konzentrieren können?«
Eigentlich hatte Charles seine Frau bloß deshalb vor dem Frühstück verführt, um nicht länger über die familiären Probleme reden zu müssen. Und um sie von dem anstehenden Besuch im Pfarrhaus abzulenken. Jetzt war er auf dem Weg dorthin.
Er stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken und trieb es über die Wiese, übersprang eine niedrige Steinmauer und sog die saubere, warme Landluft ein. Egal was sie sagte, er würde zuerst allein mit ihrem Vater sprechen. Da er mit einer wirklich unerfreulichen Begegnung rechnete, sollte sie das nicht mitbekommen. Vielleicht legte sich die Aufregung ja ein wenig, bis sie später gemeinsam einen Besuch dort machten. Den ersten Ärger jedoch wollte er auf seine Schultern nehmen … In den Augen der Öffentlichkeit hatte er sie schließlich zu der Flucht nach Schottland überredet, wenn nicht gar entführt.
Das Pfarrhaus war ein langes niedriges Steingebäude und lag bei der Kirche und dem kleinen gepflegten Friedhof des Dorfes. Am anderen Ende des Areals befand sich das bescheidene Haus des Küsters. Charles zügelte sein Pferd, lenkte es im langsamen Schritt in die Umfriedung neben dem Kirchhof und saß ab.
Die Frau, die ihm die Tür öffnete, wusste genau, wer er war, denn ihr Gesicht nahm sogleich einen missbilligenden Ausdruck an. Sie war groß und dürr, und Louisas Beschreibung nach musste es sich um die Haushälterin handeln.
Er verneigte sich. »Mrs. Irvine? Lord Charles Caverleigh.«
»Ich weiß, wer Ihr seid.« Ihr Ton war schwer zu deuten. »Nehme an, Ihr wollt den Vikar sprechen.«
»Ich denke, das sollte ich wohl, nicht wahr?«
»Man sagt ja, besser spät als nie, Mylord«, murmelte sie. »In Eurem Fall kann ich nicht versprechen, ob das stimmt. Kommt herein. Ich sag ihm, dass Ihr da seid.«
Kein perfekter Empfang, aber definitiv wärmer als erwartet. Er wurde in ein kleines, schlicht möbliertes Wohnzimmer geführt. Was hatte er erwartet? Eine Kamineinfassung aus italienischem Marmor, Gemälde an den Wänden? Zumindest wirkte der Raum hell, sauber und freundlich, weil die Sonne durch die Fenster schien. Es roch schwach nach Zitrone und Möbelpolitur und ein bisschen nach frisch gebackenem Brot. Er schlenderte zu einem der Tischchen und entdeckte eine Miniatur, nahm sie hoch. Ein kleines blondes Mädchen mit unschuldigen Augen blickte ihm entgegen.
»Ja, das ist sie. Ich habe es selbst gemalt.«
Charles drehte sich um und stellte das Bild zurück. »Sir.«
Der Vikar war in der Tür stehen geblieben. Sein Gesicht war zerfurcht und abweisend, seine Haltung steif und streng, genau wie Louisa es vorhergesagt hatte.
»Ist meine Tochter guter Hoffnung?«
Charles stutzte, zögerte einen Moment, ehe er kühl
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