Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
wichtig.«
»Wie lieb, dass du hin und wieder auch an uns denkst.«
Sie überhörte den Spott. »Insgesamt sind mir Pflanzen allerdings lieber«, erklärte sie erwartungsgemäß.
»Anwesende ausgenommen, möchte ich hoffen.«
Wie konnte er so etwas fragen? Schließlich tat sie so gut wie nichts anderes mehr, als an seinen umwerfenden Kuss zu denken. Gestern Nacht war das erst gewesen. Und noch so gegenwärtig, dass ihr nichts Witziges und nichts Ironisches als Antwort einfallen wollte.
»Ja«, sagte sie schlicht
»Ich bin sehr froh, das zu hören.«
Sie blickte zu ihm hinüber und sah, dass er sie eindringlich musterte. »Machst du dich etwa über mich lustig?«
»Niemals. Ich bewundere gerade das Farbspiel in deinem Haar. Die Sonnenstrahlen lassen es fast rötlich aussehen. Dazu deine helle Haut, die grünen Augen … Du siehst wirklich bemerkenswert aus. Und umwerfend.«
Obwohl Lucien ihr häufig Komplimente machte, war es ihr nach wie vor ein wenig peinlich, Schmeichelhaftes über ihr Aussehen zu hören. Vor allem weil es neuerdings ihren Puls gewaltig in die Höhe trieb. Vielleicht lag es an dieser Sinnlichkeit in seinem Blick … Doch ehe sie etwas darauf erwidern konnte, redete er schon weiter.
»So, wir sind fast da. Ich für meinen Teil freue mich auf ein schönes Glas kühlen Wein und die Gelegenheit, wenigstens für kurze Zeit dem Trubel in London zu entkommen.«
Da sie selbst die Stadt sehr wenig mochte, klang das gut in ihren Ohren. Wie hatte er bloß die Einwilligung ihrer Eltern zu diesem Ausflug erwirkt? Obwohl sie verlobt waren, wurde es als unschicklich angesehen, so allein und ohne Anstandsdame loszufahren. Und als er die Kutsche jetzt auch noch von der Landstraße weg in einen schmalen Feldweg lenkte, war sie sich sicher, dass ihr Vater das nicht gutheißen würde.
»Ich frage aus reiner Neugier: Wissen sie, wo wir sind?«
Er zuckte beiläufig mit den Schultern. »Ich habe bloß vorgeschlagen, dich zu einem Picknick mitzunehmen.«
Sie grinste ihn spitzbübisch an. »Wetten, dass sie davon überzeugt sind, die Ausfahrt würde in den Hydepark gehen?«
»Mag ja sein, aber ich finde es hier sehr viel entspannter für uns.«
Natürlich hatte er recht, wobei seine Nonchalance, mit der er die Sache behandelte, ihr suspekt vorkam. Wieder so ein Beispiel dafür, dass man bei ihm immer nach einem verborgenen Grund suchen musste. Außerdem schien er sich ziemlich sicher zu sein, dass ihre Eltern ihm keine Vorschriften zu machen wagten. Ihr allerdings konnte er nichts vormachen … und wollte es wahrscheinlich nicht einmal.
»Deute ich das richtig, Mylord, dass du ein bestimmtes Ziel verfolgst?«
»Wie kommst du auf diese Idee, Miss Lacrosse? Es ist ganz einfach so, dass mir ein Stück Land hier direkt am Fluss gehört. Ich habe es bereits vor Jahren gekauft, nachdem ich gerade die Universität absolviert hatte.« Er zuckte mit den Schultern und grinste sie verschlagen an. »Ich angle sehr gerne.«
Lord Stockton angelte also gerne. Wie interessant. Als ob ihr das entgangen wäre. »Liegt wohl in der Familie … Charles liebt das Angeln auch und hat es mir gezeigt«, gab sie in ebenfalls zweideutigem Ton zurück.
»Oh, tatsächlich? Was hat er dir sonst noch beigebracht?«
Hörte sie da etwa eine gewisse Schärfe in seiner Stimme, weil sie das Ganze falsch verstanden hatte? Verunsichert sah sie zu, wie er die Pferde geschickt die schmale Straße entlanglenkte. Oder war er etwa eifersüchtig? Auf Charles und sie?
Nein, lächerlich.
»Im Reiten hat er mich unterwiesen. Zumindest was die Grundlagen betrifft. Meinem Vater lag nicht viel daran … Ihn interessierten schon damals nur Pflanzen und sonst nichts. Ich habe deshalb ziemlich lange gebraucht, bis ich mich im Sattel einigermaßen wohlfühlte.« Sie lächelte zerknirscht. »Ich weiß, für eine Engländerin ist das schändlich. Stell dir vor, dass ich noch mit acht Jahren Angst vor meinem Pony hatte.«
In diesem Moment brachte Lucien die Pferde bei einer Baumgruppe zum Stehen. »Da sind wir«, sagte er und deutete auf den schmalen Fluss, der sich in vielen Biegungen durch die Landschaft wand.
Er würde seiner Haushälterin ein Kompliment aussprechen müssen. Als er den Picknickkorb öffnete, entdeckte er darin alles, was das Herz begehrte: eine Auswahl verschiedener Käsesorten, frisch gebackenes Brot, Obst und zwei Flaschen seines Lieblingsweins. Lucien entkorkte geschickt eine Flasche und goss Wein in die geschliffenen Gläser. Ein
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