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Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)

Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)

Titel: Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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auf ihre partielle Nacktheit anspielte, und eines der Mädchen begann zu kichern. Wo kam so was vor, dass ein Mann bei einer Anprobe zugegen sein durfte? Und diese strenge Dame musterte sie überdies, als sei sie eine Zuchtstute auf einer Auktion.
    »Guter Rahmen«, kommentierte die Herzoginwitwe prompt. »Schlank, ohne zerbrechlich zu sein.« Sie nickte und kam aufs Thema. »Die Farben sind wichtig, die machen den Unterschied. Also schauen wir weiter Stoffe an.«
    »Mit Vergnügen.« Charles stimmte lächelnd zu, doch der angespannte Ausdruck in seinem Gesicht verlor sich nicht.
    »Madame Gardon war sehr bemüht«, warf Louisa ein. Ihr entging nicht, dass sich die Situation durch die Ankunft ihres gut aussehenden Mannes und der Duchess deutlich verändert hatte. Die Gehilfinnen wirkten plötzlich viel hilfsbereiter, und Madame selbst bemühte sich um mehr Respekt ihr gegenüber.
    Als Charles nicht antwortete, schaute sie ihn forschend an und erkannte die Sorge in seinem Gesicht. »Was ist denn los?«
    Sie wusste, dass irgendwas nicht stimmte.
    »Liebling, warum glaubst du …« Er verstummte und blickte sie unverwandt an. Dann nickte er unmerklich. »Ich erzähle dir später davon, sobald wir die Kleiderfrage gelöst haben. Die azurblaue Seide gefällt mir gut. Die nehmen wir, ja? Und den dunkelrosa Tüll auch. Was wurde noch ausgesucht? Wo sind die Entwürfe? Was denkt Ihr, Euer Gnaden?«
    »Ich möchte außerdem ein paar andere Stoffe sehen. Das Blau ist allerdings akzeptabel.«
    Es dauerte eine weitere Stunde, in der Louisa unter der Regie der Herzoginwitwe immer wieder vermessen und mit Stoffmustern behängt wurde … An den Entscheidungen war sie nicht beteiligt. Schließlich durfte sie ihr altes Kleid wieder anziehen und mit Charles den Salon verlassen, während die umtriebige Herzoginwitwe zurückblieb und mit der Modistin um Details feilschte.
    Sobald sie in der Kutsche saßen, wollte Louisa den Grund für Charles’ Besorgnis wissen. »Was ist los? Erst kommst du so spät und bringst jemanden mit, was ja in Ordnung wäre, wenn du nicht so ein merkwürdiges Gesicht machen würdest …«
    »Mein Bruder wird vermisst.«
    Louisa war völlig überrascht, weil sie angenommen hatte, seine Missstimmung würde irgendwie mit ihrer eigenen Situation zusammenhängen.
    »Der Marquess?«
    »Genau.« Seine Anspannung war unverkennbar. »Die Duchess macht sich ebenfalls Sorgen. Sie sprach genau in dem Moment vor, als ich aufbrechen wollte, und sobald ich ihr von deinem Termin bei der Modistin erzählte, bestand sie darauf, mich zu begleiten. Ehrlich gesagt, bin ich froh darüber. Ich fürchte, Modefragen interessieren mich im Moment einfach nicht. Wo zum Teufel steckt Lucien bloß?«
    Sie nahm seine Hand und streichelte sie.
    »Sogar Vivian hat keine Ahnung, wo er sein könnte.«
    »Oh.« Louisa begriff den Ernst der Lage, denn grundlos verschwand bestimmt niemand kurz vor seiner Hochzeit. Bestürzt schaute sie Charles an, der sich sichtlich zusammenreißen musste, um nicht in Panik zu verfallen.
    »Ich verstehe das einfach nicht. Manche machen das, so einfach für ein paar Tage zu verschwinden, ohne Bescheid zu geben, doch das ist gewiss nicht Luciens Stil. Im Gegenteil, so etwas würde er für rücksichtslos halten. Ich denke, wir sollten erst einmal so schnell wie möglich nach Cheynes Hall zurückkehren. Falls er auch dort nicht ist, wovon ich ausgehe, muss ich meinem Vater von seinem Verschwinden erzählen.«
    Sie nickte. Der Termin bei der Modistin verlor plötzlich an Bedeutung. Jetzt zählte allein Charles’ Sorge um seinen Bruder. »Beten wir, dass es eine vernünftige Erklärung gibt«, murmelte sie hilflos.
    Charles, sonst immer freundlich und charmant, erklärte nur gepresst: »Das hoffe ich wirklich für ihn.«

Kapitel 17
    »Hoch mit Euch, verfluchte Lordschaft.« Ein Zeh bohrte sich unsanft in seine Seite.
    Offensichtlich waren sie vor Anker gegangen, denn das Schiff schaukelte nur noch leicht. Langsam kehrte Luciens Bewusstsein zurück.
    Seit Tagen hatte er nichts gegessen. Zumindest glaubte er das, sofern sein Zeitgefühl ihm keinen Streich spielte. Schließlich lebte er im völligen Dunkel und konnte sich nicht am Aufgang oder Untergang der Sonne orientieren. Immerhin trug er keine Fesseln mehr, und man hatte ihm einen Krug Wasser hingestellt, den er sich sorgfältig einteilte. Trotzdem empfand er den Durst nach wie vor schlimmer als den Hunger. Den hatte er beinahe vergessen.
    »Verzieh dich«, brachte

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