Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
gerissen. Doch das musste warten, bis sie allein waren.
»Ja«, flüsterte sie und senkte den Kopf.
Nur das eine Mal.
Er rechnete rasch im Kopf nach. Sie musste inzwischen so weit sein, dass am Bestehen ihrer Schwangerschaft kein Zweifel mehr bestehen konnte.
Was sagte ein Mann in so einem Moment? Er wusste es nicht, denn er wurde zum ersten Mal mit einer solchen Situation konfrontiert. Jedenfalls wunderten ihn jetzt weder die merkwürdige Spannung noch ihr Nachmittagsschlaf.
»Wie fühlst du dich?«
»Ich bin müde. Hungrig. Manchmal weinerlich.« Ihre Wangen waren rosig überhaucht. »Im Augenblick allerdings nur glücklich, weil du zu mir zurückgekehrt bist.«
»Ich bin bei dem Versuch, meinen Entführern zu entkommen, fast gestorben«, sagte er, »aber ich musste es einfach probieren… Für dich.«
Er wurde tatsächlich Vater! Bislang ungekannte Gefühle überschwemmten ihn, rührten ihn. »Natürlich werden wir so bald wie möglich heiraten. Das wollte ich immer, ob mit Kind oder ohne«, fügte er mit einer gewissen Schärfe hinzu, die eindeutig auf die abwesende Mutter gemünzt war.
»Davon bin ich stets ausgegangen«, erklärte Sir Edwin. »Meiner Frau jedoch war dieses ganze Durcheinander mit zwei Verlobungen wohl etwas zu viel. Erst brennt der eine durch, dann verschwindet der andere … Vielleicht darf ich hinzufügen, dass wir Menschen komische Gewächse sind … Anders als bei Pflanzen verlaufen unsere Lebenszyklen nicht in vorhersehbaren Bahnen.«
Für Vivian war das der perfekte Vergleich, und sie lachte. »Und was war letztes Jahr mit den Azaleen?«
»Da habe ich leider den falschen Boden gewählt«, gab Sir Edwin zu und lehnte sich zurück. »Ich dachte, der säurehaltige Boden würde sie üppiger und farbenfroher erblühen lassen.«
»Führte dann leider dazu, dass die Bienen keinerlei Interesse an einer Bestäubung zeigten.«
»Das scheint so gewesen zu sein … ein interessanter Gedanke.«
Vivian nickte. »Der Duke und ich haben darüber ausführlich diskutiert, und wir sind der Meinung, dass das Experiment trotzdem wertvoll ist. Was passiert wohl, wenn wir einen anderen Dünger verwenden?«
»Darüber habe ich bereits nachgedacht. Bloß welchen?«
Lucien wechselte mit seinem Bruder beredte Blicke. »Das wird jetzt wohl eine Weile so weitergehen?«
»Das fürchte ich auch«, gab Charles zu. Er hatte die langen Beine lässig übereinandergeschlagen. »Du solltest dir schleunigst ein lebhaftes Interesse an Blumenzwiebeln, Samen und Schoten zulegen. Nicht zu vergessen Engerlinge und andere scheußliche Insekten.«
»Ich interessiere mich ja dafür, zumindest was die landwirtschaftliche Nutzung angeht. Wird unser Kind ein Bauer, Vivian?«
»Es gibt bestimmt Schlimmeres.« Sie sah ihn amüsiert an, aber wenn er ihr tief in die Augen sah, entdeckte er dort eine überwältigende Liebe.
»In der Tat.« Er erwiderte den Blick, und sein Lächeln wurde ganz weich. »Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.«
»Genau das fürchtete ich auch.«
»Ich habe dich so sehr vermisst.«
Wären sie allein in der Kutsche gesessen, hätte er ihr am liebsten sofort gezeigt, wie sehr.
Kapitel 25
Louisa saß im Morgenmantel auf ihrem Bett. Die blonden Haare fielen wie ein lichter Seidenvorhang über ihren Rücken. Vermutlich ahnte sie nicht einmal, wie schön sie war. Nachdem er sie lange nicht gesehen hatte, fühlte Charles sich von ihr aufs Neue wie verzaubert.
Genau dreizehn Tage hatte ihre Trennung gedauert.
Sie verschränkte ihre Hände. »Ich muss mit dir reden.«
Er glaubte zu wissen, worum es ging, und ließ sich ganz locker neben ihr aufs Bett sinken.
»Du bist froh, weil durch Luciens Rückkehr alles wieder anders wird, nicht wahr? Ich bin nicht nur dankbar, dass er zurück ist, sondern auch froh, weniger Zeit in London verbringen zu müssen. Um am meisten erleichtert es mich, nicht der nächste Duke zu werden. Er wird diese Rolle zweifellos viel besser ausfüllen, als es mir je möglich wäre. Deshalb gebe ich die Verantwortung gerne an ihn zurück.«
Sein Hemd flog zu Boden, und sie lachte atemlos, als er sie auf den Rücken warf. »Charles, bitte … Warte einen Moment.«
Er knabberte an ihrem Ohr, und seine Hand kroch unter ihr Nachthemd. Ihr Oberschenkel war angenehm warm und weich. »Nenn mir einen einzigen guten Grund, warum ich warten soll. Hast du mich nicht vermisst?«
Sie küsste ihn und zog seinen Kopf zu sich herunter, was im Grunde seine Frage beantwortete. Seine
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