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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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hielt, so lange sie konnte, die Luft an.
    Als sie den Rauch schließlich eingeatmet hatte, entspannte sie sich.
    »Sie muss dort sitzen.« Octavia zeigte auf einen Kreis aus lauter Kreidesymbolen. Calvin hievte Tanya auf den Stuhl, der in seiner Mitte stand. Und dank des seltsamen Rauches blieb sie dort ruhig sitzen.
    Octavia begann in einer Sprache zu singen, die ich nicht verstand. Amelias Zaubersprüche waren immer in Latein gewesen oder zumindest einer primitiveren Form davon (das hatte sie mir erzählt). Aber bei Octavia klang es viel facettenreicher, fast als würde sie eine völlig andere Sprache benutzen.
    Ich war auf dieses Ritual sehr gespannt gewesen, doch es erwies sich als ziemlich langweilig, jedenfalls für die, die nicht daran teilhatten. Ich hätte am liebsten alle Fenster aufgerissen, um den Rauch aus dem Haus zu bekommen, und war bloß froh, dass Amelia daran gedacht hatte, die Feuermelder auszuschalten. Tanya schien irgendetwas zu spüren, aber wer konnte schon mit Sicherheit sagen, ob da wirklich die Pelt-Einflüsterungen ausgelöscht wurden.
    »Tanya Grissom«, deklamierte Octavia, »reiße die Wurzeln des Bösen aus deiner Seele und reinige dich vom Einfluss jener, die dich für ihre bösen Absichten missbrauchen.« Octavia gestikulierte wild mit einem seltsamen Ding, das einem mit einer Weinranke umwundenen menschlichen Knochen furchtbar ähnlich sah, über Tanyas Kopf herum. Woher sie den Knochen hatte, wollte ich lieber nicht wissen.
    Tanya stieß trotz Knebel einen gellenden Schrei aus, und ihr Rücken bog sich erschreckend. Dann entspannte sie sich wieder.
    Amelia gab ein Zeichen, und Calvin löste das schicke rote Halstuch, mit dem Tanya wie ein kleiner Bandit ausgesehen hatte. Und dann zog er noch ein Taschentuch aus Tanyas Mund, ein ganz sauberes weißes. Sie war eindeutig mit sehr viel Liebe und Umsicht verschleppt worden.
    »Ich fass es nicht! Wie kannst du mir das antun!«, schrie Tanya, kaum dass sie wieder sprechen konnte. »Wie kannst du mich einfach wie ein Steinzeitmacho kidnappen, du Trottel!« Wäre sie dazu in der Lage gewesen, hätte sie sicher auf Calvin eingeprügelt. »Und was zum Teufel soll dieser Rauch? Sookie, willst du dein Haus abfackeln? Hey, weg von meinem Gesicht mit dem Ding da, alte Hexe!« Tanya schlug mit ihren gefesselten Händen nach dem mit einer Weinranke umwundenen Knochen.
    »Ich heiße Octavia Fant.«
    »Na toll, Octavia Fant. Nehmen Sie mir die Fesseln ab!«
    Octavia und Amelia tauschten einen Blick.
    Tanya wandte sich an mich. »Sookie, sag diesen Spinnern, sie sollen mich gehen lassen! Calvin, ich war halbwegs an dir interessiert, bevor du mich gefesselt und geknebelt verschleppt hast! Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
    »Ich wollte dein Leben retten«, sagte Calvin. »Und du wirst jetzt nicht gehen. Wir müssen reden.«
    »Okay«, erwiderte Tanya langsam, als sie begriff (das las ich in ihren Gedanken), dass hier etwas Ernstes im Gange war. »Worüber müssen wir reden?«
    »Über Sandra Pelt«, sagte ich.
    »Sandra kenne ich. Was ist mit ihr?«
    »Welche Verbindung haben Sie zu ihr?«, fragte Amelia.
    »Was geht Sie das an, Amy?«, konterte Tanya.
    »Amelia«, korrigierte ich. Ich hatte mich auf die große Ottomane gesetzt, Tanya gegenüber. »Und du solltest die Frage besser beantworten.«
    Tanya warf mir einen ihrer giftigen Blicke zu - davon hatte sie ein paar besonders schöne auf Lager - und sagte: »Ich hatte mal eine Cousine, die von den Pelts adoptiert wurde. Und Sandra war die Adoptivschwester meiner Cousine.«
    »Bist du eng mit Sandra befreundet?«, fragte ich.
    »Nein, nicht besonders. Ich hab schon eine Weile nichts mehr von ihr gehört.«
    »Hast du nicht letztens erst eine Abmachung mit ihr getroffen?«
    »Nein, Sandra und ich sehen uns nicht allzu oft.«
    »Was halten Sie von ihr?«, fragte Octavia.
    »Sie ist ziemlich hinterhältig. Aber irgendwie bewundere ich sie auch«, sagte Tanya. »Wenn Sandra etwas will, nimmt sie es sich.« Sie zuckte die Achseln. »Aber sie geht etwas zu weit für meinen Geschmack.«
    »Wenn sie Ihnen auftragen würde, das Leben eines anderen zu ruinieren, würden Sie es also nicht tun?« Octavia musterte Tanya aufmerksam.
    »Ich habe Besseres zu tun«, erwiderte Tanya. »Das Leben anderer kann sie selbst ruinieren, wenn ihr so viel dran liegt.«
    »Sie würden nichts damit zu tun haben wollen?«
    »Nein«, sagte Tanya. Und sie meinte es ernst, das konnte ich erkennen. Langsam wurde sie sogar ein

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