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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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mich ansahen. Octavias Augen waren braun und Amelias leuchtend blau, doch in diesem Augenblick stand ein auf unheimliche Weise ähnlicher Ausdruck in ihrem Blick.
    »Ja?« Octavia beherrschte eindeutig die Situation.
    Natürlich wusste jede Hexe, die ihren Zauberstab wert war, über Werwölfe Bescheid. Ich fasste die Gründe für den Werwolfkrieg in ein paar Sätzen zusammen, erzählte ihnen von dem Angriff auf der Autobahn letzte Nacht und erklärte ihnen Amandas Bitte.
    »Sind das Angelegenheiten, in die du dich einmischen solltest, Amelia?«, fragte Octavia in einem Ton, der ziemlich deutlich machte, dass es auf diese Frage nur eine Antwort geben konnte.
    »Oh, ich finde schon«, sagte Amelia lächelnd. »Ich kann doch nicht zulassen, dass jemand auf meine Mitbewohnerin schießt. Natürlich helfe ich Amanda.«
    Octavia hätte nicht entsetzter sein können, wenn Amelia ihr Wassermelonenkerne auf den gelben Hosenanzug gespuckt hätte. »Amelia! Du versuchst dich immer wieder an Dingen, die über deine Fähigkeiten gehen! Du wirst in furchtbare Schwierigkeiten geraten! Sieh dir nur an, was du dem armen Bob Jessup angetan hast.«
    Oh Mann. Ich kannte Amelia noch nicht lange, aber dass man mit dieser Methode bei ihr nie etwas erreichen würde, wusste sogar ich. Wenn Amelia auf irgendetwas stolz war, dann auf ihre Hexenkünste. Ihre Fähigkeiten in Frage zu stellen hieß, sie herauszufordern. Okay, bei Bob hatte sie allerdings richtig Mist gebaut.
    »Können Sie ihn zurückverwandeln?«, fragte ich die ältere Hexe.
    Octavia sah mich streng an. »Natürlich.«
    »Warum tun Sie's dann nicht, und danach sehen wir weiter«, entgegnete ich.
    Octavia wirkte völlig entsetzt. Ich weiß, ich hätte es ihr nicht so auf den Kopf zusagen dürfen. Andererseits, wenn sie Amelia beweisen wollte, wie viel machtvoller ihre Hexenkünste waren - jetzt hatte sie Gelegenheit dazu. Kater Bob saß auf Amelias Schoß und machte einen völlig unbekümmerten Eindruck. Octavia zog aus ihrer Handtasche eine Pillendose hervor, die mit Marihuana gefüllt zu sein schien. Okay, vermutlich sehen getrocknete Kräuter alle irgendwie gleich aus, und ich hatte auch noch nie mit Marihuana zu tun, so dass ich es eigentlich gar nicht beurteilen kann. Egal, Octavia nahm ein wenig von diesem getrockneten grünen Zeug, streckte den Arm aus und ließ es auf das Katzenfell herabrieseln. Bob schien es nicht zu stören.
    Amelias Gesicht war ein Bild für die Götter, als sie Octavia einen Hexenzauber vollführen sah, der aus einigen Worten Latein, ein paar Gesten und den eben erwähnten Kräutern bestand. Schließlich murmelte Octavia etwas, das klang wie die esoterische Version von »Abrakadabra!« und zeigte auf den Kater.
    Nichts passierte.
    Octavia wiederholte ihre Worte noch einmal mit Nachdruck. Wieder zeigte sie mit dem Finger auf Bob.
    Und wieder passierte absolut nichts.
    »Wissen Sie, was ich glaube?«, sagte ich. Keiner schien es wissen zu wollen, aber es war schließlich mein Haus. »Vielleicht war Bob ja schon immer ein Kater, der aus irgendwelchen Gründen vorübergehend in einen Menschen verhext war. Und deshalb können Sie ihn nicht zurückverwandeln. Vielleicht ist er jetzt einfach in seiner richtigen Existenzform.«
    »So ein Unsinn!«, schimpfte die ältere Hexe. Ihr Versagen machte ihr offenbar ganz schön schwer zu schaffen. Amelia musste sich sehr zusammenreißen, um nicht zu grinsen.
    »Wenn Sie auch jetzt noch überzeugt sind, dass Amelia unfähig ist - und zufällig weiß ich, dass sie es nicht ist -, sollten Sie uns in Maria-Stars Apartment begleiten«, sagte ich. »Nur um aufzupassen, dass Amelia nicht in Schwierigkeiten gerät, natürlich.«
    Amelia sah mich einen Augenblick lang entrüstet an, doch dann schien sie meinen Plan zu verstehen und stimmte in meine Bitte ein.
    »Nun gut. Ich komme mit«, willigte Octavia großmütig ein.
    Ich konnte zwar nicht die Gedanken der alten Hexe lesen, aber ich hatte lange genug in einer Bar gearbeitet, um einen einsamen Menschen zu erkennen, wenn ich einen sah.
    Als ich Amanda zurückrief, gab sie mir die Adresse und sagte, dass Dawson das Apartment bewachen werde, bis wir kämen. Ich kannte ihn und mochte ihn, er hatte mir schon einmal geholfen. Ihm gehörte die kleine Reparaturwerkstatt für Motorräder ein paar Meilen außerhalb von Bon Temps, und manchmal vertrat er Sam hinter dem Tresen im Merlotte's. Dawson gehörte keinem Werwolfrudel an; dass er sich jetzt auf die Seite der Rebellen um

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