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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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suche er nach jemand Bestimmtem. Der Löwe lag einige Meter entfernt zusammengekauert da. Blutspuren durchzogen sein Fell. An seinem Nacken blutete die offene Wunde, die Priscilla ihm zugefügt hatte. Und am Rücken hatte ihn noch ein Biss verletzt. Was sollte ich nur zuerst tun?
    »Danke, Claudine«, sagte ich und küsste sie auf die Wange.
    »Ich schaff's nicht immer«, ermahnte sie mich. »Verlass dich also nicht automatisch auf Rettung.«
    »Habe ich irgendeinen Button, der bei Lebensgefahr blinkt? Oder woher weißt du, dass du gebraucht wirst?« Darauf würde sie nicht antworten, das wusste ich schon. »Egal, von dir lasse ich mich immer gern retten. Hey, weißt du schon, dass ich meinen Urgroßvater getroffen habe?« Ich war so glücklich, noch am Leben zu sein, dass ich einfach drauflosplapperte.
    Claudine verneigte sich. »Der Prinz ist mein Großvater«, sagte sie.
    »Oh, dann sind wir wohl so was wie Cousinen?«
    Claudine blickte mich mit ihren klaren, dunklen Augen ruhig an. Sie wirkte so gar nicht wie eine Frau, die eben noch zwei Werwölfe getötet hatte, und das schneller, als ich mit den Fingern schnippen konnte. »Ja, ich glaube schon«, sagte sie.
    »Und wie nennst du ihn? Großpapa? Opa?«
    »Ich nenne ihn › Herr ‹ .«
    »Oh.«
    Claudine ging nach den Werwölfen sehen, die sie von sich geschleudert hatte (die waren immer noch tot, da war ich mir sicher), und so lief ich zu dem Löwen hinüber. Ich hockte mich neben ihn und legte ihm den Arm um den Nacken. Er brummelte. Ganz automatisch kraulte ich ihn am Kopf und hinter den Ohren, genau wie bei Bob. Das Brummeln wurde intensiver.
    »Sam«, sagte ich. »Ich bin dir so ungeheuer dankbar. Ich verdanke dir mein Leben. Wie schlimm sind deine Wunden? Was kann ich dagegen tun?«
    Sam seufzte und legte seinen Kopf auf den Boden.
    »Bist du erschöpft?«
    Weil die Luft um ihn herum plötzlich zu wirbeln begann, zog ich mich zurück. Ich wusste, was nun geschah. Schon einen Augenblick später lag statt des Löwen ein menschlicher Körper neben mir. Besorgt betrachtete ich Sam, weil er die Wunden immer noch hatte. Aber sie waren kleiner als bei dem Löwen. Und Gestaltwandler besaßen ja alle große Selbstheilungskräfte. Es sagt übrigens eine Menge darüber aus, wie sehr sich meine Denkweise geändert hatte, dass ich an Sams Nacktheit überhaupt keinen Anstoß mehr nahm - zum Glück, schließlich lagen überall um mich herum nackte Körper. Denn die Werwolfleichen verwandelten sich ebenso zurück wie die Verwundeten.
    Der Anblick der Leichen in ihrer Wolfsgestalt war allerdings leichter zu ertragen gewesen.
    Cal Myers und seine Schwester Priscilla waren natürlich beide tot, und die Werwölfe, die Claudine weggeschleudert hatte, auch. Amanda war tot. Die schlanke junge Frau, die ich aus dem Hair of the Dog kannte, lebte noch, war jedoch am Oberschenkel schwer verwundet. Und ich sah auch Amandas Barkeeper, er schien nicht einen Kratzer abbekommen zu haben. Tray Dawson hielt sich einen Arm, anscheinend war er gebrochen.
    Patrick Furnan lag inmitten eines Kreises von Leichen und Verwundeten, die alle zu Priscillas Werwölfen gehörten. Nur mit Mühe konnte ich mir einen Weg durch die verstümmelten, blutverschmierten Leichen bahnen. Ich spürte die Blicke aller, Werwölfe und Menschen, auf mir ruhen, als ich mich neben Furnan hockte und ihm den Finger an den Hals legte - nichts. Ich prüfte seinen Puls. Ich legte ihm sogar die Hand auf die Brust. Kein Herzschlag.
    »Tot«, sagte ich, und alle Überlebenden in Wolfsgestalt stimmten ein Heulen an. Viel verstörender jedoch war das Geheul, das aus den Kehlen der Werwölfe in Menschengestalt drang.
    Alcide wankte auf mich zu. Er schien mehr oder weniger unversehrt, auch wenn an seiner Brust und in seinem Haar Blut klebte. Als er an der im Kampf gefallenen Priscilla vorbeikam, versetzte er ihr einen Tritt. Neben Patrick Furnan kniete er einen Moment lang nieder und beugte den Kopf, als wolle er sich vor der Leiche verneigen. Dann erhob er sich, dunkel, wild, entschlossen.
    »Der Leitwolf dieses Rudels bin ich!«, rief er in einem Ton absoluter Gewissheit. Eine unheimliche Stille breitete sich aus, während die überlebenden Werwölfe diese Worte auf sich wirken ließen.
    »Du musst jetzt gehen«, flüsterte Claudine mir von hinten zu. Ich schrak auf wie ein Hase, weil ich wie hypnotisiert gewesen war von Alcides Schönheit und der ursprünglichen Wildheit, die er ausstrahlte.
    »Was? Warum?«
    »Sie feiern gleich

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