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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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ausnahmsweise mal offen und schnürte mir die schwarzen Reeboks zu.
    Eigentlich ging's mir doch ziemlich gut, fand ich, so alles in allem.
    Viele Leute waren tot, und die Ereignisse der letzten Nacht hatten großen Kummer verursacht. Aber immerhin war das eindringende Werwolfrudel zurückgeschlagen worden, in der Gegend um Shreveport sollte also erst mal eine Weile lang Frieden herrschen. Der Krieg war sehr schnell zu Ende gegangen. Und die Wergestalten waren einmal mehr dem Rest der Welt verborgen geblieben, obwohl sie den Schritt an die Öffentlichkeit bald machen mussten. Je länger die Vampire offen in der Gesellschaft lebten, desto wahrscheinlicher wurde es, dass irgendwer die Wergestalten verriet.
    Aber das konnte ich getrost in der großen Kiste von Dingen versenken, die nicht meine Sorge waren.
    Der Kratzer an meinem Bein war, ob dank Natur oder dank Amelias Hexenkünsten, schon verschorft. An Armen und Beinen hatte ich blaue Flecken, doch die wurden von der Kleidung verdeckt. Es war nicht ungewöhnlich, zu dieser Jahreszeit bereits langärmlige Sachen zu tragen, zumal das Wetter langsam kühler wurde. Ich hätte sogar schon eine Jacke gebrauchen können und bedauerte, keine mitgenommen zu haben, als ich zur Arbeit fuhr. Amelia hatte sich noch nicht gerührt, als ich aufbrach, und ich wusste nicht, ob Pam im Gästezimmer in meinem Geheimversteck für Vampire ruhte. Aber hey, das ging mich doch auch gar nichts an!
    Auf der Fahrt fiel mir noch so einiges ein, das in die große Kiste voller Dinge gehörte, die nicht meine Sorge waren. Doch damit war Schluss, sobald ich in der Arbeit ankam. Als ich meinen Boss sah, überfielen mich Gedanken, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Nein, Sam sah nicht aus wie nach einer Prügelei. Er sah eigentlich aus wie immer, als ich in seinem Büro wie üblich meine Handtasche in der Kommode verstaute. Die Kämpfe schienen ihn sogar eher belebt zu haben. Vielleicht hatte es ihm richtig gutgetan, sich mal in ein gefährlicheres Tier als einen Collie zu verwandeln. Vielleicht hatte es ihm richtig Spaß gemacht, einigen Werwölfen mal ordentlich eins zu verpassen... ihnen den Bauch aufzureißen... das Rückgrat zu brechen ...
    Moment! Wem war noch mal das Leben gerettet worden mit all dem Aufreißen und Rückgratbrechen? Umgehend lösten sich meine Gedanken in Luft auf. Und spontan drückte ich Sam einen Kuss auf die Wange. Ich sog seinen ganz eigenen Geruch ein: ein Geruch von Aftershave und Wald, in dem etwas Wildes, aber dennoch Vertrautes lag.
    »Wie geht's dir?«, fragte er, als würde ich ihn immer mit einem Kuss begrüßen.
    »Besser, als ich dachte«, sagte ich. »Und dir?«
    »Hier und da tut's etwas weh, aber es geht schon.«
    Holly streckte den Kopf zur Tür rein. »Hey, Sookie, Sam«, sagte sie, ehe sie zur Kommode ging und ihre Handtasche verstaute.
    »Holly, ich habe gehört, dass du mit Hoyt zusammen bist«, sagte ich mit einem fröhlichen Lächeln, das hoffentlich Freude genug ausstrahlte.
    »Ja, wir verstehen uns ganz gut.« Sie bemühte sich, möglichst locker zu wirken. »Er kommt prima mit Cody klar, und seine Familie ist richtig nett.« Trotz ihres schwarz gefärbten, wie Igelstacheln vom Kopf abstehenden Haars und der dicken Schicht Make-up hatte Hollys Gesicht etwas Sehnsüchtiges und Verletzliches.
    Es fiel mir nicht schwer zu sagen: »Hoffentlich klappt's mit euch beiden.« Holly freute sich sichtlich. Sie wusste so gut wie ich, dass sie praktisch meine Schwägerin werden würde, wenn sie Hoyt heiratete, weil mein Bruder Jason und Hoyt so dicke Freunde waren.
    Sam erzählte uns noch von seinem Problem mit einem der Bierlieferanten, während Holly und ich uns unsere Schürzen umbanden, und dann begann unser Arbeitstag. Ich streckte den Kopf in die Durchreiche und winkte den Leuten in der Küche. Der derzeitige Koch des Merlotte's war ein Exsoldat namens Carson. Schnellimbissköche kommen und gehen, aber Carson war einer der besseren. Den Hamburger Lafayette (Hamburger in der Spezialsoße eines früheren Kochs) hatte er sofort hinbekommen, Hühnchenstreifen und Pommes frites gelangen ihm perfekt, und er bekam keine Wutanfälle und versuchte auch nicht, den Küchenjungen zu erstechen. Er erschien pünktlich zur Arbeit, und am Ende seiner Schicht hinterließ er die Küche blitzblank, was so großartig war, dass Sam Carson eine Menge Seltsamkeiten verziehen hätte.
    Wir hatten nur wenige Gäste, daher kümmerten Holly und ich uns auch um die Getränke, und Sam

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