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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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stockend. »Äh, möchten Sie einen Kaffee oder vielleicht etwas Toast? Oder ...«Ich sah auf die Uhr. »Wie wär's mit einem Schinkensandwich oder einem Hamburger?«
    »Was zu essen wär nicht schlecht«, erwiderte Marley und ging die Diele hinunter, als hätte das Holz überhaupt kein Gewicht.
    Der Gast im Wohnzimmer war also Copley Carmichael. Ich hatte keinen blassen Schimmer, warum Amelias Vater hier sein mochte. Rasch bereitete ich einige Sandwiches zu, goss Wasser in ein Glas und legte zwei Sorten Chips neben den Teller, damit Marley sich selbst aussuchen konnte, was er mochte. Dann setzte ich mich endlich an den Tisch, trank meinen Kaffee und aß meinen Toast. Ich hatte immer noch einen Rest Pflaumenmus von meiner Großmutter, das ich zögernd darauf strich. Jedes Mal, wenn ich davon aß, musste ich melancholische Anwandlungen abwehren. Aber es hatte doch keinen Sinn, ein so gutes Pflaumenmus einfach verderben zu lassen. Meine Großmutter hätte es ganz gewiss so gesehen.
    Als Marley wieder in die Küche kam, setzte er sich mir ganz zwanglos gegenüber. Dadurch entspannte auch ich mich.
    »Ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Mühe«, sagte ich, nachdem er die ersten Bissen gegessen hatte.
    »Ich habe sonst nichts zu tun, wenn er mit Amelia redet«, erklärte Marley. »Außerdem, wenn sie noch den ganzen Winter hier ist, freut er sich, wenn sie ein Kaminfeuer anmachen kann. Wer hat Ihnen denn die Holzklötze hierhergebracht und sie dann nicht gehackt?«
    »Mein Bruder.«
    »Hmph«, machte Marley und aß weiter.
    Ich hatte meinen Toast bereits aufgegessen, schenkte mir einen zweiten Becher Kaffee ein und fragte Marley, ob er noch etwas wolle.
    »Nein, vielen Dank«, sagte er und öffnete die Tüte mit den Barbecue-Kartoffelchips.
    Dann entschuldigte ich mich und ging unter die Dusche. Es war an diesem Tag deutlich kühler draußen, und so holte ich ein langärmliges T-Shirt aus einer Kommodenschublade, die ich schon seit Monaten nicht geöffnet hatte. Genau das richtige Wetter für Halloween. Es war bereits zu spät, um noch einen Kürbis und Süßigkeiten zu kaufen ... nicht, dass bei mir besonders viele Kinder vorbeikamen und »Süßes oder Saures« riefen. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich wieder normal, was so viel hieß wie: zufrieden mit mir selbst und meiner Welt. Es gab zwar eine Menge zu betrauern, was ich auch noch tun würde, doch ich befürchtete nicht mehr ständig, mir an der nächsten Ecke eine Ohrfeige einzufangen.
    Kaum war mir das durch den Kopf gegangen, begann ich natürlich auch schon zu grübeln. Mir fiel auf, dass ich gar nichts von den Vampiren aus Shreveport gehört hatte, fragte mich dann allerdings, warum ich das sollte oder wollte. Diese Zeit des Übergangs von einem Herrscher zum nächsten musste voller Spannungen und Verhandlungen sein, und es war das Beste, wenn die Untoten das unter sich regelten. Von den Werwölfen aus Shreveport hatte ich auch nichts gehört. Aber da die polizeilichen Nachforschungen nach all den Vermissten noch liefen, war das wohl ein gutes Zeichen.
    Da ich gerade mit meinem Freund Schluss gemacht hatte, hieß das - zumindest theoretisch -, dass ich frei und ungebunden war. Als Ausdruck meiner neu gewonnenen Freiheit legte ich etwas mehr Lidschatten auf als üblich. Und trug auch noch Lippenstift auf. Gar nicht so leicht, sich abenteuerlustig zu fühlen. Tja, eigentlich hatte ich ja auch gar nicht frei und ungebunden sein wollen.
    Ich hatte eben mein Bett gemacht, als Amelia an meine Tür klopfte.
    »Komm rein!«, rief ich, faltete mein Nachthemd zusammen und legte es in die Kommode. »Was ist los?«
    »Äh, mein Dad möchte dich um einen Gefallen bitten.«
    Ich spürte richtiggehend, wie mein Gesicht eine bittere Miene annahm. Natürlich, wenn Copley Carmichael extra von New Orleans hierherkam und seine Tochter besuchte, musste er ja etwas Bestimmtes wollen. Und ich konnte mir bereits sehr gut vorstellen, was für eine Bitte das sein würde.
    »Erzähl schon«, sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Oh, Sookie, deine ganze Körpersprache sagt bereits nein!«
    »Ignorier meine Körpersprache und sprich selbst.«
    Sie seufzte schwer, um mir zu zeigen, wie widerwillig sie mich in die Angelegenheiten ihres Vater hineinzog. »Ich habe ihm von der Übernahme der Vampire aus Las Vegas erzählt, und jetzt will er seine Geschäftsverbindungen mit den Untoten erneuern. Er möchte von jemandem in die neuen Kreise eingeführt werden. Und er

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