Ein Vampir fuer alle Sinne
sollten reingehen, damit du was zu trinken bekommst«, sagte Paul zu Jeanne Louise und fasste sie am Arm, um mit ihr zum Haus zu gehen.
»Schon gut, Paul. Das kann bis nachher warten«, versicherte sie ihm, befreite sich aber nicht aus seinem Griff. Wenn sie zusammen mit den anderen Paaren am Lagerfeuer sitzen würden, dann wollte sie das T-Shirt und die Shorts tragen, die sie gekauft hatte.
»Bist du dir ganz sicher?«, fragte Paul, während er ihr die Fliegengittertür aufhielt.
»Absolut sicher.« Sie ging an ihm vorbei in die Küche. Sosehr sie auch etwas trinken wollte und sosehr sie davon überwältigt gewesen war, als er sie geküsst und gestreichelt hatte, wollte sie doch lieber noch damit warten. Vielleicht konnte sie sich ja erst mal eine kleine Stärkung bei einem ihrer Nachbarn erlauben, um den schlimmsten Durst zu stillen. Auf keinen Fall wollte sie Pauls Leben riskieren, nur weil sie sich nicht unter Kontrolle hatte. Sie verdrängte diesen unerfreulichen Gedanken, ging in ihr Schlafzimmer und rief Paul zu: »Ich ziehe mich schnell um.«
»Okay, ich stelle Getränke und Snacks zusammen«, erwiderte dieser.
Jeanne Louise war schnell fertig und kehrte zu Paul in die Küche zurück, noch bevor er alles rausgesucht hatte. Gemeinsam trugen sie alles nach draußen, und während er sich um das Lagerfeuer kümmerte, holte sie sechs der acht am Ufer verteilt stehenden Liegestühle und stellte sie um das Feuer herum auf.
»Na, sieh mal einer an, das ist ja ein richtig gutes Lagerfeuer, Paul«, rief Russell, als er mit einer Kühltasche in der Hand aus der Dunkelheit auftauchte. Dicht hinter ihm folgte eine braunhaarige Frau, die eine Käseplatte und ein paar Chipstüten mitbrachte. »Das ist meine Frau Cecily. Cecily, Paul und Jeanie Williams.«
»Hi«, sagte Jeanne Louise und ging ihr entgegen, um ihr die Chipstüten abzunehmen, die ihr aus den Fingern zu rutschen drohten.
»Vielen Dank und hallo«, sagte Cecily freundlich.
Gemeinsam gingen sie zu den beiden Liegestühlen, zwischen die Russell die Kühltasche gestellt hatte.
»Wir haben noch aufgeschnittene Wurst und Kräcker«, erklärte Cecily, nachdem sie die Käseplatte auf der Kühltasche platziert hatte. »Ich bin gleich wieder da.«
»Kann ich behilflich sein?«, bot sich Jeanne Louise an.
»Um ehrlich zu sein, ja. Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, erwiderte Cecily lächelnd. »Ich muss nämlich auch noch Gläser holen.«
»Das macht mir gar nichts aus«, beteuerte sie, legte die Chipstüten neben die Kühltasche und folgte der Frau zum Cottage der Jacksons.
»Ich bin ja so froh, dass Sie ein Mädchen haben, das im gleichen Alter ist wie unsere Tochter Kirsten. Es ist zwar nicht so, als würden die Jungs sie von ihren Spielen ausschließen, aber ich weiß, sie hätte mehr Spaß, wenn sie mit einem Mädchen spielen könnte«, erzählte Cecily, als sie sich dem Cottage näherten.
»Ja, das würde Livy sicher auch sehr gefallen«, sagte Jeanne Louise und betrachtete die langen Haare der Frau, die die Bisswunde gut verdecken würden. Zumindest würde Paul sie nicht sehen. Sie musste der Frau nur in ihrem Gehirn verankern, dass sie von Insekten gestochen worden war, wenn ihr Mann sie danach fragen sollte. Zwar waren die Einstiche sehr klein, aber sie waren nun mal da. Bei Spendern gleichen Geschlechts war es immer ratsam, sie von hinten zu beißen. Bei den meisten Menschen funktionierte die Erinnerung auf einer visuellen Schiene, daher war es besser, wenn sie nicht sahen, von wem sie gebissen wurden. Andernfalls konnte es sein, dass die Erinnerung an den Vorfall zurückkehrte, wenn sie später denjenigen wiedersahen.
Jeanne Louise achtete darauf, nicht zu viel Blut zu trinken, was immer dann kein Problem war, wenn man ruhig und gelassen war und nicht von den Wogen der Leidenschaft mitgerissen wurde. Anschließend half sie Cecily, die restlichen Sachen zum Lagerfeuer zu tragen. Als sie dort eintrafen, hatten sich die Corbys auch schon eingefunden. Russell machte sie mit John Corby und dessen Ehefrau Sharon bekannt, dann nahmen sie rund um das Lagerfeuer Platz.
Die beiden Paare waren sehr nett, der Abend verlief kurzweilig und amüsant, und Jeanne Louise hatte tatsächlich ihren Spaß – bis auf einmal ein Kreischen aus dem Cottage hinter ihnen sie von Kopf bis Fuß verkrampfen ließ. Im nächsten Moment hatte sie sich schon wieder im Griff und wollte losrennen, wobei ihr noch in letzter Sekunde einfiel, dass sie auf ihre übermenschliche
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