Ein Vampir fuer alle Sinne
und hatte seinen Verstand so sehr in Besitz genommen, dass er an nichts anderes mehr denken konnte als daran, sein Verlangen zu stillen.
Das Resultat war tatsächlich so überwältigend gewesen, wie es die Wucht der Leidenschaft hatte vermuten lassen. So überwältigend, dass Paul nicht so recht glauben konnte, anschließend einfach eingeschlafen zu sein. So ungern er das auch zugeben wollte, wurde er dennoch den Verdacht nicht los, dass der Höhepunkt ihn in eine Art Ohnmacht gerissen hatte. So etwas hatte er noch nie erlebt. Aber er hatte auch nie zuvor eine Frau wie Jeanne Louise gekannt. In ihrer Gegenwart verspürte er … ja, Hoffnung. Und Glück. Und ein Verlangen, das noch stürmischer war als damals bei seiner Frau Jerri.
Diese Erkenntnis löste bei ihm ein schlechtes Gewissen aus, und wieder sah er zum See. Er hatte Jerri von ganzem Herzen geliebt, und er war davon überzeugt gewesen, niemals wieder einer Frau wie ihr zu begegnen. Aber Jeanne Louise … Er betrachtete sie, wie sie im Schlaf völlig sorglos dalag. Sein Herz war voll von ihr, er konnte an nichts anderes mehr denken, und es kam ihm fast so vor, als wäre sie ein Teil von ihm. Wenn sie sich küssten, dann war das, als würde sie in seine Haut schlüpfen, um eins mit ihm zu sein, während er von den Wogen der Lust höher und höher getragen wurde. Niemals hätte er sich vorstellen können, etwas Derartiges zu erleben. Er hatte gedacht, er habe seine große Liebe erlebt, und niemand würde Jerri das Wasser reichen können, sodass ihm nichts anderes mehr zu tun blieb, als Livy großzuziehen.
Wenn er in der Zeit nach Jerris Tod an seine Zukunft dachte, dann sah er sich als alleinerziehenden Vater, der seine Tochter auf ihrem Weg ins Leben begleitete, der sie zum College fuhr und sie zum Altar führte, der sich um seine Enkelkinder kümmerte … und wenn das alles hinter ihm lag, konnte er im Alter vielleicht was mit einer netten Witwe aus der Nachbarschaft anfangen, die Verständnis dafür hatte, dass er keine Frau je wieder so lieben konnte wie Jerri.
Jetzt aber sah er eine ganz andere Zukunft vor sich, eine, in der Jeanne Louise eine wichtige Rolle spielte … und eine, die ihn von dem Grund ablenkte, weshalb er sie eigentlich entführt hatte. Anstatt sie davon zu überzeugen, seine Tochter zu wandeln und ihr so das Leben zu retten, riss er ihr die Kleider vom Leib und fiel an einem Seeufer bei Mondschein über sie her, um mit ihr eins zu werden. Aber es war nicht bloß ein körperliches Verschmelzen, sondern auch ihre Seelen schienen sich so untrennbar miteinander zu vereinen, dass er selbst jetzt noch eins mit ihr war.
Obwohl er nach dem Sex mit ihr befriedigt und wieder ganz bei Sinnen hätte sein sollen, spürte er erneut Verlangen nach ihr. Er war so erregt, dass er mit sich ringen musste, damit er sich nicht über Jeanne Louise beugte, sie küsste und dieser Irrsinn von vorn begann. Und dann noch einmal und noch einmal. Wenn er so darüber nachdachte, dann wäre er vollends zufrieden damit gewesen, für den Rest seines Lebens mit ihr vereint hier am Strand zu liegen.
Schon wieder war ihm sein eigentlicher Plan abhandengekommen, wie er jetzt mit Schrecken feststellen musste, und währenddessen litt seine Tochter schreckliche Qualen und kam dem Tod erneut einen Schritt näher.
Aber er war nicht der Einzige, der den Bezug zu dem verloren hatte, was er eigentlich tun sollte. Jeanne Louise hatte vergessen, von seinem Blut zu trinken, obwohl es genau darum gegangen war, bevor sie beide von Lust und Leidenschaft überwältigt worden waren. Das bedeutete, dass sie die Sache mit dem Blut noch nachholen mussten.
Die Vorstellung, dass das wieder so ausarten könnte, steigerte seine Erregung nur noch mehr. Seufzend sah er zum See und stand auf. Er brauchte jetzt eine Abkühlung. Seine Jeans rutschte nach unten, er ließ sie im Sand liegen und warf sein T-Shirt obendrauf. Nach einem letzten Blick zu Jeanne Louise, die in ihrer Vollkommenheit dalag, wandte er sich ab und lief ins Wasser.
Jeanne Louise seufzte schläfrig und drehte sich auf die Seite, wobei ihr ein kurzer Schauer über den Rücken lief. Mit geschlossenen Augen tastete sie nach der Bettdecke, die sie im Schlaf zur Seite getreten haben musste. Dann aber stutzte sie, als sie anstelle des Bettbezugs auf einmal Sandkörner zwischen den Fingern spürte. Sie schlug die Augen auf und sah vor sich einen Strand und … in dem Moment kehrte die Erinnerung zurück, und sie setzte sich hastig
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