Ein Vampir fuer alle Sinne
klang vernünftig. Sie hatten noch mal Glück gehabt, aber das bedeutete nicht, dass sie beim nächsten Mal wieder so glimpflich davonkommen würden.
Letztlich entschieden sie, auf einen Zwischenstopp und damit auf ihr Eis zu verzichten. Wenn Vollstrecker in der Gegend unterwegs waren, war es wohl besser, im Cottage zu bleiben, anstatt das Risiko einzugehen, doch noch irgendwo entdeckt zu werden.
Cecily Jackson und Sharon Corby waren immer noch auf Einkaufstour mit Kirsten, aber die Ehemänner und Söhne waren zurück von ihrem Angelausflug und stürmten sofort auf sie zu, kaum dass Paul den Wagen zum Stehen gebracht hatte. Er täuschte gezwungenermaßen Begeisterung vor, als die Gruppe ihnen den Fang des heutigen Morgens präsentierte und bei jedem Fisch zu berichten wusste, dass der eine sich noch mehr gewehrt hatte als der andere und dass dieser der größte Fang überhaupt war.
Jeanne Louise stand daneben und beobachtete ihn mit heimlicher Belustigung, wie er vermutete, während er sich bemühte, beim Anblick der stinkenden Fische nicht angewidert das Gesicht zu verziehen. Livy dagegen hatte kein Problem damit, das eine oder andere »eklig« und »u-äh« von sich zu geben und dann zum Haus zu laufen, damit Boomer nach draußen konnte. Paul beneidete sie um diese Freiheit, da er zu gern die gleichen Kommentare von sich gegeben und vor dem Gestank die Flucht ergriffen hätte. Allerdings wusste er, dass das alles andere als ein männliches Verhalten gewesen wäre, also hielt er tapfer durch und beglückwünschte die Angler zu ihrem Erfolg. Dann endlich kam die Erlösung in Gestalt der Ehefrauen, die vom Einkaufen zurückkehrten. Sofort lief die vor Stolz platzende Truppe zu ihnen, um ein weiteres Mal von ihrem Triumph über die Natur zu berichten. Ehe sie jedoch von dannen zogen, versprachen sie Paul und Jeanne Louise noch, dass sie alle sich nach dem Mittagessen am Seeufer wiedersehen würden.
Froh darüber, nicht länger glitschige Fische vor die Nase gehalten zu bekommen, pfiff Paul Boomer zu sich und drängte Jeanne Louise und Livy dazu, nach drinnen zu gehen. Als Jeanne Louise verkündete, sich um das Mittagessen zu kümmern, stöhnte Paul gequält auf. Der Anblick der toten Fische hatte ihm jeglichen Appetit geraubt. Livy hingegen freute sich schon aufs Essen. Überhaupt schien sie pausenlos Hunger zu haben, und dabei war er sich nicht so sicher, dass das allein Jeanne Louises Werk war. Es schien so, als habe Livy von selbst wieder Spaß am Essen gefunden, da sie nicht länger unter ständigen Schmerzen litt.
Als das Mittagessen schließlich fertig war, musste Paul zu seinem Erstaunen feststellen, dass er nun doch Hunger hatte. Die Wraps mit Speck, Salat und Tomate, die Jeanne Louise zubereitet hatte, schmeckten allerdings auch hervorragend. Nach dem Essen packten sie alles zusammen, was sie für einen Nachmittag am See benötigten, und machten sich auf den Weg ans Wasser.
Paul war besorgt darüber gewesen, dass Jeanne Louise möglicherweise zu viel Zeit in der Sonne würde zubringen müssen, doch Cecily und Sharon hatten sich bereits in den Schatten gesetzt, als sie zu ihnen stießen, und Jeanne Louise gesellte sich gleich zu ihnen. Paul und Livy gingen weiter zum Wasser, Boomer stürmte voraus und sprang in die Wellen.
Am Ufer stand Russell mit Kirsten. Die Väter machten die beiden Mädchen miteinander bekannt, die sich ein paar Minuten lang von ihrer schüchternen Seite zeigten, ehe sie gemeinsam ins Wasser wateten und sich gleich darauf unter ausgelassenem Gekicher gegenseitig nass spritzten. Paul freute sich, seine Tochter so fröhlich zu erleben. Nichts erinnerte mehr an das blasse, kränkliche Mädchen, das in den letzten Wochen in seinem rosa Kinderzimmer im Bett gelegen hatte. Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht, und das hatte er alles nur Jeanne Louise zu verdanken.
Sie hatte das Kind zwar noch nicht gewandelt, aber sie hatte ihm den Schmerz genommen und Livy die Chance gegeben, wieder ein ganz normales Mädchen zu sein.
Den Nachmittag verbrachten sie mit ihren Nachbarn, später wurde dann gemeinsam gegrillt, wozu alle etwas beisteuerten. Die Männer scharten sich um den großen Gasgrill, der zum Cottage von Paul und Jeanne Louise gehörte, während die Frauen Kartoffel- und Nudelsalat zubereiteten sowie Chips und Getränke bereitstellten.
Nachdem sie gegessen und alles aufgeräumt hatten, liefen die Kinder ein Stück am Seeufer entlang, um mit Boomer zu spielen, während die
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