Ein Vampir fuer alle Sinne
wollte, nahm die das erfreut zur Kenntnis.
Es versetzte Paul einen leichten Stich, dass sie Jeanne Louise den Vorzug gab, doch er war auch froh darüber. Seine Tochter konnte sie gut leiden, und es war nicht zu übersehen, dass die Unsterbliche Livy ebenfalls in ihr Herz geschlossen hatte. Das konnte nur ein gutes Zeichen sein, sagte er sich, während er gegen den Türrahmen gelehnt dastand und zusah, wie sie seine Tochter badete. Für einen Moment gönnte er sich den Wunschtraum, sie drei könnten eine Familie sein … Jeanne Louise würde bei ihnen bleiben, und Livy würde wieder gesund werden und noch lange leben. Es war ein wundervoller Tagtraum, der ihn versonnen lächeln ließ.
Nach dem Bad brachten sie Livy gemeinsam ins Bett, deckten sie zu und wünschten ihr eine gute Nacht, was seinen Tagtraum umso intensiver werden ließ. Es war ein wunderbares Gefühl, als er Jeanne Louises Hand nahm und sie aus dem Zimmer führte. Zurück im Wohnzimmer drehte er sich zu ihr um und legte die Hände an ihre Wangen, dann sah er sie einfach nur an. Sie war eine ganz besondere Frau, die für ihn längst genauso wichtig war wie für Livy. Er würde für sie sein Leben geben, so wie er für Livy sein Leben zu geben bereit war. Beide hatten ihren festen Platz in seinem Herzen.
Paul wollte all das aussprechen, er wollte Jeanne Louise sagen, was er empfand, aber er hatte keine Ahnung, wie er es in Worte fassen sollte. Letztlich gab er ihr einen Kuss auf Stirn, Augenlider und Nase und dann erst auf den Mund.
Als er den Kopf hob, machte Jeanne Louise ihre Augen auf, die sie für die Dauer des Kusses geschlossen hatte. Im Dämmerlicht leuchteten sie in einem intensiven Silberblau. Sie lächelte ihn sanft an und sagte: »Ich liebe dich auch.«
»Ich liebe dich ebenfalls«, brachte er daraufhin heraus und begriff erst in diesem Moment das Ausmaß seiner Gefühle für sie. Er hatte nicht gewusst, was er sagen sollte, doch am Ende war mit einem einfachen, kurzen Satz alles ausgesprochen worden. Er liebte sie. Sie hatte das erkannt, und sie erwiderte seine Gefühle. Gott sei Dank, dachte er, dann küsste er sie wieder, diesmal jedoch nicht zögerlich und behutsam, sondern stürmisch und fordernd. Er wollte sie, er wollte sie mit Leib und Seele.
Jeanne Louise stöhnte auf und schmiegte sich eng an ihn, ihre Finger hielten seine Schultern dabei fest umklammert. Doch als er den Kuss kurz unterbrach, flüsterte sie: »Nicht hier.«
Einen Moment lang sah Paul sie ratlos an, dann folgte er mit seinem Blick der Richtung, in die Jeanne Louise mit einer Kopfbewegung deutete. Dabei stellte er fest, dass er aus dem Panoramafenster an einer Seite des Wohnzimmers direkt in die Küche der Jacksons sehen konnte. Russell, Cecily und der älteste Sohn saßen am Küchentisch und spielten irgendein Brettspiel. Noch während er zu ihnen hinsah, drehte sich Russell zur Seite, entdeckte sie beide und winkte ihnen zu. Reflexartig winkte Paul lächelnd zurück, dann nahm er Jeanne Louises Hand und führte sie zur Treppe ins Untergeschoss. Sie hätten das große Schlafzimmer nehmen können, aber er wusste, sie hatten letzte Nacht mit ihren Lustschreien Livy aus dem Schlaf gerissen. Sie hatten danach versucht, mit Kissen, Decken und sogar mit dem Körper des jeweils anderen diese Schreie zu dämpfen, aber er vermutete, dass selbst das diesmal nicht viel helfen würde. Er hatte das Gefühl, jeden Moment vor lauter überschäumender Gefühle zu explodieren, so wie er sich nach Jeanne Louise verzehrte. Er konnte nur hoffen, dass der Rückzug in ein tieferes Stockwerk alle verräterischen Laute hinreichend dämpfen würde.
Jeanne Louise folgte Paul schweigend nach unten. Sie wusste, er würde sie bald bitten, Livy zu wandeln, und damit wäre dann der Zeitpunkt gekommen, ihm von der Sache mit den Lebensgefährten zu erzählen und von der Tatsache, dass sie nur einen einzigen Menschen wandeln durfte. Aber all das erst später.
Das Eingeständnis von Gefühlen, die sich bei ihr innerhalb kürzester Zeit so vehement entwickelt hatten, und seine Liebeserklärung an sie … das alles weckte in ihr den Wunsch, ihn festzuhalten und von ihm festgehalten zu werden und ihn in sich willkommen zu heißen. Sie wollte von ihm geliebt werden, und sie wusste, es würde jetzt noch schöner werden, da sie seine Gefühle für sie kannte.
Paul führte sie durch den kleinen Fernsehraum am Fuß der Treppe, vorbei am ersten und weiter bis zum letzten Schlafzimmer. Es war der Raum,
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