Ein Vampir fuer alle Sinne
Erwachsenen sich wieder am Lagerfeuer zusammensetzten, ohne dabei die Kinder aus den Augen zu lassen. Das war sehr schön. Paul hatte seit Jerris Tod nicht mehr ein solches Beisammensein erlebt. Zwar war er von Nachbarn zum Grillen eingeladen worden, aber er wäre sich dabei vorgekommen wie das fünfte Rad am Wagen, und das hätte ihm nicht gefallen. Aber mit Jeanne Louise an seiner Seite hatte er dieses Gefühl nicht.
»Das sieht nach Regen aus.«
Paul sah in die Richtung, in die John Corby deutete. Regenwolken zogen in der Ferne auf, die am dunkler werdenden Himmel und von der untergehenden Sonne beschienen fast schwarz wirkten. Er verzog den Mund. »Sieht aus, als ob uns ein richtiges Unwetter bevorsteht.«
»Hmm«, machte Russell. »Und es zieht ziemlich schnell in unsere Richtung.«
»Na ja, im Radio haben sie ja auch gesagt, dass heute Nacht ein Unwetter vorüberzieht«, warf Sharon ein. »Sturm, Wolkenbrüche, alles, was dazugehört.«
»Tatsächlich?«, fragte John Corby seine Frau überrascht.
»Oh ja. Cecily und ich haben das auf der Rückfahrt von London im Radio gehört«, erklärte Sharon und schüttelte den Kopf. »Das habe ich dir aber auch gesagt, als wir wieder hier waren.«
»Hab ich nicht mitbekommen«, sagte John stirnrunzelnd und sah zum Bootssteg und zu seinem Cottage.
»Du bekommst nie etwas mit, wenn ich dir was sage«, konterte Sharon.
»Tja, Frau, dann solltest du wohl besser etwas lauter reden«, neckte er sie gedankenverloren und stand seufzend auf. »Wenn es Sturm gibt, dann werde ich lieber mal nachsehen, ob das Boot gut vertäut ist. Und dann sollen die Jungs mir helfen, alles einzusammeln, was wegwehen könnte.«
»Das hört sich vernünftig an«, meinte Russell und erhob sich ebenfalls, dann half er seiner Frau aus dem Liegestuhl. »Danke für das Lagerfeuer, Paul, Jeanie. War wirklich nett. Wir können das ja morgen wiederholen, wenn Sie Lust haben.«
»Gerne«, antwortete Paul und sah zu Jeanne Louise, die ihren Liegestuhl zusammenklappte, um ihn ins Haus zu tragen. Er löschte das Feuer, dann half er ihr, die Liegestühle einzusammeln, während die anderen Paare ihre eigenen Sachen an sich nahmen und zu ihren Unterkünften zurückkehrten. Die beiden verstauten die Liegestühle an der dafür vorgesehenen Stelle, anschließend nahmen sie die zum Trocknen aufgehängten Handtücher von der Leine und brachten auch Livys Spielzeug ins Haus, damit nichts davon dem Sturm zum Opfer fallen konnte.
Nach einem letzten prüfenden Blick pfiff Paul Boomer zu sich, der am Ufer auf und ab lief, dann sah er zu Livy und Kirsten. Beide standen in der Nähe des Hauses und stachen mit einem Zweig auf irgendwas im Gras ein. »Es wird wohl Zeit, die Kleine zu baden und ins Bett zu bringen.«
»Ich füttere Boomer und lasse schon mal ein Bad ein, während du Livy holst, okay?«, bot sich Jeanne Louise an und beobachtete ebenfalls die beiden Mädchen.
»Ja, danke.« Mit einem Nicken deutete er auf die zwei. »Auf wen oder was stechen die eigentlich ein?«
»Auf einen toten Vogel«, erklärte Jeanne Louise und kniff ein wenig die Augen zusammen. »Sie stoßen ihn nur an, sie stechen nicht auf ihn ein. Sie sind davon überzeugt, dass er nur schläft, und sie wollen ihn aufwecken.«
»Oh Gott«, murmelte Paul und ging zu den beiden, während ihm Jeanne Louises sanftes Lachen folgte. Kurz bevor er sie erreichte, kam Cecily um die Ecke, zweifellos in der Absicht, ihre Tochter zu holen. Er lächelte sie an, dann rief er: »Livy, Schatz, lass den armen Vogel in Ruhe und sag Kirsten Gute Nacht. Es ist Zeit für die Wanne und das Bett.«
Livy drehte sich um und sah ihn erstaunt an. »Aber es ist doch noch hell.«
»Ich weiß, aber es ist schon spät, Knuffel. Außerdem sieht es nach einem Unwetter aus«, erklärte er geduldig. »Komm schon. Baden und dann ab ins Bett.«
»Du auch, Kirsten«, rief Cecily. »Sag Livy Gute Nacht.«
»Okay«, sagte Kirsten und seufzte übertrieben, dann umarmte sie Livy. »Wir spielen morgen weiter, okay?«
»Okay«, gab Livy lächelnd zurück und erwiderte die Umarmung, dann lief sie zu Paul.
Der stand mit ausgestrecktem Arm da und freute sich, als Livy seine Hand ergriff. Ausgelassen hüpfte sie neben ihm her, während er mit ihr zum Cottage ging. Durch die Hintertür gelangten sie in die Küche, und im Badezimmer sah er, dass Jeanne Louise bereits das Badewasser eingelassen hatte. Als Livy verkündete, dass sie heute Abend von Jeanne Louise gebadet werden
Weitere Kostenlose Bücher