Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
Anruf bekommen”, gab Milly zurück. „Von Donny.”
„Donny?”, fragte Leigh misstrauisch.
„Ja, er wollte wissen, wo du bist.”
„Was hast du ihm gesagt?”
„Dass du nicht hier bist, sondern eine Freundin in Kanada besuchst. Und dann habe ich ihm genauso wie dir gesagt, er soll sich bei der Polizei melden.”
„Bist du dir sicher, dass er es war?”, fragte sie skeptisch, da sie davon ausgegangen war, nicht wieder von Donny zu hören.
„So sicher, wie ich mir nur sein kann. Er hat eine ziemlich markante Stimme, Leigh.”
Leigh nickte bei dieser Bemerkung. Donny stammte, so wie sie, nicht aus Kansas City, sondern aus New Jersey, und von dort hatte er auch seinen breiten Akzent mitgebracht. Warum er umgezogen war, hatte er nie gesagt, und sie hatte ihn auch nicht danach gefragt. Auf ihrer Flucht vor ihrem Ehemann hatte sie gelernt, dass man am besten anderen Leuten keine Fragen stellte, die man selbst auch nicht beantworten wollte. Diese Gewohnheit hatte sie nicht mehr abgelegt, obwohl sie längst nicht mehr auf der Flucht war.
„Bei dir ist er nicht, oder?”, fragte Milly, was für Leigh völlig überraschend kam.
„Nein. Wie kommst du denn auf diese Idee?”, fragte sie verwundert.
„Na ja, erst ist er spurlos verschwunden, dann du.... ”
„Nein, er ist nicht bei mir. Aber es scheint ihm gut zu gehen, also musst du dir um ihn keine Gedanken machen, Milly”, sagte Leigh und kam auf das Restaurant zu sprechen. Sie gab ihr Anweisungen, wie Milly für die Dauer ihrer Abwesenheit die Nachtschicht regeln sollte, sie sprach über anstehende Lieferungen und über die Rechnungen, die bezahlt werden mussten. Außerdem ging sie mit ihr durch, was in den nächsten Tagen zu bestellen war.
Es war ein langes Telefonat, das durch Millys beharrliche Versuche, Leigh auf einen Termin festzunageln, wann sie sie zurückerwarten konnte, noch weiter in die Länge gezogen wurde. Sie wich immer wieder aus, denn wie lange das Ganze dauern würde, vermochte sie nicht zu sagen. Es war ihr auch nicht in den Sinn gekommen, Lucian, Rachel oder Etienne danach zu fragen. Letztlich verblieb sie mit Milly so, dass sie sie am nächsten Tag wieder anrufen würde. Jetzt wollte sie erst mal das Gespräch beenden, damit sie einen weiteren Anlauf bei der Polizei unternehmen konnte.
Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie über eine Stunde telefoniert hatte. Sie war hier in Kanada, also handelte es sich um ein Ferngespräch. Sie würde sich irgendwie mit Lucian einigen müssen, um für die Gebühren aufzukommen. Diese Leute hatten sie aus Morgans Haus gerettet und halfen ihr durch diese Wandlung. Und sie dankte es ihnen mit stundenlangen Ferngesprächen.
Sie riss den Zettel mit Bastiens Nummer vom Notizblock ab, übertrug sie auf ein zweites Blatt, dann faltete sie das erste zusammen und schob es in die winzige Tasche vorn an der Jogginghose. Er hatte ihr gesagt, sie solle seine Nummer für weitere Notfälle aufbewahren, und genau das beabsichtigte sie auch zu tun.
Julius’ leises Winseln ließ sie auf den Hund aufmerksam werden, der am anderen Ende der Küche saß und sie beobachtete. Kaum hatte er gemerkt, dass sie ihn ansah, stand er auf und stupste mit der Schnauze gegen die Hintertür. Es handelte sich um eine Holztür. In der oberen Hälfte befand sich ein Fenster. Zum Glück wurde die Sonne durch ein dunkles Rollo abgehalten.
Als Julius erneut winselte und weiter gegen die Tür drückte, ging Leigh zu ihm. „Was ist los, mein Junge? Musst du raus?” Mit einem Finger hob sie das Rollo an und sah durch das Fenster in den Garten, der in hellen Sonnenschein getaucht war. Dann betrachtete sie Julius. „Bist du ein sterblicher oder ein unsterblicher Hund?”, fragte sie und kam sich im gleichen Moment ziemlich albern vor. Keiner hatte ein Wort davon gesagt, ob es auch möglich war, Hunde zu wandeln.
Sehr wahrscheinlich war er sterblich. Kopfschüttelnd schloss sie die Tür auf und öffnete sie. Dann stellte sie erleichtert fest, dass es vor der Tür eine Markise gab, die vor den Sonnenstrahlen schütze. Sie machte auch die Fliegengittertür auf, sodass Julius in den Garten laufen konnte. Hinter ihm schloss sie die Tür wieder und sah dem Hund zu, wie er durch den Garten streifte und hier und da schnupperte, ehe er sein Geschäft verrichtete. Das Gelände hinter dem Haus hatte fast die Ausmaße eines Footballplatzes, aber Julius entfernte sich nie mehr als acht bis zehn Meter vom Haus.
Trotzdem verbrachte er dort
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