Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
uns nur sofort zu dir geschickt, weiter nichts.”
Lucian fuhr sich durchs Haar. „Ja, das ist klar. Also Folgendes: Wie es aussieht, hat Morgan zwei Flugtickets von Des Moines nach Toronto gekauft. Er ist eindeutig auf dem Weg hierher, vielleicht ist er sogar bereits gelandet. Ich habe nicht mehr herausfinden können, um welche Zeit er landen sollte.”
„Des Moines?”, fragte Rachel überrascht. „Ich dachte, die beiden halten sich in Missouri auf.”
„Mir sagte Bastien, er sei in Iowa”, meinte Lucian.
„Könnte eine falsche Fährte sein”, überlegte Etienne.
„Warum soll er zwei Flugtickets kaufen, um damit eine falsche Fährte zu legen?”, wunderte sich Lucian.
„Na ja”, wandte Etienne ein. „Warum sollte er herkommen, wenn er weiß, dass du hier bist und nur darauf wartest, ihn zu schnappen? Außerdem kann ich mir kaum vorstellen, dass er mit seiner Flugangst in eine Maschine steigt, die ihn nach Toronto bringt.”
„Was?”
„Er und Dad waren Freunde”, machte Etienne ihm klar. „Und ich habe gehört, wie Dad ihn einmal mit seiner Flugangst aufgezogen hat. Er hat wohl mal irgendeine schlechte Erfahrung gemacht mit einem Bekannten namens.... wie hieß der noch? Cayley, glaube ich.”
„George Cayley”, murmelte Lucian. „Er hat den ersten Eindecker gebaut, aber eigentlich war es ein Gleiter.”
„Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat Morgan für ihn einen der ersten Gleiter getestet, und das lief wohl gar nicht gut. Seitdem hat er nie wieder einen Fuß in ein Flugzeug gesetzt.”
Lucian nickte. Das passte zusammen. Zwischen 1700 und 1875 hatte Morgan an verschiedenen Orten in Yorkshire gelebt, dann reiste er per Schiff nach Amerika und lernte dort George Cayley kennen. Er wurde ein wenig ruhiger.
„Okay, also nimmt er kein Flugzeug, und mit den Flugtickets will er uns vermutlich in die Irre führen, weil er eigentlich gar nicht auf dem Weg hierher ist.”
„Da wäre ich mir nicht so sicher”, wandte Rachel ein. „Ich glaube, er will Leigh haben.”
„Warum?”, gab Lucian zurück. „Nach der Unterhaltung zu urteilen, die wir in der Küche mithören konnten, wollte dieser Donny, dass Leigh gewandelt wird.”
„Meinst du, Morgan macht sich die Mühe und kommt her, nur weil Donny an Leigh interessiert ist?”
Lucian schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Morgan kümmert sich kein bisschen um das, was Donny will.”
„Ich habe ihre Gedanken gelesen”, erklärte sie leise. „Ich habe ihre Erinnerung an diese Nacht gesehen. Morgan hatte keine vollständige Kontrolle über sie, sie scheint einen zu starken Willen zu besitzen. Er konnte kontrollieren, was sie tat, aber nicht, was sie dachte. Das hat ihn fasziniert.... und vermutlich so sehr, dass er sie verfolgen wird.”
„Weiß Morgan, wo du lebst?”, frage Etienne seinen Onkel.
„Du hast ja selbst gesagt, er und Jean Claude waren Freunde. Für eine Weile hat er viel Zeit im Großraum Toronto verbracht, und die beiden haben mich auch ein paarmal besucht.”
„Aber er weiß nicht, dass du hier bei Marguerite bist, oder?”
„Nein. Allerdings kennt er die Adresse, und wenn er bei mir zu Hause niemanden antrifft, dann wird er anschließend vermutlich herkommen.”
„Wenn er schon hierher unterwegs ist, warum holen wir nicht Mortimer und Bricker zurück, damit sie ihn am Flughafen abpassen?”, warf Rachel ein.
Als beide Männer sich zu ihr umdrehten, zuckte sie mit den Schultern. „Wieso eigentlich nicht?”, fragte Etienne. „Sie wissen, wie er aussieht. Sie könnten ihn in Empfang nehmen, sobald er die Maschine verlässt. Für welchen Flug waren die Tickets?”
Lucian verdrehte ungeduldig die Augen. „Du hattest doch gerade noch davon gesprochen, dass er Flugangst hat und keinen Fuß in eine Maschine setzen wird. Wie soll ihn da irgendjemand am Airport abpassen?”
Bevor Etienne etwas sagen konnte, warf Rachel ein: „Wenn er so sehr an Leigh interessiert ist, könnte er seine Flugangst doch vielleicht überwinden, oder meinst du nicht? Vielleicht glaubt er, dass sehr viel auf dem Spiel steht.”
„Ja, Rachel hat recht”, stimmte Etienne ihr zu. „Er wäre nicht der Erste, der eine Phobie überwindet.”
„Dann hätten wir uns die Diskussion über seine Flugangst auch sparen können”, grummelte Lucian. „Aber meinetwegen. Gehen wir halt davon aus, dass er vielleicht doch mit dem Flugzeug herkommt.”
Etienne nickte zustimmend. „Du hast uns noch immer nicht gesagt, für welchen
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