Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
Donny zu erzählen. Ich habe nicht viel geschlafen, und durch Leigh, die Putzkolonne und alles andere, was sich gestern ereignet hat, habe ich nicht mehr daran gedacht.”
„Und worum geht es?”
„Als mein Mann ins Restaurant gegangen ist, um die Erinnerungen von Leighs Personal zu verändern, hat er von Milly, der Geschäftsführerin für die Tagschicht, erfahren, dass Donny angerufen und nach Leigh gefragt hat. Sie hat ihm gesagt, Leigh würde eine Freundin in Kanada besuchen.”
Lucian wurde hellhörig.
„Da habe ich mir noch nichts dabei gedacht”, fuhr Bastien fort. „Aber inzwischen.... ”
„Was ist inzwischen?”, hakte Lucian nach.
„Inzwischen sieht es danach aus, dass Morgan und Donny auf dem Weg zu dir sind”, antwortete er ernst.
Das konnte Lucian nicht sonderlich überraschen. Er hatte das bereits in Erwägung gezogen, als er hörte, dass Morgan sich einen Leihwagen genommen hatte. „Daran habe ich gedacht, aber das wäre ein dummer Zug. Und nur weil sie in nördlicher Richtung unterwegs sind, müssen sie nicht zwangsläufig auf dem Weg hierher sein. Ich nehme an, sie haben inzwischen irgendwas gemacht, das dich auf diese Idee gebracht hat, oder?”
„Richtig.” Bastien sprach leise und ernst weiter: „Heute Morgen wurde Stobies Kreditkarte zweimal belastet, einmal von einer Tankstelle in Iowa.... ”
„Er reist weiter nach Norden”, murmelte Lucian.
„Und zwar schneller, als du glaubst. Danach hat er zwei Flugtickets von Des Moines nach Toronto gekauft.”
Von Des Moines nach Toronto. Die Worte hallten noch in Lucians Ohr nach, als er Leigh im Flur kreischen hörte. Der Hörer glitt ihm aus den Fingern, während er aufsprang und aus dem Zimmer stürmte. Er rechnete damit, Leigh in Morgans Griff vorzufinden oder sehen zu müssen, wie sie von ihm und diesem Rotschopf Donny aus dem Haus geschleppt wurde. Was er jedoch vorfand, war Leigh, die ihre Handtasche in den Händen hielt, während sie in den Überresten eines Bogens Packpapier und eines aufgerissenen Kartons zu einem Freudentanz ansetzte.
Lucian blieb erleichtert stehen und musste unwillkürlich lächeln, als er ihren Tanz beobachtete. Dann wanderte sein Blick weiter zu dem Mann, der in der Tür stand, und sein Lächeln wich einer finsteren Miene. Der Kurier war knapp eins achtzig groß und besaß dieses etwas verwegene, gute Aussehen, das Frauen dahinschmelzen ließ. Er grinste Leigh auf eine unübersehbar lüsterne Art an, auf die Lucian gar nicht gut zu sprechen war. „Oh Mann, ich liebe diesen Job”, meinte der Kurier, der seinen Blick nicht von Leighs wippenden Brüsten lösen konnte, während sie auf und ab hüpfte.
Jede Faser in Lucians Körper wurde von Zorn erfasst, und am liebsten hätte er den Kerl gepackt und ihm die Kehle zerfetzt. Diesen Impuls konnte er gerade noch unterdrücken, nicht aber das drohende Knurren, das über seine Lippen kam. Es war ein tiefer, kehliger Laut, von dem Leigh nichts mitzubekommen schien, da sie wie eine Wahnsinnige in der Tasche zu wühlen begann. Der Kurier hatte ihn allerdings gehört, denn plötzlich versteifte er sich und drehte sich langsam um, als fürchte er, jeden Moment könne ihn ein Bluthund anfallen. Dass er statt eines Hundes Lucian zu Gesicht bekam, änderte nicht viel an seinem verängstigten Gesichtsausdruck. Wortlos nickte er, als wolle er Lucians Vorrecht anerkennen, dann ging er rückwärts aus dem Haus, machte kehrt und rannte zu seinem Wagen. Lucian folgte ihm bis zur Tür und schloss sie, dann wandte er sich Leigh zu. Seine Miene nahm einen sanfteren Ausdruck an, während sie sich über jeden neuen Fund in ihrer Handtasche freute.
„Oh, die Bürste! Ich kann endlich mein Haar bürsten! Und Lippenstift!” Da er fühlte, wie das Adrenalin seine Wirkung verlor, brachte er ein Lächeln zustande und fragte: „Fehlt etwas?”
„Sieht nicht so aus.” Leigh strahlte ihn an und drängte: „Können wir jetzt einkaufen gehen?”
Oh Gott, diese Frau war so reizend, dachte er. So wie sie freute sich nicht Mal ein Kind an Weihnachten auf die Bescherung, und dabei wollte sie nur Zahnpasta und andere Produkte zur Körperpflege kaufen. „Ja, natürlich.”
„Großartig!”, rief sie und drehte mitten im Flur eine Pirouette. Kopfschüttelnd schaute er ihr zu und lachte leise, was er nicht oft machte. Mit dieser Frau in seinem Leben würde das vermutlich viel öfter vorkommen.
„Oh!” Abrupt blieb Leigh stehen und sah ihn erschrocken an. „Ich sollte besser
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