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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Tiny machte sich weitaus mehr Sorgen, dass sie noch einmal auf irgendwelche Verrückten treffen könnten, die hier im Untergrund herumschlichen. Er hatte zwar Mitleid mit ihnen, würde aber auch nicht zulassen, dass den beiden Frauen etwas zustieß.

4
    Stephanie und Mirabeau blieben stehen und blickten Tiny erwartungsvoll an. Erneut hatte er die Karte zur Hand genommen und studierte sie eingehend, leuchtete mit der Taschenlampe die Umgebung ab und verglich sie mit dem Plan. Die Art, wie er die Brauen dabei zusammenkniff, gefiel Mirabeau nicht. Sie wollte einfach nur so schnell wie möglich aus diesem endlosen Tunnelsystem raus. Ungeduldig trat sie von einem Bein aufs andere und stellte genervt fest, dass ihr kurzer Rock jeder Bewegung folgte. Das verdammte Ding trocknete langsam und klebte an ihrem Körper fest, ebenso wie ihr Unterhöschen – und das war ganz schön unbequem.
    »Was ist denn los?«, fragte sie schließlich, als Tiny schon wieder auf die Karte schaute und ihre Umgebung ableuchtete. Sie ging um Stephanie herum, stellte sich neben ihn und warf nun ebenfalls einen Blick auf den Plan.
    »Ich glaube, wir sind irgendwo falsch abgebogen.«
    »Wie bitte?«, keuchte sie ungläubig und überprüfte selbst die Karte. Glücklicherweise stimmte die Zeichnung genau mit ihrer Umgebung überein. Erleichtert sagte sie zu Tiny: »Nein. Wir müssen den dritten Abzweig nach der Kurve nehmen, und seit wir das letzte Mal abgebogen sind, haben wir zwei Abzweigungen passiert. Also ist diese hier die richtige.«
    »Schon«, stimmte Tiny geduldig zu und erklärte dann: »Aber laut der Karte sollte sich diesem Gang gegenüber ein zweiter befinden – aber da ist nichts.« Zum Beweis beleuchtete er mit der Lampe die gegenüberliegende Wand.
    Mirabeau starrte fassungslos zuerst die massive Mauer und dann die Karte an. Danach nahm sie selbst den Plan, fuhr mit dem Finger über die Strecke, die sie gekommen waren, und zählte alle Abzweigungen auf dem Weg ab, um die Stelle zu finden, an der sie einen Fehler gemacht hatten. So verfolgte sie ihre Route bis zu der Stelle zurück, an der sie der seltsame Mann gepackt hatte und sie gestürzt war.
    »Mist«, flüsterte sie und starrte die Karte böse an.
    »Was ist?«, fragte Tiny und beugte sich über den Plan.
    »Alles scheint zu stimmen. Soweit ich es beurteilen kann, sind wir immer richtig gegangen. Ich könnte mir höchstens vorstellen …« Mirabeau verstummte und zeigte schweigend auf die beiden benachbarten Tunnel.
    »Das war fast ganz am Anfang, nach der dritten Kurve«, murmelte Tiny nachdenklich und straffte sich dann. »Das war doch dort, wo dieser Kerl …«
    »Genau«, unterbrach ihn Mirabeau seufzend. »Ich glaube, wir haben den falschen Tunnel genommen. Sie liegen ja direkt nebeneinander, und wahrscheinlich haben wir uns wegen des Angriffs vertan.«
    Fluchend warf Tiny einen Blick zurück auf den Weg, den sie gekommen waren, seufzte dann und meinte resigniert: »Wir müssen unsere Schritte zurückverfolgen und überprüfen, ob wir uns nicht …«
    »Aber das ist doch schon vor Stunden gewesen«, protestierte Stephanie und sah sich die Karte ebenfalls an. »Dann müssten wir ja fast bis ganz zum Anfang zurück. Ich latsche bestimmt nicht nochmal den ganzen Weg. Und was ist, wenn du dich irrst und wir uns an einer ganz anderen Stelle verzählt haben?«
    »Wir haben uns nicht verzählt«, widersprach Mirabeau ruhig. »Wir haben beide aufgepasst. Nach der Attacke haben wir den falschen Tunnel erwischt. Es kann gar nicht anders sein.«
    »Na ja, vielleicht stimmt ja auch die Karte nicht«, beharrte Stephanie krampfhaft. »Fehler kommen vor, selbst Lucian muss so etwas ab und zu mal passieren.« Dann wurde sie trotzig, verschränkte die Arme und zischte: »Ich gehe auf keinen Fall zurück. Ihr müsst mich schon k.o. schlagen und mitschleppen, denn ich laufe ganz sicher nicht nochmal die ganze Strecke. Ich bin müde und hungrig, außerdem habe ich genug von dem Gestank hier unten. Ich brauche eine Dusche, ein Bett und eine Portion Blut. Ich will hier raus.«
    Als sie ihre Tirade beendet hatte, wurde es im Tunnel still. Stephanie schmollte, was Mirabeau nicht weiter störte, solange sie es nur schweigend tat. Ihre Gedanken kreisten um die Worte Dusche, Bett und Blut – drei Dinge, nach denen sie sich ebenfalls verzweifelt sehnte. Zwar waren sie nicht, wie Stephanie behauptet hatte, schon seit Stunden im Kanalsystem unterwegs, sondern eher anderthalb Stunden, aber wenn sie

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