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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Leben, dass sie zu seiner Gefährtin würde und seine Lügengeschichte bestätigte, derzufolge eine Gruppe marodierender Katholiken meinen Vater und meine Brüder ermordet hätte.«
    »Scheißkerl«, knurrte Tiny wieder.
    Erstaunt stellte Mirabeau fest, dass seine Wut und Unterstützung sie beinahe zum Lächeln brachten. Doch dies verging schnell wieder, als sie die Geschichte fortsetzte. »Ich dachte zuerst, meine Mutter ließe sich darauf ein. Ich betete im Stillen darum, weil ich glaubte, dass wir hinterher sicher eine Möglichkeit zur Flucht finden würden und die Wahrheit ans Licht bringen könnten. Ich glaube, sie hätte es auch getan, wenn sie nicht bemerkt hätte, wie ich aus meinem Versteck auf dem Heuboden auf sie hinabspähte. Sie richtete sich auf und sagte entschlossen ›Nein‹.
    Mein Onkel geriet außer sich vor Wut. ›Nicht einmal, um deine Tochter zu retten?‹, fragte er erzürnt und fassungslos. Meine Mutter aber wurde ganz ruhig, sah mich direkt an und erklärte: ›Meine Tochter kann sich selbst retten. Du kannst Mirabeau nicht töten. Sie ist stark und mutig. Sie wird entkommen und den Menschen berichten, was du getan hast. Dafür werden sie dich zur Rechenschaft ziehen‹.«
    »So hat sie dir mitgeteilt, was du tun solltest«, murmelte Tiny leise.
    »Ja.«
    »Wie hat dein Onkel reagiert?«, fragte er, als sie schwieg.
    »Er brüllte ›Ich werde sie in dem Bett, in dem sie jetzt gerade schläft, abschlachten‹ und drückte meiner Mutter sein Schwert an die Kehle. Doch die lächelte mich nur aufmunternd über seine Schulter hinweg an und sagte ›Versuch es nur! Aber ich schwöre dir, dass du scheitern wirst. So sehr ich meine Tochter auch liebe, ich werde keine Sekunde lang auch nur so tun, als wäre ich deine Lebensgefährtin. Niemals wirst du so von mir denken oder mich auf diese Art berühren dürfen‹.«
    Mirabeau verfiel in Schweigen und hing der Erinnerung an diesen Augenblick nach. Tiny drückte ihre Hand und fragte flüsternd: »Hat er sie umgebracht?«
    Mirabeau schüttelte den Kopf und wischte mit der freien Hand eine Träne weg, die sich aus ihrem Augenwinkel gestohlen hatte. »Nein. Sie hat es selbst getan.«
    »Was?«, fragte er verblüfft. »Aber wie? Warum?«
    Resigniert hob Mirabeau die Schultern. »Das warum erklärt sich dadurch, dass sie zwar beide Unsterbliche waren, mein Onkel aber, obwohl er meine Mutter nicht mental kontrollieren konnte, trotzdem der Stärkere von ihnen beiden war. Meine Mutter wusste, dass er sie vergewaltigen und quälen würde und ich dann sicher versuchen würde, ihr zu helfen und mich so in Gefahr brächte. Darum …« Mirabeau atmete tief ein. »Sobald sie das letzte Wort ausgesprochen hatte, packte sie seine Hand mit dem Schwert, riss es an ihren Hals und warf sich der Klinge entgegen. Sie hat sich selbst mit dem Schwert geköpft.«
    »Oh, mein Gott«, hauchte Tiny und schüttelte dann matt den Kopf. »Ich hätte nicht geglaubt, dass so etwas möglich ist. Allein wegen der Kraft, die man dafür braucht, sowohl körperlich als auch seelisch.«
    »Wir sind stark«, erklärte Mirabeau schlichtweg, obwohl sie das Erlebnis damals selbst schockierend gefunden hatte. Sie hatte sich auch nicht vorstellen können, dass jemand dazu fähig sein könnte. Aber ihre Mutter war eben genauso wie Marguerite gewesen: eine starke Frau, die alles schaffte, was sie sich in den Kopf setzte. Wahrscheinlich hatte ihre Mutter nach dem Tod ihres Lebensgefährten ohnehin keine Perspektive mehr gesehen. Einen Gefährten zu finden, war etwas Besonderes, und ohne einen solchen konnte das Leben sehr einsam werden.
    Mirabeau verdrängte den Gedanken und gestand Tiny: »Als sie es tat, schrie ich los. Glücklicherweise presste mir Frederique sofort die Hand auf den Mund, und mein Onkel schrie vor Zorn so laut, dass er das leise Geräusch, das ich verursachte, überhörte. Er raste und tobte, doch wir blieben in unserem Versteck, bis er den Stall verließ, um mich zu suchen. Dann krochen wir vom Heuboden. Ich befahl Frederique zu verschwinden, bestieg ein Pferd und floh. Die Männer meines Onkels kampierten in den Wäldern rund um die Burg. Als sie mich entdeckten, nahmen sie die Verfolgung auf. Wahrscheinlich hätten sie mich auch erwischt, wenn nicht plötzlich Lucian aufgetaucht wäre. Er und mein Vater waren beide Pferdenarren und gut miteinander befreundet. Er war auf dem Weg nach La Roche, um sich ein Pferd anzusehen, als er zufällig Zeuge wurde, wie die Männer meines

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