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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Onkels versuchten, meiner habhaft zu werden.«
    »Und er hat sie erledigt«, sagte Tiny leise.
    »Ja. Sie und meinen Onkel.«
    Tiny nickte und ließ Mirabeau einige Minuten in Ruhe. Dann fragte er: »Und was unternehmen wir im Hinblick auf unsere Lebensgemeinschaft, Mirabeau La Roche?«

10
    Mirabeau sah Tiny schockiert an und spürte, wie die Panik in ihr aufstieg. Mit dieser unverblümten Frage hatte sie nicht gerechnet und erwiderte grob: »Was meinst du damit? Ich habe nie behauptet, dass wir Lebensgefährten seien. Wie kommst du auf die Idee …«
    »Als du im Schlafzimmer versucht hast, meine Gedanken zu lesen, hat das offensichtlich nicht funktioniert«, unterbrach Tiny sie ruhig. »Ein weiterer Hinweis ist, dass du wieder normale Nahrung zu dir nimmst. Und ich bin mir sicher, dass das, was ich da gestern Abend oder heute Morgen oder wann auch immer im Bett mit dir gespürt habe, gemeinsame Lust war.«
    »Ihr zwei habt es letzte Nacht getan?«, quakte Stephanie vom Rücksitz.
    Mirabeau fuhr herum. Die Kleine trug noch immer die Kopfhörer. Mirabeaus Verwirrung darüber, wie sie es trotzdem geschafft haben konnte, sie zu belauschen, stand ihr wohl ins Gesicht geschrieben, denn Stephanie verdrehte die Augen.
    »Ich brauche doch meine Ohren nicht, um Gedanken zu hören«, sagte sie laut. In den Kopfhörern dröhnte Filmmusik.
    »Schon, aber das, was du gehört hast, haben wir laut gesagt«, murmelte Tiny.
    »Und zuerst denkt ihr das, was ihr dann laut aussprecht«, erklärte sie ungerührt und schüttelte dazu den Kopf. »Also wirklich, dieser Lebensgefährten-Humbug macht aus Erwachsenen Vollidioten. Ich meine, du lieber Himmel, Dani ist immerhin Ärztin, aber seit sie Decker getroffen hat, kommt sie mir ziemlich hirnlos vor. Und ihr zwei seid auch nicht besser.« Erneut schüttelte sie den Kopf, legte eine neue DVD in den Player und brummelte: »So werde ich niemals werden. O nein, auf keinen Fall.«
    Mirabeau ließ sich seufzend in den Sitz fallen. Teenager waren schon wirklich eine Plage. Erstaunlich, dass ihre Eltern freiwillig mehr als ein Kind bekommen und sich dazwischen auch keine angemessene Pause gegönnt hatten … ein Jahrtausend oder so. Die Stunden, die sie bisher mit dem Mädchen verbracht hatte, hatten sie überzeugt, dass man schon verrückt sein musste, um Kinder zu wollen. Klar, die Babys von anderen waren immer niedlich und knuddelig, aber die nahmen die Eltern dann auch irgendwann wieder mit nach Hause. Wenn man sie dagegen vierundzwanzig Stunden am Hals hatte, machten sie ständig in die Windeln, spuckten einen an und schrien unaufhörlich … bis sie irgendwann groß wurden und zu naseweisen Teenagern mutierten.
    »Wem willst du denn hier was vormachen?«, bemerkte Stephanie belustigt. »Vergiss nicht, dass ich deine Gedanken lesen kann. Du magst mich.«
    Mirabeau zog eine Grimasse, ließ sich aber auf keine Diskussion ein. Trotz ihrer Großmäuligkeit mochte sie die Kleine tatsächlich . Sie erinnerte sie an ihr eigenes jugendliches Ich. Sie hätte sich allerdings eher die Zunge abgebissen, als es offen zuzugeben – aber da Stephanie jetzt auf dem Rücksitz zu schmunzeln begann, hatte sie diesen Gedankengang offenbar sowieso schon mitbekommen. Mirabeau verzog genervt das Gesicht.
    »Und?«, meldete sich Tiny wieder.
    Mirabeau begriff, dass er das Thema nicht auf sich beruhen lassen würde. Das Problem bei der Sache war nur, dass sie selbst nicht weiterwusste. Wenn sie ehrlich war, dann musste sie sich eingestehen, dass das, was Stephanie in der letzten Nacht gesagt hatte, stimmte. Der Verlust ihrer Brüder und ihrer Eltern hatte zwar schrecklich wehgetan, doch trotzdem wollte sie auf keinen Fall die gemeinsamen Jahre mit ihnen missen. Wollte sie sich Tiny also tatsächlich entgehen lassen, aus Angst, ihn eines Tages wieder zu verlieren? Was möglicherweise sowieso niemals geschehen würde. Genauso gut konnte sie als Erste das Leben verlieren. Oder sie starben gemeinsam.
    Allerdings ging es bei der Entscheidung, ob sie beide Lebensgefährten werden sollten, nicht allein um sie. Auch Tiny musste eine Wahl treffen. Schließlich hatte er noch eine Familie. Zwar würde er sich nicht sofort von ihr abwenden müssen, doch mit der Zeit musste er sich dann doch langsam von ihr trennen, schon um zu verschleiern, dass er nicht mehr alterte.
    »Was gedenkst du denn zu tun?«, stellte sie die Gegenfrage.
    »Ich weiß es nicht«, gestand er Mirabeau mit einem schiefen Grinsen. »Vor vierundzwanzig

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