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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Lächeln.
    »Ihr steht euch sehr nah«, stellte sie fest – und der Gedanke schmerzte sie.
    »Ja«, bekannte er und fügte mit einem Seitenblick hinzu: »Sie werden dich mögen.«
    Mirabeau hielt seinem Blick für eine Weile stand, wandte sich dann von ihm ab, sah aus dem Fenster und versuchte, ihre aufgewühlten Gedanken zu ordnen. Sie hatte bisher die Folgen, die eine mögliche Lebensgemeinschaft nach sich ziehen würde, nur von ihrem eigenen Standpunkt aus betrachtet, hatte ausschließlich ihre eigenen Ängste davor berücksichtigt, ihn in ihr Herz einzulassen und ihn dann eines Tages wieder zu verlieren – wie ihre Familie. Doch was er dafür aufzugeben hätte, hatte sie nicht bedacht. Und dass er zu diesem Opfer möglicherweise überhaupt nicht bereit wäre.
    »Erzähl mir von deiner Familie«, forderte er sie unvermittelt auf.
    Mirabeau musterte ihn scharf und wandte sich dann wieder ab. »Was willst du hören? Sie sind tot.«
    »Ja«, erwiderte er leise. »Marguerite hat erzählt, dass dein Onkel sie ermordet hat. Erzähl mir, wie es passiert ist … und warum.«
    Mirabeau starrte schweigend aus dem Fenster, doch sie nahm die anderen Autos und die Landschaft, die an ihr vorbeizog, nicht wahr. In Gedanken war sie wieder in Frankreich, im Jahr 1572. Eine seltsame Zeit.
    »Mein Vater und mein Onkel wurden beide im dreizehnten Jahrhundert von einem Abtrünnigen gewandelt«, begann sie schließlich. »Glücklicherweise wurden sie nicht zur Rechenschaft gezogen, als man den Abtrünnigen irgendwann gefangen nahm und tötete, denn sie waren ja erst frisch gewandelt und hatten sich keiner Verbrechen schuldig gemacht.«
    »Wie Leighs Freund Danny?«, erkundigte sich Tiny.
    Mirabeau nickte schweigend, räusperte sich und erzählte weiter. »Vor der Wandlung standen sich die beiden sehr nah, und auch nachher hielt das noch eine Weile an. Doch dann lernte mein Vater meine Mutter kennen. Sie wurde seine Lebensgefährtin, und die beiden hatten nur noch Augen füreinander. Wie das bei Lebensgefährten eben so ist. Dann kamen in schneller Folge meine drei Brüder und schließlich auch ich auf die Welt. Mein Onkel und mein Vater entfremdeten sich dadurch.«
    »In schneller Folge?«, hakte Tiny verwundert nach. »Ich dachte, man muss zwischen den Kindern jeweils hundert Jahre warten?«
    »Also, ja, ich meine, mein ältester Bruder kam1255 , gleich nachdem sie ein Paar geworden waren. Nach hundert Jahren wurde dann sofort mein zweiter Bruder geboren, und so weiter. Sie haben keine Zeit verschwendet. Ich wurde 1555 geboren, beinahe auf den Tag genau einhundert Jahre nach meinem jüngsten Bruder.
    »Aha«, murmelte Tiny.
    »Jedenfalls waren sie sehr glücklich. Wir alle waren glücklich, nur mein Onkel offenbar nicht. Er hatte seine Lebensgefährtin nicht gefunden und war eifersüchtig auf meinen Vater, der meine Mutter und uns Kinder hatte, Wohlstand und einen Titel. Er wollte das alles für sich … inklusive meiner Mutter. Wahrscheinlich hat er sich ausgerechnet, dass die Massaker von St. Bartholomew eine gute Tarnung für sein Vorhaben wären.«
    »Entschuldige bitte«, unterbrach Tiny sie sanft, »Marguerite hat diese Massaker ebenfalls erwähnt, aber ich weiß leider nicht, was das eigentlich bedeutet.«
    Mirabeau runzelte die Stirn. Es wollte ihr einfach nicht in den Kopf, dass etwas, das ihr Leben so tiefgreifend geprägt hatte, den meisten Sterblichen heutzutage kein Begriff mehr war. Es fiel ihr schwer hinzunehmen, dass dieser Wendepunkt in ihrem Leben für die meisten anderen bedeutungslos war. Resigniert erklärte sie: »Die Massaker von St. Bartholomew waren ein chaotisches Ereignis. Sie haben eine lange Vorgeschichte, doch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war die Hochzeit zwischen der Katholikin Marguerite de Valois, der Schwester des Königs von Frankreich, und dem Protestanten Henry de Navarre. Die Bevölkerung von Paris hing mit tiefer Überzeugung dem römisch-katholischen Glauben an und war also den Hugenotten gegenüber feindlich eingestellt. So wurden damals in Frankreich die Protestanten genannt«, erläuterte sie schnell, bevor er nachfragen musste. »In den sechs Tagen, die auf die Hochzeit folgten, geschahen ein paar Dinge, die die Stimmung in der Stadt anheizten. Am 23. August schließlich wurden die Stadttore von Paris verriegelt, und ein römisch-katholischer Mob machte in den Straßen Jagd auf Protestanten und metzelte sie nieder. Tausende wurden ermordet, darunter viele Frauen und

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