Ein Vampir für jede Jahreszeit
ein paar Bier«, bot DJ an. Er hatte Tinys Gedanken gelesen.
Als er aufstand, nickte Victor. »Bring mir bitte auch eins mit. Ich hole Gläser.«
DJ verschwand durch eine Tür ins Untergeschoss, und Victor werkelte in der Küche herum. Tiny blieb mit dem Mann namens Harper allein.
»Du bist Mirabeaus Lebensgefährte«, sagte er zu Tiny.
Tiny nickte langsam. »Sieht ganz danach aus.«
»Gratuliere. Wie steht es mit deiner Gesundheit?«
»Gut«, entgegnete Tiny etwas irritiert.
»Dein Herz?«
Tiny war verwundert, erklärte jedoch bereitwillig: »Stark wie bei einem Ochsen – zumindest dem Ausdauertest zufolge, den ich letzten Monat beim Arzt absolviert habe.«
Harper lächelte wehmütig. »Dann lass dich nicht von deinen Ängsten vor der Zukunft einschüchtern. Eine Lebensgefährtin zu haben, ist selten und wunderbar. Pack’ die Gelegenheit beim Schopf. Du wirst es nicht bereuen.«
Dann erhob er sich und verließ mit einem knappen Nicken den Raum. Tiny sah ihm verwundert hinterher.
»Harper hat seine Gefährtin verloren. Er nimmt es ziemlich schwer«, raunte Victor, als er wieder ins Esszimmer zurückkehrte. »Aber er hat recht. Lass dir von deinen Ängsten nicht das Glück nehmen, dass du mit Mirabeau erleben kannst.«
»Das werde ich nicht«, entgegnete Tiny leise und meinte es ernst. Obwohl er sich wegen seiner Familie durchaus Sorgen machte, fühlte er sich so stark zu Mirabeau hingezogen, dass er nicht mehr dazu in der Lage war, sich ihr zu entziehen.
Tiny nahm das leere Glas, das Victor ihm anbot, und dankte ihm höflich. Eigentlich trank er Bier lieber direkt aus der Flasche, aber anstandshalber würde er diesmal ein Glas benutzen.
»Eigentlich trinke ich auch lieber aus der Flasche«, gestand Victor, der Tinys Gedanken gelesen hatte.
Tiny lächelte schwach und musste wieder einmal daran denken, wie schön es wäre, ein Unsterblicher zu sein und seine Gedanken vor dem Zugriff Außenstehender abschotten zu können.
»Ich wollte nur ein guter Gastgeber sein«, erklärte Victor sarkastisch und nahm Tiny das Glas wieder aus der Hand. »Aber auf diese Art muss man hinterher keine Gläser spülen.« Er erhob sich schwungvoll, um die Gläser zurückzubringen. »Das Telefon steht auf der Theke. Es ist kabellos. Wenn du in Ruhe telefonieren möchtest, kannst du auch damit nach draußen gehen.«
»Danke«, sagte Tiny erneut und nahm sich das Telefon.
»Sieht ganz so aus, als hättest du hier gleich zwei Marguerites«, sagte Mirabeau zu Stephanie. Mabel und Elvi hatten sich kurz entfernt, um aus einer Vielzahl von Shampoos und Spülungen die geeignete für Mirabeaus Haar zu finden, das laut ihrem Urteil durch die Entfernung der Haarteile »gestresst« war. Die beiden waren schon ein tolles Paar – witzig, fürsorglich und liebevoll. Während sie an Mirabeaus Haar gearbeitet hatten, hatten sie sich ständig mit Stephanie beschäftigt, ihr viele Fragen gestellt und sie immer ins Gespräch miteinbezogen.
Das Mädchen quittierte Mirabeaus Bemerkung mit einem Augenrollen, aber wahrscheinlich tat sie nur so genervt. Insgeheim gefielen ihr die beiden.
»So, wir haben beschlossen, dass dies hier die beste Wahl ist«, verkündete Elvi und hielt Mirabeau ein Set aus Shampoo und Spülung hin. »Möchtest du die Haare in der Dusche waschen oder lieber im Waschbecken?«
»Im Waschbecken genügt«, brummte Mirabeau, und ehe sie sich versah, eilten die beiden Frauen schon an ihre Seite, um ihr zu helfen. So viel Aufmerksamkeit war sie überhaupt nicht gewohnt. Als sie endlich fertig war und die Haare abtrocknen konnte, fühlte sie sich erleichtert. Sie gab etwas Gel ins Haar, um es in seinen stachligen Urzustand zurückzuversetzen.
Dann präsentierte sie sich den Damen. Mabel meinte anerkennend: »Meine Güte. Die Frisur steht dir aber wirklich gut, Liebes. Die rosa Spitzen sind wirklich auffällig. Mir gefällt’s.«
»Ja, sieht wirklich schön aus«, pflichtete Elvi ihr bei. Dann richtete sich ihr Blick auf etwas hinter Mirabeau, und sie fragte: »Wie gefällt sie dir, Tiny?«
Mirabeau warf einen Blick über die Schulter und registrierte überrascht, dass Tiny sie von der Tür aus beobachtete.
»Ich finde, Mirabeau sieht immer wunderschön aus«, sagte er andächtig. »Aber so gefällt sie mir am besten. Der Look passt zu ihr.«
Elvi strahlte. »Tiny McGraw, in dem Augenblick, als ich dich in New York kennengelernt habe, wusste ich, dass du ein intelligenter Mann bist.«
Mirabeau stellte mit Erstaunen
Weitere Kostenlose Bücher