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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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»Sieh an, das ist aber eine schöne Auswahl. Du bist ein wahrhafter Glückspilz, Jonathan!«
    Alices Onkel beugte sich mit einem Grunzen ebenfalls über die Liste. »Die Hälfte dieser Weiber sind hasenzähnige Hexen oder echte Drachen. Nichtsdestotrotz bleibt noch eine ansehnliche Auswahl übrig.«
    »In der Tat«, pflichtete ihm Lady Fairley bei. »Möglicherweise lassen sich einige Kandidatinnen von vornherein ausschließen. Sollen wir sie einmal durchgehen?« Da niemand widersprach, machte sie es sich auf der Decke bequem und begann, die Namen zu verlesen.
    Alice hörte sich schweigend die Aufzählung der heiratsfähigen Frauen an und stellte überrascht fest, dass Lady Fairley zu jeder Dame eine wohlwollende Bemerkung abgab. Einige der Mädchen waren tatsächlich reizend, oder zumindest in Hinsicht auf Charakter und Aussehen annehmbar, doch die meisten der Damen, die Lady Fairley so lobte, waren … eigentlich gar nicht lobenswert. Entweder kannte Lady Margaret die Damen bei Hofe nicht besonders gut, oder aber es war ihr egal, welche von ihnen ihr Sohn heiratete. Eine furchtbare Vorstellung, doch Alice zwang sich, ihre Gedanken für sich zu behalten. Schließlich ging sie das überhaupt nichts an.
    Als allerdings Heloise von Brock an die Reihe kam, und Lady Fairley die Frau als »freundliches Mädchen« bezeichnete, konnte sie nicht länger an sich halten und murmelte diskret: » Freundlich ist gut. Sie war zu beinahe jedem Mitglied der königlichen Wache ›freundlich‹.«
    Obwohl sie nur geflüstert hatte, war Jonathan der Kommentar sehr zu ihrem Leidwesen nicht entgangen und er brach in schallendes Gelächter aus.
    Lady Fairley bedachte sie mit einem abschätzigen Blick. Alice richtete sich sofort kerzengerade auf und bemühte sich, unschuldig auszusehen. Sie hatte den Verdacht, dass ihr dies völlig misslang. Überraschenderweise kam ihr der Onkel zu Hilfe, indem er Lady Fairley anstupste und neugierig nachfragte: »Wer steht denn noch auf der Liste, Margaret?«
    Alice bemerkte, wie sich Jonathan versteifte, als ihr Onkel seine Mutter vertraulich beim Vornamen ansprach. Sie seufzte still in sich hinein. Wie lächerlich das alles doch war.
    »Lady Rowena«, las Lord Jonathans Mutter vor und sah dann lächelnd auf. »Oh, sie ist so ein entzückendes, junges Ding und hat so einen angenehmen Charakter. Jonathan, du solltest sie unbedingt in die engere Auswahl nehmen.«
    Jonathan wartete ab, bis sich seine Mutter wieder in die Liste vertieft hatte, um Alice mit einem fragenden Blick zu bedenken. Sie zögerte, denn sie wollte keinesfalls unhöflich erscheinen oder etwas sagen, was ihr erneut Lady Fairleys schweigende Missbilligung einbrächte. Doch dann beschloss sie, dass es einfach gemein sei, wenn sie die anderen nicht vor Lady Rowena von Wilcox warnen würde. Die Frau war ein Schätzchen, doch ihr Äußeres ließ stark zu wünschen übrig. Rowena wog ungefähr soviel wie Onkel James ’ beste Kuh – und mit ihren großen, schielenden Glupschaugen sah sie derselben unglücklicherweise auch noch ein wenig ähnlich. Aus einem schalkhaften Impuls heraus nickte Alice, blies die Backen auf und ahmte das Schielen der armen Rowena nach.
    Wieder prustete Jonathan los, womit er sich erneut den Missmut seiner Mutter zuzog. Die ältere Dame runzelte verdrossen die Stirn und Alice senkte reumütig den Kopf und war froh, als Lady Fairley mit der Liste fortfuhr.
    Erst drei Namen später wagte sie es, wieder aufzusehen. Lady Fairley pries eben Lady Blanche für ihr sanftes und freundliches Wesen. Jonathan hob erneut fragend die Brauen.
    Alice antwortete mit einem Schulterzucken. Lady Blanche war ihr bislang noch nicht vorgestellt worden. Im Gegenzug hob und senkte Jonathan die Brauen, deutete mit dem Daumen auf sich selbst und nickte dazu. Alice fasste das als Zeichen dafür auf, dass er die Frau kannte, oder zumindest schon von ihr gehört hatte. Ihre Vermutung bestätigte sich, denn Jonathan vollführte nun eine Imitation der betreffenden Dame, indem er die Unterlippe einsog, den Unterkiefer zurückzog und so seine Schneidezähne entblößte. Dazu schielte er fürchterlich.
    Alice konnte sich nicht zurückhalten und lachte lauthals auf. Er sah einfach zu albern aus. Sie versuchte, sich zu beherrschen und legte schnell die Hand auf den Mund. Lady Fairley sah wieder von der Schriftrolle auf, und Alice duckte sich schuldbewusst.
    »Nun«, verkündete die Frau ungehalten und rollte das Pergament, aus dem sie vorgelesen

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