Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft
aus.«
»Jawohl, das rote war das Beste«, stimmte ihm Eirik zu. »Es hatte ein hübsches Gesicht, dieses Schaf!«
»Ich mag es, wenn an Frauen was dran ist«, bemerkte Isleif. »Aber ich finde auch, das goldene Kleid stand dem Schaf nicht. Ein blaues wäre schön gewesen.«
Ich schüttelte verwundert den Kopf, aber das kam öfter vor, wenn ich mit den Wikingern redete. »Ich weiß ja, dass damals alles anders war, aber ich kann nicht glauben, dass dein Schwiegersohn Sex mit einem Schaf hatte!«
»Es war ein Mutterschaf, kein Bock«, beeilte sich Isleif zu erklären.
»Macht das denn einen Unterschied?«, fragte ich.
»Für den Bock schon«, entgegnete Eirik weise.
Die anderen nickten.
»Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas mal sagen muss, aber Sodomie gehört ab sofort auch zu den Themen, über die wir nicht sprechen, okay?«
»Wie du wünschst«, sagte Eirik achselzuckend. »Obwohl Isleif viele amüsante Geschichten über … «
»Ich will sie nicht hören!«, sagte ich nachdrücklich.
Zu meinem Verdruss klopfte er mir begütigend auf die Schulter, als wäre meine Aufregung völlig unbegründet. »Du ruhst dich jetzt erst mal ein bisschen aus, jungfräuliche Göttin. Wenn du uns brauchst, sind wir sofort da.«
»Tja, ich kann es versuchen, aber es werden wohl ein paar Bilder in meinem Kopf herumgeistern, die ich so schnell nicht loswerde«, murmelte ich vor mich hin, als die Wikinger gingen.
Die Stille, die eintrat, als sie weg waren, war überwältigend. Ich sah mich im Wohnwagen um und suchte etwas, womit ich mich beschäftigen konnte. Dabei stellte ich fest, dass meine Mutter sich eine neue Kaffeemaschine und einen Laptop zugelegt hatte. Davide, ihr dicker schwarz-weißer Kater war nicht da, aber wenn meine Mutter tatsächlich übers Wochenende weggefahren war, hatte sie ihn wahrscheinlich bei jemandem in Pflege gegeben. Ich nahm mir vor herauszufinden, bei wem, und wollte ihn später abholen.
»Dann hasst er mich vielleicht, aber wenigstens habe ich dann in meinem trostlosen, unerträglichen Leben ein bisschen Gesellschaft«, sagte ich, und das leise Echo meiner Stimme in dem leeren Wohnwagen zwang mich in die Knie.
Ich war nur noch ein Häufchen Elend, denn ich musste mir eingestehen, dass ich den größten Fehler meines Lebens gemacht hatte. Dass Ben und alle anderen von mir erwartet hatten, einfach zu akzeptieren, was das Schicksal uns vor die Füße geworfen hatte, wurmte mich zwar immer noch, aber es war ganz allein meine Entscheidung gewesen, die Beziehung zu beenden.
Und nun, da mir klar wurde, was ich verloren hatte, war es zu spät.
Ich heulte mir die Seele aus dem Leib. Dann blieb ich noch eine Weile mit einem heftigen Schluckauf auf dem Boden liegen und fragte mich, was ich tun sollte, nachdem ich aus meinem Leben einen einzigen Scherbenhaufen gemacht hatte.
»Ohne ihn weitermachen«, sagte ich mit einer Stimme, die genauso hohl und leer war wie mein Herz.
6
Ich brauchte eine Weile, um mich zu sammeln und frisch zu machen, damit niemand merkte, dass ich einen Riesenheulanfall hinter mir hatte, aber eine Stunde nach unserer Ankunft auf dem Markt verließ ich den Wohnwagen von Peter Sauber und seinem Sohn Soren, der an der Universität Marburg studierte.
»Das sieht meiner Mutter einfach nicht ähnlich«, sagte ich noch einmal zu Peter, der mich nach draußen begleitete. »Es muss einfach so sein, dass Loki sie in seiner Gewalt hat. Besonders, nachdem er versucht hat, mich zu entführen. Und weil er mich nicht kriegen konnte, hat er sich meine Mutter geschnappt.«
Peter rieb sich das Gesicht, und ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn geweckt hatte. Er war der Zauberer des Gothic-Markts, den er zusammen mit seiner Schwester Absinthe betrieb. Seine Show bestand überwiegend aus spektakulären Illusionen, zum Beispiel verwandelte er sein Pferd Bruno in einen Zuschauer, aber ab und zu praktizierte er auch echte Magie und zeigte Nummern, von denen man eine Gänsehaut bekam. »Möglich, aber warum sollte er das tun?«
»Um sich an mir zu rächen, nehme ich mal an.«
Peter schnaubte. »Wenn er das wollte, hätte er es schon vor Jahren getan.«
Ich runzelte die Stirn und dachte darüber nach. Es stimmte, dass Loki schon viele Gelegenheiten gehabt hätte, mich anzugreifen, wie er es angedroht hatte. Warum hatte er sich meine Mutter ausgerechnet jetzt geholt und nicht schon früher?
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Peter. Wenn Loki sie nicht hat, wo ist sie
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