Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft
mich am Handgelenk fest und öffnete langsam meine Faust, um sich den Verband anzusehen, den Imogen und Peter mir angelegt hatten.
»Du hast dich geschnitten. Das habe ich mir gedacht.«
»Nimm gefälligst deine Griffel von mir, du schleimiges, schmieriges … «
»Stück Scheiße, ja, ich weiß. Hübsche Alliteration. Hör auf, dich zu wehren, Francesca. Ich möchte mir deine Verletzung ansehen. Ich tue dir nicht weh.«
Ich hörte auf herumzuzappeln – allerdings nicht, weil er es gesagt hatte, sondern weil mir bei dem Anblick, wie er sich über meine Hand beugte und vorsichtig den Verband entfernte, ein Schluchzer die Kehle zuschnürte. »Warum bist du hier?«, fragte ich mit belegter Stimme.
Er fuhr sanft mit den Fingerspitzen über die Schnittwunden in meiner Hand. Die Berührung schmerzte nicht, sondern erzeugte eine große Wärme, die sich auf meinen ganzen Arm auszubreiten schien. »Ich musste einfach kommen. Ich konnte den Ausdruck in deinen Augen nicht ertragen.«
»Ach was! Wie außerordentlich empfindsam von dir! Ich frage mich, warum du nicht an meine Gefühle gedacht hast, als du mit Naomi ins Bett gestiegen bist. Wann war das, Ben? Einen Monat nachdem ich Schluss gemacht habe? Eine Woche? Ein paar Minuten?«
Er sah mich mit unergründlicher Miene an. »Bist du jetzt fertig?«
»Ja. Aber nur, weil … « Mein Blick fiel auf unsere Hände, und der Kloß in meinem Hals wurde immer dicker. »Weil ich dir gesagt habe, du sollst dir eine andere suchen.«
»Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du jemals so etwas gesagt hast.«
»Nicht wortwörtlich, aber das bedeutet Schlussmachen in der Regel.« Ich sah ihn mit Tränen in den Augen an. »Ich habe andere Männer nicht mal angesehen.«
»Ich weiß.«
Ich sah ihn verwirrt an, und er wischte mir mit dem Daumen eine Träne von der Wange. »Woher?«
Er schwieg einen Moment. »Du bist meine Auserwählte, Francesca. Nein, jetzt geh nicht gleich wieder an die Decke! Ich werde nicht mit dir über den Sinn oder Unsinn dieses Sachverhalts diskutieren und auch nicht darüber, dass du, ohne es zu wollen, an mich gebunden bist. Ich sage nur, dass du meine Auserwählte bist, und daher bin ich für dein Wohlergehen verantwortlich. Ich weiß, dass du dich mit keinem anderen Mann getroffen hast, weil es mir so zugetragen wurde.«
Es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, was seine Worte bedeuteten. »Du hast jemanden auf mich angesetzt? So was wie einen Privatdetektiv?«
»Ich habe einen Freund gebeten, auf dich zu achten«, entgegnete er vorsichtig.
»Und dieser Freund hat dir auch von meinen Verabredungen berichtet? Besser gesagt, von meinen nicht stattgefundenen Verabredungen?« Ich wusste nicht, ob ich wütend über seine unglaubliche Arroganz war oder gerührt. Beides, befand ich nach kurzer Überlegung.
»Er hat sich natürlich für die Leute in deinem Leben interessiert, also auch für Freunde oder Sexualpartner, wenn es welche gegeben hätte.«
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Ich hatte mittlerweile solche emotionalen Extreme erlebt, dass ich nicht gedacht hatte, noch mehr Schmerz empfinden zu können.
Ich hatte mich getäuscht. »Na, es hat deinem Ego bestimmt unheimlich geschmeichelt, dass kein anderer Mann an dich heranreichen konnte! Nur mal so aus Neugier: Wie lange bist du jetzt mit Naomi zusammen?«
Seine Augen wurden dunkler. »Sechs Monate.«
»Herzlichen Glückwunsch! Und nun schaff deinen verdammten Arsch hier raus!«
»Meinen verdammten Arsch?« Er sah mich mit einem schiefen Grinsen an. »Zum Glück fluchst du immer noch nicht.«
»Nein, tue ich nicht, und jetzt gib mir meine Hand wieder!« Ich versuchte, sie ihm zu entziehen, aber er hielt stur mein Handgelenk fest.
»Nur, wenn du mich anfasst.«
Ich glotzte ihn an. Mit weit aufgerissenen Augen. »Glaubst du etwa, ich hole dir einen runter? Hast du sie nicht mehr alle? Hast du so ein übersteigertes Selbstbewusstsein, dass du denkst, du könntest dir alles erlauben?«
Nun gingen seine Mundwinkel beide nach oben. Ich ermahnte die innere Fran, nicht ständig auf Bens Mund zu schauen und daran zu denken, dass er sich schon sechs Monate nach dem Ende unserer Beziehung eine Neue gesucht hatte. »An der Brust, habe ich gemeint, aber wenn du mich woanders anfassen willst, habe ich auch nichts dagegen. Francesca, ich habe dich nicht betrogen. Das glaubst du zwar, aber der Schein trügt. Fass mich an!«
»Nein!« Ich befreite meine Hand aus seinem Griff und starrte
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