Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft
Auserwählte, und nicht mehr daraus wird?«
»Dann werden wir sehen, wie wir das regeln. Wenn du mich loswerden willst, werde ich mich nach deinem Wunsch richten«, sagte er, und ich spürte, wie ein Stück von dem Eissplitter, der in meinem Herz steckte, dahinschmolz.
»Du kannst natürlich nicht mit mir und Naomi gleichzeitig zusammen sein. Es versteht sich ja wohl von selbst, dass ich nicht teile.«
Ben sagte nichts, legte nur die Hand unter mein Kinn und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss, der den, den ich initiiert hatte, vergleichsweise harmlos erscheinen ließ. Sein Geschmack rief unzählige Erinnerungen an die Vergangenheit in mir wach und so viele Fantasien, die in den langen Jahren ohne ihn in meinem Kopf herumgegeistert waren. Seine Zunge war so energisch und herrisch, wie ich sie in Erinnerung hatte, und ich genoss es unendlich, ihn zu riechen, zu spüren und zu schmecken. Ein paar Sekunden lang vergaß ich alles andere und schwelgte einfach in dem Gefühl, ihn in meinen Armen zu halten.
Unvermittelt überkam ihn ein gewaltiger Hunger und drängte ihn, sich zu nehmen, was er brauchte, und sein Urverlangen zu stillen. Ich saugte einen Augenblick an seiner Unterlippe und gab sie wieder frei, um den Kopf etwas zur Seite zu drehen. »Du bist hungrig.«
Er stöhnte, während er meinen Hals mit kleinen Küssen verwöhnte, und seine Begierde übertrug sich auf mich, bis ich vor Leidenschaft regelrecht brannte.
»Mach schon, Ben! Unsere Zukunft ist zwar ungewiss, aber ich kann dich zumindest nähren.«
Er hielt meine Arme fest umklammert, während er meinen Hals mit glühenden Küssen bedeckte, bis er seinen Mund schließlich fest auf einen Pulspunkt presste. Mein Herz schlug so laut, dass ich glaubte, der ganze Markt könnte es hören.
Trink, Ben!
Ich spürte seine spitzen Zähne auf meiner Haut und machte mich auf den Biss gefasst. Doch er machte sich mit einem verzweifelten Knurren von mir los, ging schwer atmend zur Tür und lehnte sich mit der Stirn dagegen.
Ich starrte ihn an, zuerst überrascht, dann gekränkt. Wollte er etwa nicht von meinem Blut trinken?
»Und wie ich es will!«, sagte er mit rauer, angespannter Stimme. »Du liebe Güte, Fran, wie kannst du glauben, dass ich etwas anderes will, als mich endgültig mit dir zu vereinigen? An nichts anderes habe ich in den letzten fünf Jahren gedacht! Aber ich kann es nicht. Nicht jetzt. Nicht, solange … «
Ich war verletzt und verwirrt. Ben sah mich nicht an. Er stand mit gesenktem Kopf an der Tür, und seine Körpersprache verriet Zorn und Frustration. »Imogen hat mir mal erklärt, dass du nie wieder Blut von jemand anderem trinken kannst, wenn du dich einmal von mir genährt hast. Dass dann jedes andere Blut giftig für dich ist. Du willst mein Blut nicht trinken, weil du dich dann nicht mehr von Naomi nähren kannst, nicht wahr? Ist das der Punkt, Ben? Du willst lieber von ihr trinken als von mir?«
Er ließ die Schultern sinken. »Ehrlich gesagt will ich dich jetzt, nachdem ich dich wiedergesehen habe, mehr, als ich jemals etwas in meinem Leben gewollt habe.« Er drehte sich zu mir um, und die Qualen, die er litt, standen ihm ins Gesicht geschrieben. »Aber ich kann nicht von deinem Blut trinken. Noch nicht. Bitte versuch das zu verstehen.«
Ich sah ihn an, den Mann, den ich nie gewollt hatte, der mich herumschubste und mich verrückt vor Verlangen machte, zugleich aber auch das fast überwältigende Bedürfnis in mir weckte, erneut vor dem Schmerz davonzulaufen, den er mir bereitete. Er hatte mir das Herz gebrochen. Er sagte, er begehre mich, aber er wollte nicht mit mir zusammen sein. Er sehnte sich danach, mein Blut zu trinken – und nach der Bindung, die dadurch entstand – , aber er weigerte sich trotzdem, es zu tun.
Ich hätte ihm sagen sollen, dass ich jemandem, der Geheimnisse vor mir hatte, nicht vertrauen konnte.
Ich hätte ihn rauswerfen sollen.
Ich hätte ihn ein für alle Mal aus meinem Leben verbannen sollen.
Doch ich fragte nur: »Was soll ich tun?«
»Mir vertrauen.« Er blieb an der Tür stehen und sah mich mit seinen nun mahagonifarbenen Augen an. Er sah so gut aus, dass es beinahe wehtat. Er war alles, was ich mir je von einem Mann gewünscht hatte, alles, wovon ich jemals geträumt hatte. Dunkel wie die Nacht und doppelt so gefährlich.
Er liebte mich nicht. Ich hatte ihn gefragt, und er, der verpflichtet war, mir die Wahrheit zu sagen, hatte die Frage nicht bejaht. Konnte ich ihm vertrauen, obwohl wir
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