Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft
uns jetzt in zwei Gruppen aufteilen, können wir uns den Süden und den Osten vornehmen. Und danach können wir … «
Ich hielt inne, denn die Mienen der drei Wikinger verfinsterten sich zusehends.
»Wie lautet dein Befehl? Was sollen wir tun?«, fragte Isleif.
Ich schüttelte den Kopf und schaute bedrückt auf meinen Würstchenteller. »Suchen bringt nichts. So werden wir ihn nicht finden, oder?«
»Nein«, antwortete Eirik. »Loki ist ein übler Gauner, jungfräuliche Göttin. Auch sein Sohn ist nicht so leicht aufzuspüren. Loki bekommt man nur mit List und Tücke zu fassen.«
»Und warum habt ihr mich dann den halben Tag in der Stadt herumrennen lassen?«, fragte ich verärgert, doch im nächsten Moment tat es mir schon leid, dass ich die drei so angefahren hatte. »Entschuldigt bitte. Ich habe kein Recht, sauer auf euch zu sein.«
»Du wolltest die Stadt absuchen, also haben wir die Stadt abgesucht«, sagte Eirik. »Es steht uns nicht zu, dir zu widersprechen.«
»Ihr wollt, dass ich das Vikingahärta benutze, nicht wahr?«, sagte ich und hatte plötzlich keinen Appetit mehr. Ich schob meinen Teller weg. Wenn ich noch ein paar Tage mehr mit den Wikingern verbringen würde, hätte ich bald vielleicht nicht mehr so viel Ähnlichkeit mit einem Rugbyspieler …
»Jawohl, das wäre das Beste.«
»Dann muss ich es mir von Imogen holen.« Ich ließ mich gegen die Rückenlehne sinken. »Ich habe wohl keine andere Wahl. Ich hatte gehofft, meine Mutter und Loki ohne es zu finden, aber ihr hattet vermutlich von Anfang an recht.«
»Es ist dein Vikingahärta«, sagte Isleif und strich sich über seinen langen geflochtenen Bart. »Warum willst du es nicht benutzen?«
Ich schwieg einen Moment und suchte nach den richtigen Worten, um meine Besorgnis zu erklären. »Als ich es damals benutzt habe, um Loki zu rufen, hat er mir Rache geschworen. Mir war nicht klar gewesen, dass es ziemlich gefährlich für mich ist, das Vikingahärta zu benutzen, weil es ihm früher gehört hat und ihm daher seine Kräfte innewohnen.«
»Ah, verstehe«, sagte Eirik. »Du hast Angst, dass er einen Fluch über dich ausspricht, wenn du es noch einmal benutzt.«
Bei dem Wort »Fluch« zuckte ich zusammen. Mit solchen Dingen war nicht zu spaßen.
»Du brauchst keine Angst haben«, sagte Finnvid und warf sich in die Brust. »Wir werden dich vor Loki beschützen.«
»Jawohl!«, riefen Eirik und Isleif im Chor.
Ich war gerührt. »Vielen Dank! Es bedeutet mir sehr viel, dass ihr mir beisteht. Dann verschwende ich jetzt am besten keine Zeit mehr und hole das Vikingahärta. Wenn ihr mit dem Essen fertig seid, gehen wir zurück zum Markt.«
»Geh du allein«, sagte Eirik und winkte ab. »Wir müssen erst noch einen Bogenmacher finden. Der Mann in dem Ninjaladen hat gesagt, in München gebe es einen. Wir fahren mit dem Zug hin und besorgen uns die Bolzen für unsere Walther-Armbrüste.«
Ich wollte ihnen schon sagen, dass sie sich die Mühe sparen konnten, aber dann kam mir in den Sinn, dass es gar nicht so schlecht war, sie eine Weile los zu sein. Ihre Hilfe brauchte ich nämlich gar nicht, wenn ich das Vikingahärta benutzte, sondern vielmehr die eines gut aussehenden Vampirs, der auf mich aufpasste, wenn ich Loki in die Verbannung schickte und ihn zuvor zwang, meine Mutter freizulassen – falls er oder sein Sohn sie tatsächlich verführt hatten.
Wir vereinbarten, uns am nächsten Morgen zu treffen, und nachdem ich meine Wikinger noch einmal an die Regeln in Bezug auf Plünderungen und andere Formen der Gewalt erinnert hatte, fuhr ich mit dem Taxi zurück zum Markt.
Imogen war nicht in ihrem Wohnwagen, als ich sie nach meinem Vikingahärta fragen wollte. Auch auf dem Marktgelände fand ich sie nirgends. Ich sprach kurz mit ein paar Leuten, an die ich mich noch von früher erinnerte, und trank Tee mit Tallulah, einer Zigeunerin, die als Medium arbeitete. Ich fand sie einerseits ziemlich einschüchternd, wäre andererseits aber glücklich gewesen, wenn ich nur halb so viel Selbstbeherrschung gehabt hätte wie sie.
»Es tut mir so leid, dass Wennie gestorben ist«, sagte ich, als ich ihren Wohnwagen wieder verließ. »Aber es ist toll, dass du Davide bei dir aufgenommen hast. Ich übernehme ihn natürlich gern, wenn du ihn und seine Marotten leid bist.«
Der verwöhnte Kater meiner Mutter saß auf der Wohnwagentreppe, hatte den Schwanz elegant um seine Pfoten gelegt und sah mich völlig gelangweilt und überheblich an.
»Nein, gar
Weitere Kostenlose Bücher