Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft
nicht reden«, unterbrach ich ihn rasch und scheuchte die beiden Wikinger nach draußen. »Fort mit euch!«
Sie trollten sich, aber Eirik konnte es sich nicht verkneifen, Ben noch einmal einen drohenden Blick zuzuwerfen.
11
»Dank sei Gott und der Göttin und allen kleinen Naturgeistern«, sagte ich und seufzte erleichtert. »Ich mag die drei wirklich, aber manchmal gehen sie einem auf die Nerven.«
Du hättest sie in die Walhalla schicken sollen, wie ich gesagt habe.
Ich weiß nicht, ob ich das tun würde, selbst wenn ich es könnte. Ich werde Hilfe brauchen, was Loki angeht, und ich habe das Gefühl, dass sie mir in dieser Hinsicht noch nützlich sein werden.
Unsinn. Ich kümmere mich um Loki.
Kaum hatte er es gedacht, merkte ich, wie Ben mein Gesicht aufmerksam studierte. Ich sah ihn aus dem Augenwinkel an. Was hast du gerade gesagt?
Er seufzte. »Hältst du mir jetzt wieder einen Vortrag darüber, dass du keinen Aufpasser brauchst?«
Ich lachte. »Nein! Versteh mich nicht falsch – ich habe mich nicht urplötzlich in ein schwaches Weibchen verwandelt, das seine Probleme nicht geregelt kriegt, aber selbst wenn ich das Vikingahärta hätte, bräuchte ich Hilfe bei Loki. Und da du mir schon mal gesagt hast, dass du mir hilfst, ihn zu erledigen, gibt es auch jetzt nichts, worüber ich mich aufregen könnte, oder?«
»Nein, gar nichts«, entgegnete er und verzog spöttisch den Mund. »Aber du hast dich wirklich verändert. Du bist natürlich kein schwaches Weibchen geworden, doch vor fünf Jahren hättest du dich wochenlang mit mir gestritten, bevor du mir erlaubt hättest, dir zu helfen. Heute gefällst du mir besser.«
Ich erinnerte mich noch sehr gut an unsere Streitereien darüber, dass Ben meine Probleme immer für mich hatte regeln wollen. »Als ich Europa verlassen habe, hat Imogen etwas zu mir gesagt, das mir im Gedächtnis geblieben ist. Sie hat mich gefragt, ob ich dich wirklich zu jemandem machen will, der du gar nicht bist. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, was sie meinte. Du bist, wie du bist, und daran kann ich nichts ändern«, erklärte ich. »Nicht dass ich will, dass du dich änderst! Das habe ich nie gewollt«, schob ich errötend nach, und mein Atem ging etwas schneller. »Ich mag dich so, wie du bist. Und ich bin zwar alles andere als hilflos, aber mir ist bewusst, dass du das Bedürfnis hast, mich zu beschützen, und das weiß ich zu schätzen, solange du nicht übertreibst.«
Er sah mich mit großen Augen an. »Wer bist du, und was hast du mit meiner Auserwählten gemacht?«
Ich lachte. »Ich habe dich furchtbar gequält, nicht wahr?«
»Na ja, du schienst mich einfach nicht zu verstehen.«
»Das habe ich wohl auch nicht«, sagte ich nachdenklich und erinnerte mich daran, dass ich Bens Beschützerinstinkt immer als sehr unterdrückerisch empfunden hatte.
Er verzog das Gesicht und ergriff meine Hand. »Es war meine Schuld. Du hast so erwachsen gewirkt, dass ich vergessen habe, dass du emotional noch nicht bereit für das warst, was ich von dir wollte.«
»Ben … « Ich biss mir auf die Lippen. Ich hatte eine drängende Frage, wusste aber nicht, wie ich sie formulieren sollte, ohne als komplette Idiotin dazustehen.
»Du kannst mich alles fragen, was du willst.« Er beugte sich vor, um mich zu küssen. Es war nur ein kleiner Kuss, aber in ihm steckte so viel Leidenschaft, dass mir vor Erregung ganz warm wurde.
»Was hast du in den vergangenen fünf Jahren gemacht?« Die Worte purzelten einfach so aus meinem Mund, als wäre ich immer noch eine linkische Siebzehnjährige, und meine Direktheit und die Tatsache, dass Ben ganz genau wusste, was ich meinte, waren mir furchtbar peinlich.
Er schwieg so lange, wie ich brauchte, um bis zwanzig zu zählen. »Ich habe überlebt.«
Ich legte eine Hand auf seine Brust und spürte erneut die Finsternis in seinem Inneren; eine tiefe, unergründliche Schwärze, die mich, wäre ich an seiner Stelle, in den Wahnsinn getrieben hätte. Doch es gab auch kleine Lichtblicke in dieser Finsternis. Einer davon war die Hoffnung, dass ich zu ihm zurückkehren würde, und ich spürte, dass sie sich inzwischen dauerhaft in einem Winkel seiner Seele eingenistet hatte. Ich lächelte ihn an, biss ihn zärtlich in die Unterlippe und nährte diese Hoffnung, bis sie so hell funkelte wie ein Stern am Nachthimmel.
Mit einem Stöhnen, das tief aus seiner Brust kam, ließ er seine Hände über meinen Rücken wandern und zog mich an sich.
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