Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft
kreisen.
»Warum machen sie so ein Theater?«, fragte ich David. Ich war inzwischen wieder aufgestanden, damit mir die Beine nicht einschliefen. »Ich dachte, bei einer Orgie ziehen sich alle aus. Was sollen diese Gewänder?«
»Wenn der Tyro beginnt, wird man vermutlich nicht mehr viel von den Gewändern sehen«, entgegnete er trocken.
Missmutig schaute ich in Bens Richtung. Ich konnte nicht erkennen, ob er unter dem Gewand alles ausgezogen hatte oder ob er seine Hose noch trug, und ich ärgerte mich über mich selbst, weil es mir so wichtig war. Es stimmte zwar, dass ich mich in ihn verliebt hatte, aber deshalb musste ich ja nicht gleich komplett durchdrehen.
Naomi flüsterte Ben etwas ins Ohr und streifte seinen Schritt mit der Hand.
Das Vikingahärta in meiner Hand wurde warm, als ich mir vorstellte, wie sie als Tintenfisch mit einer leprösen Fäule an den Saugnäpfen aussehen würde, aber als ich mir gerade ausmalte, wie ihr die Tentakeln abfielen, wurde ich von der Ankunft zweier Männer aus meiner Träumerei gerissen. Einer von ihnen hatte eine Halogentaschenlampe in der Hand.
Sie wurden begeistert von den anderen in Empfang genommen, und wenig später trugen auch sie lange Gewänder.
»Ist er das?«, fragte ich David. Wir hatten unsere Position verändert und waren ein Stück um die Lichtung herumgegangen, sodass wir nun gegen die Windrichtung standen.
Ein dünner Lichtstrahl, der auf den Baum fiel, hinter dem wir in Deckung gegangen waren, ermöglichte es mir, Davids Gesicht zu sehen. Er reckte schnuppernd den Kopf in die Höhe. »Ja, das ist Luis.«
»Du kannst ihn riechen?«
»Natürlich. Jedes Mitglied meines Rudels hat einen anderen Geruch.«
Ich wollte gerade fragen, wie sie rochen, doch in diesem Moment stellte sich der Neuankömmling, der wahrscheinlich Isaak war, in die Mitte der Gruppe, hob die Arme und machte eine allgemeine Anrufung. Als er damit fertig war, wendete er sich Naomi und Ben zu.
Ich beugte mich etwas vor, um besser hören zu können, was er sagte.
»Wir haben heute ein volles Programm, also legen wir gleich los. Wir wollen heute ein neues Mitglied in unsere Gruppe aufnehmen. Benedikt ˇ Oerny, tritt vor und empfange den Segen des Tyro.«
Ben ging in die Kreismitte, und plötzlich warfen alle ihre Gewänder ab und enthüllten jede Menge nacktes Fleisch in verschiedenen Farben und Formen – von mager bis wohlbeleibt.
»Beim Mond und den Sternen am Himmel!«, sagte ich und blinzelte einige Male.
»Du wirst unseren neuen Bruder in der Gruppe willkommen heißen, Naomi.«
Naomi nahm Ben an die Hand und führte ihn zu den Decken. Alle anderen blieben im Kreis stehen, ganz offensichtlich, um ihnen zuzusehen.
Ich sprang abermals auf. Das Vikingahärta in meiner Hand war glühend heiß, und mein Herz klopfte so laut, dass ich dachte, Ben würde es hören.
David packte mich an den Armen. »Nun warte doch mal ab, Fran. Bitte. Für Luis!«
Zähneknirschend kauerte ich mich wieder hin und sah weg, als Naomi Ben das Gewand auszog. Aber ich konnte es nicht aushalten, das Schlimmste nicht mitzubekommen, also schaute ich wieder hin. Naomi zeigte lachend auf Bens Jeans. »Ist das nicht süß? Er geniert sich! Keine Sorge, mein Schatz. Nach dem Tyro sind alle Hemmungen dahin!«
Und schon machte sie den Reißverschluss seiner Hose auf und zog sie herunter.
»Rache ist böse, Rache ist böse«, murmelte ich vor mich hin, während Ben widerstrebend einen Fuß nach dem anderen hob, damit Naomi ihm die Hose ausziehen konnte.
Sie streckte die Hand nach seinem Penis aus, aber er hielt sie fest und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie lachte wieder, und es klang so schrill, dass ich eine Gänsehaut auf den Armen bekam.
»Der arme Ben hat seit gestern nichts mehr gegessen!«, rief sie. »Er sagt, er braucht erst eine Stärkung, sonst klappt es nicht. Spricht etwas dagegen, wenn ich ihn zuerst noch nähre?«
»Aber beeilt euch!«, sagte der Mann, der Micah hieß, und begrapschte die Brüste von einer der Frauen.
»Lasst euch bloß nicht durch meinen Hunger vom Feiern abhalten«, sagte Ben und ging mit Naomi an den Rand der Lichtung. Sie schlang einen Arm um seine Taille und bot ihm ihren Hals an, aber er ergriff ihre Hand und beugte sich über ihr Handgelenk.
»Sehr clever«, sagte David leise. »So gewinnt er ein bisschen Zeit.«
»Aber er kann nicht den ganzen Abend trinken«, entgegnete ich. Während ich Naomi und Ben beobachtete, hatte ich so viele finstere Gedanken, dass meine
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